Viele Sportler tauchen nach dem Training ins eiskalte Wasser ab. Forscher wollen nun herausgefunden haben, dass Eisbaden zwar wirkt, um die Muskeln zu entspannen – jedoch nur bei Männern. Was dahintersteckt und was das für Frauen bedeutet.
Nach dem Schwitzen schnell ins eiskalte Fass? Dieser Fitnesstrend könnte für Frauen über eine schnelle Erfrischung hinaus nicht viel Wirkung entfalten. Das legt eine Studie eines Teams der Fachhochschule Südschweiz nahe, die im Fachblatt „PLOS One“ veröffentlicht wurde.
In einem Experiment mit 30 gesunden Frauen ließen sich mit Blick auf die Erholung der Muskeln nach dem Sport keine deutlichen Unterschiede nach einem „Cold Plunge“, also einem kurzen Abtauchen in sehr kaltes Wasser, feststellen.
Um das Eisbaden nach dem Workout ist in den vergangenen Jahren eine Art Hype entstanden, der in der Fitnessszene auch stark beworben wird. Durchgeschwitzte Sportlerinnen und Sportler beißen die Zähne zusammen und springen in mit eiskaltem Wasser gefüllte Fässer oder Tauchbecken. Auch Popstar Lady Gaga begibt sich nach ihren Shows ins Eisbad, wie sie auf ihrem Instagram-Kanal preisgibt.
Muskelkater bekämpfen und Stoffwechsel ankurbeln
Das reduziere den Muskelkater, beschleunige die Erholung und kurbele möglicherweise sogar den Stoffwechsel an – so heißt es zumindest, wenn man den Werbeversprechen glaubt oder sich mit einer oberflächlichen Internetsuche schlaumachen will.
Für Männer sei der Effekt auch teils nachgewiesen, schreibt das Schweizer Forschungsteam. Frauen seien jedoch in der Sport- und Medizinforschung generell unterrepräsentiert – so auch bei dieser Frage.
Um die Lücke zu schließen, ließen Vanessa Wellauer und ihr Team die Frauen alle das gleiche Workout-Programm absolvieren: 20 Sprünge auf beziehungsweise von einer 60 Zentimeter hohen Box, sogenannte Drop-Jumps – und davon fünf Wiederholungen. Nach diesem Programm tauchten die Frauen – zufällig in Gruppen eingeteilt – entweder in ein kaltes oder ein warmes Bad ab, eine dritte Gruppe nahm gar keines.
Im Anschluss untersuchte das Team über bis zu 72 Stunden lang den Prozess der Erholung bei den Frauen – sie beobachteten etwa die Schwellung von Muskeln am Knie oder fragten Muskelkatersymptome ab.
Eisbaden bei Frauen mutmaßlich keinen Mehrwert
Zwar ließen sich zwischen den Gruppen Unterschiede bei der Sauerstoffsättigung der Muskeln oder den Körpertemperaturen feststellen, jedoch nicht bei der Erholung von Muskelschäden. Daraus schließt das Forschungsteam, dass Eisbäder – mit Blick auf Muskelschäden – für Frauen mutmaßlich keinen wirklichen Mehrwert haben.
Die Autoren führen allerdings Einschränkungen an: So könne möglicherweise der Hormonspiegel von Frauen bei der Wirkung eine Rolle spielen. In welcher Zyklusphase sich die Probandinnen befanden, wurde in der Studie nicht berücksichtigt. Auch Vorerfahrungen oder Einstellungen wurden nicht untersucht, obwohl der Placebo-Effekt eine Rolle spielen könne.
Der Sportmediziner Wilhelm Bloch von der Deutschen Sporthochschule Köln hält zudem die Art des Workouts für nicht optimal ausgewählt: „Das Problem ist die Art der Schädigung.“ Die „Drop-Jumps“ sorgten für eine Art von Muskelschäden, bei der Tauchgänge wenig Wirkung hätten, sagte Bloch.
Larissa Schwedes, dpa/wb