Doris Gercke ist tot: Bella-Block-Erfinderin im Alter von 88 Jahren gestorben

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Geboren wurde sie 1937 in Greifswald. Ihre literarische Karriere hat sie auf Umwegen gemacht: Nach einer Verwaltungslehre und Jahren als Hausfrau und Mutter legte sie mit 40 Jahren ein Begabtenabitur ab und studierte Jura. Gleich ihr erster Roman »Weinschröter, du musst hängen« wurde 1988 ein Riesenerfolg und 1993 mit Hannelore Hoger als Bella Block für das Fernsehen verfilmt. Hoger, die im Dezember 2024 starb, verkörperte die unkonventionelle Kommissarin bis zum Ende der ZDF-Reihe 2018.

Die oft streitbare Gercke verkaufte später die Rechte an der Ermittler-Figur der Filmreihe, blieb jedoch mit der Darstellerin Hoger befreundet. In ihrem Debüt-Buch schilderte die Autorin eine Atmosphäre von Trostlosigkeit, alltäglicher Gewalt und Sexismus.

Die unterhaltsamen Mittel des Kriminalromans dienten ihr auch in weiteren Bänden zu dichten, teilweise ironisch gebrochenen Milieuschilderungen – etwa in den Block-Fällen »Moskau, meine Liebe« (1989), »Kinderkorn« (1991), »Schweigen oder Sterben« (2007) und »Zwischen Nacht und Tag« (2012). Ursprünglich ließ sie sich nach eigenen Angaben dabei von Romanen Raymond Chandlers und des schwedischen Autorenpaars Maj Sjöwall und Per Wahlöö inspirieren.

Gercke schrieb außerdem – zunächst unter dem Pseudonym Marie-Jo Morell – Milena-Prohaska-Krimis (»Wo es weh tut«, 2016) um eine vorgeblich emanzipierte Antiheldin auf Selbstsuche. Auch Kinder- und Jugendbücher sowie Lyrik gehören zum Werk der Schriftstellerin.

Viele Jahre fühlte sich Gercke mit der Frauen- und der Friedensbewegung sowie dem Kampf gegen den Neofaschismus verbunden. Als junge Frau war sie in der Apo aktiv, ab 1970 in der DKP. »Ich hatte damals das Gefühl, etwas ändern zu müssen in diesem Land«, sagte sie im Jahr 2021 im SPIEGEL-Interview. Darin sagte sie auch, sie sei »letztlich durch meine Heirat in den Fünfzigerjahren Feministin geworden« – die Abhängigkeit habe sie grauenhaft gefunden (hier  können Sie das ganze Interview nachlesen).

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