Der Eichenprozessionsspinner breitet sich in Deutschland verstärkt aus. Das Insekt war vor allem in Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern aktiv, nun habe es sich auch in Sachsen etabliert, heißt es vom Waldschutzinstitut des Julius Kühn-Instituts.
Grund dafür ist laut den Experten auch die Klimakrise, denn der Eichenprozessionsspinner liebt die Wärme. Wie auch bestimmte Mücken- und Zeckenarten profitiert das Insekt deshalb von den seit Jahren steigenden Temperaturen.
Der Prozessionsspinner ist ein Nachtfalter, der von Ende Juli bis Anfang September fliegt und seine Eier bevorzugt auf frei stehenden Eichen ablegt. Die braun-gelben oder grau-schwarzen Raupen schlüpfen Mitte bis Ende April und fressen nachts. Sie leben in Kolonien und reihen sich bei Ortswechseln wie bei einer Prozession auf – daher ihr Name. Ihre Nester sind runde Gespinste, die die Größe eines Fußballs erreichen können.

Eichenprozessionsspinner an einem Baum in Rühen im Landkreis Gifhorn (Niedersachsen): Die Raupen besiedeln Eichen, schädigen diese und sorgen durch ihre Brennhaare für gesundheitliche Gefahren
Foto: Foto Huebner / picture allianceDie Befallssituation in den Bundesländern sei sehr unterschiedlich. Die Schäden, die der Nachwuchs des Schmetterlings an Eichen im Wald und in Siedlungen verursacht, seien aktuell weniger akut als die gesundheitlichen Auswirkungen auf Menschen und Tiere.
Jucken, Schwellungen, Asthmaanfälle
Gefährlich sind die feinen Brennhaare des Eichenprozessionsspinners. Sie werden ab dem dritten Larvenstadium gebildet, brechen leicht ab und enthalten das Nesselgift Thaumetopoein. Vom Wind können sie über weite Strecken verbreitet werden. Mithilfe ihres Widerhakens setzen sich die Härchen in der menschlichen Haut fest und verursachen Juckreiz, Schwellungen sowie vereinzelt Asthmaanfälle. Das Thaumetopoein-Gift verstärkt die Symptome der sogenannten Raupendermatitis. Auch Augenreizungen sind möglich.
Seit Mitte der Neunzigerjahre tritt der Prozessionsspinner verstärkt in Deutschland auf. Unter anderem in Sachsen-Anhalt wird ein Bezug zum Klimawandel festgestellt: »Dies ist vor allem dadurch zu erklären, dass der mittlerweile deutlich frühere Austrieb der Eiche aufgrund gestiegener Temperaturen der Entwicklung des Eichenprozessionsspinners nach Eiablage entgegenkommt«, heißt es aus dem dortigen Landwirtschaftsministerium.
Würmer als Gegenmittel
Viele Regionen versuchen derzeit, die Ausbreitung des Insekts zu verhindern. So setzt der Landkreis Lüneburg in Niedersachsen seit drei Jahren mit Erfolg sogenannte Nematoden ein. Diese winzigen Fadenwürmer werden lebendig auf die Baumkronen gespritzt und bekämpfen die bis zu drei Zentimeter langen Raupen.
»Die Nematoden sind ein natürliches Mittel, das für Menschen ungefährlich, nicht umweltschädlich ist und gegenüber 90 Prozent der Population der Eichenprozessionsspinner wirkt«, erklärt Jens-Michael Seegers, Leiter des Betriebes für Straßenbau und -unterhaltung. Da die kleinen Fadenwürmer lichtempfindlich sind, wird nach Sonnenuntergang gesprüht.