Es wird eine Art Endspiel um die Play-offs mit Benfica. In Lissabon trifft Bayer 04 dabei auch auf José Mourinho. Das Aus im Halbfinale der Europa League 2023 gegen dessen damaligen Klub AS Rom gilt dennoch als Schlüsselmoment für Leverkusens Entwicklung. Auch jetzt besitzt das Duell richtungsweisende Bedeutung.

Im Halbfinale der Europa League 2023 musste sich Bayer Mourinhos Römern geschlagen geben. IMAGO/Eibner
Wenn Bayer 04 am Mittwoch bei Benfica antritt, stellt diese Partie für den Werksklub eine ganz besondere dar. Denn obwohl erst der 4. Spieltag in der Liga-Phase der Champions League ansteht, ist der Druck, der auf dem Team von Trainer Kasper Hjulmand lastet, mindestens genauso groß wie die Aussicht auf 90 Minuten in einer extrem stimmungsgeladenen Arena.
"Beides ist da, ohne Frage", räumt Simon Rolfes am Rande des Abschlusstrainings in Leverkusen am Dienstag ein, "ich habe schon vor vielen Jahren auch in Lissabon gespielt. Es ist eine super Stimmung, ein tolles Stadion, das ist wunderbar und das ist auch Champions League. Deswegen ist die Vorfreude groß, aber natürlich auch (der Druck, Anm. d. Red.), dass wir jetzt nach den beiden Unentschieden, wo wir vielleicht bei einem zumindest auch hätten gewinnen können, dass wir jetzt mit einem Sieg aus Lissabon nach Hause kommen - und dafür treten wir an."
Endspiel: Nur ein Sieg zählt
Leverkusen hat bislang erst zwei Punkte gesammelt, Benfica noch gar keinen. Es ist ein "Endspiel". Auch wenn es rechnerisch noch keine Entscheidung geben kann, ist allen bei Bayer 04 bewusst, dass nur ein Sieg die Aussichten auf den Einzug in die Play-offs wirklich bewahrt. "Ich glaube, dass dass wir dann mit einem Sieg auch sehr, sehr gute Chancen haben. Natürlich werden dann auch die Spiele sieben und acht mit Sicherheit für uns wichtig werden. Das ist klar", sagt >Rolfes mit Blick auf die Vorsaison, "da lagen die Vereine so nahe beieinander. Und deswegen, müssen wir dranbleiben."
Die Variante, dass Bayer nicht gewinnen könnte und damit vor dem Aus stünde, kommentiert Rolfes so: "Dafür braucht man kein Mathematik-Studium, dass es dann schwerer wird, aber trotzdem gibt es auch dann Möglichkeiten, ohne Frage." Der Partie verbal noch mehr Bedeutung zu verleihen, ergibt aus Sicht des Managers natürlich auch keinen Sinn.
Das ist ein schönes Beispiel, wie viel Energie man aus einer unglaublichen Enttäuschung ziehen kann.
Zusätzliche Brisantz birgt das Duell mit Benfica ohnehin, da nach der Lissaboner Auftakt-Niederlage in der Champions League gegen Qarabag Agdam (2:3) José Mourinho das Traineramt beim Traditionsklubs übernahm. Mit dem Portugiesen verbindet Bayer unliebsame Erinnerungen: das Scheitern im Halbfinale der Europa League 2023. Ein Ereignis, das als extrem wichtig für die folgende Entwicklung eingeordnet wird.
Damals kam Bayer gegen eine extrem destruktiv und unerträglich auf Zeit spielende AS Rom nach einer 0:1-Niederlage im Olympiastadion im Rückspiel in der BayArena nicht über ein 0:0 hinaus. Doch der Erfolg der Mourinho'schen Destruktivität wurde für Bayer zum Schlüsselerlebnis für die darauffolgende Double-Saison.
"Das war wirklich eine bittere Niederlage", ordnet Rolfes das damalige Unentschieden treffend ein, "das ist ein schönes Beispiel, wie viel Energie man aus einer unglaublichen Enttäuschung ziehen kann." Da das frustriende Erlebnis nachhallte und der Stachel, der tief in der Wunde saß, zum großen Ansporn wurde.
"Die Emotionen, die da entstanden sind, haben uns sehr geholfen"
"Das war ja kein Spiel, das wir nach zwei, drei Tagen irgendwie abgehakt hatten. Das hat wirklich Wochen, vielleicht Monate gesessen, weil wir das Gefühl hatten, dass wir wirklich die Chance hatten, die Europa League zu gewinnen", erinnert sich Rolfes an diesen wegweisenden Moment, "das war ein unglaublicher Ansporn auch für die Saison danach von der ersten Sekunde, vom ersten Trainingstag an. Manchmal brauchst du diese Momente, um was Großes zu erreichen. Das war mit Sicherheit dieses Halbfinale '23. Von daher: Die Emotionen, die da entstanden sind, die auch bitter waren, haben uns sehr geholfen."
Nach dem Mourinho-Frust holte Bayer in der folgenden Saison das Double und zog bis ins Finale der Europa League ein. Dass ein Misserfolgserlebnis am Mittwoch im Estadio da Luz eine ähnliche Erfolgsgeschichte einleitet, darf man nicht erwarten. Weshalb niemand bei Bayer wirklich auf eine sich wiederholende Geschichte im Duell mit José Mourinho setzt. Einfach ein Sieg würde schon reichen gegen Benfica, um die Hoffnung auf die Play-offs zu wahren.
Stephan von Nocks

vor 3 Stunden
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