Seit einem Pflichtspiel trägt die Nummer 1 im Kasten von Manchester City den Namen Gianluigi Donnarumma. Ein großer Name, ein Titelhamsterer - und doch auch immer ein Spieler, der Kritik auf sich zieht.

Beste Laune: Sein erstes Pflichtspiel für City hat Gianluigi Donnarumma ohne Gegentor überstanden. IMAGO/Visionhaus
Bereits in der 4. Minute bei seinem Pflichtspieldebüt am letzten Wochenende durfte sich Gianluigi Donnarumma auszeichnen. Und siehe da: Bei einem Schuss von Ex-Leipziger Benjamin Sesko verhinderte der italienische Nationaltorwart im Stadtderby gegen Manchester United den frühen Rückstand. Im weiteren Verlauf packte "Gigio" auch noch eine erste Glanztat im Dress seines neuen Klubs aus, entschärfte in herausragender Manier einen Volley von Bryan Mbeumo (62.).
Weil seine Kollegen Phil Foden und Erling Haaland außerdem drei Tore auf den Weg gebracht hatten, durfte sich Donnarumma im ersten Pflichtspiel für Manchester City direkt den ersten Leistungsnachweis ohne Gegentreffer ans Revers heften.
Nun wartet auf den 26-jährigen Schlussmann der erste Auftritt in der Champions League, das Heimspiel gegen die SSC Napoli und damit zugleich ein kleiner Hauch von Heimat - zumal der Keeper aus der kleinen kampanischen Hafenstadt Castellammare di Stabia nahe Neapel stammt. Laut Vincenzo Raiola, dem Neffen der 2022 verstorbenen Spielervermittler-Persönlichkeit Mino Raiola, freue sich sein Klient aber auch, dass diese CL-Partie nicht direkt im Heimatland steigt.
"Ein Anführer, manchmal vielleicht ein stiller"
"Donnarumma freut sich, gegen Napoli zu spielen, weil es natürlich immer noch Verbindungen nach Hause gibt. Gianluigi hat mir aber auch gesagt, dass er über den Umstand glücklich ist, dass das Spiel in Manchester steigt", plauderte der Berater im neapolitanischen Radiosender CRC etwas aus dem Nähkästchen. "Im Stadio Maradona wäre es für ihn schwieriger gewesen." Mit mehr Druck versehen.
In diesen Atemzügen sprach Raiola auch allgemein über den 30-Millionen-Euro-Wechsel Donnarummas am "Deadline Day" (Vertrag bis 2030) zu den Skyblues und ins Team von Trainer Pep Guardiola. Der Katalane hatte zuvor seine jahrelange Nummer 1 Ederson im ManCity-Kasten aussortiert, während Donnarumma selbst trotz herausragender Leistungen in der jüngsten Triple-Saison von PSG-Coach Luis Enrique aussortiert worden war.
"Viele Trainer waren im Laufe der Jahre schon verrückt nach Donnarumma", erzählte Raiola. "Guardiola war demzufolge sehr glücklich darüber, ihn für seinen Kader bekommen zu haben. Und abgesehen davon, wie er Gianluigi spielen lassen will, ging es ihm darum, dass er die Mannschaft aufwecken soll. Denn in Manchester braucht es jemanden, der das Team auf Trab hält und weiß, wie man die Atmosphäre anzündet."
Genau das könne sein Schützling: "Donnarumma ist ein Anführer, manchmal vielleicht ein stiller. Aber in den wichtigen Momenten sorgt er immer dafür, dass seine Stimme gehört wird. Beispiel: Vor dem Champions-League-Finale zwischen PSG und Inter (5:0; Anm. d. Red.) hat er einen Brief an all seine Teamkollegen geschrieben und es in deren Muttersprache übersetzen lassen, damit auch wirklich alles ankommt. Ousmane Dembelé hat das im Nachhinein bekannt gemacht und war beeindruckt."
"Ich verstehe die Kritik an seinem Können mit den Füßen nicht"
Was aber dem Beobachter immer wieder ins Auge sticht: Der einst mit 16 Jahren zum Serie-A-Stammspieler bei Milan aufgestiegene Donnarumma, der sich inzwischen auch als Europameister, Champions-League-Sieger und mehrmaliger Ligue-1-Meister betiteln darf, gerät abgesehen von seinen Weltklasse-Qualitäten auf der Linie auch immer wieder in die Kritik - für leichte Falleinlagen nach gegnerischen Ecken und vor allem für technische Schwächen bei der Arbeit mit dem Ball und dem damit verbundenen Spielaufbau.

Etablierte sich einst noch weit vor seinem 18. Geburtstag als Milan-Stammkraft: Gianluigi Donnarumma. picture alliance / dpa
Was auf den ersten Blick auch nicht so ganz zu einem Trainer wie Guardiola passt, der extrem viel auf Technik und Passspiel legt - und dem zu Fenerbahce weitergezogenen Brasilianer Ederson erst noch hinterhergerufen hat: "Er war der beste Spieler, den ich je im Spielaufbau gesehen habe."
Für Berater Raiola aber alles nur unnötig Hochgekochtes: "Ich gebe nichts auf Kritik, selbst Spieler wie Cristiano Ronaldo und Lionel Messi wurden kritisiert. Bei so etwas will jemand nur auf sich aufmerksam machen. Ich verstehe auch die Kritik an seinem Können mit den Füßen nicht." So schlimm von der Qualität her sei das alles für ihn nicht. "Außerdem spielt er seit zehn Jahren auf höchstem Niveau - und das ist eine bemerkenswerte Leistung.
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