In Cannes hat das weltberühmte Filmfestival begonnen, und wie jedes Jahr zum Auftakt stand auch diesmal die Verleihung der Goldenen Ehrenpalme auf dem Programm. Damit wird das Lebenswerk einer Künstlerin oder eines Künstlers geehrt. Am Dienstag wurde Schauspieler Robert De Niro, 81, diese Ehre zuteil. Und er nutzte seinen Auftritt für einen Rundumschlag gegen den US-Präsidenten.
Auf der Bühne des Festivalpalastes bezeichnete er Donald Trump als Banausen und rief das Publikum dazu auf, politisch wehrhaft sein. »In meinem Land kämpfen wir mit aller Macht um die Demokratie, die wir einst für selbstverständlich hielten«, sagte der zweifache Oscarpreisträger.
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De Niro fuhr fort: »Kunst umarmt die Vielfalt. Und deshalb ist die Kunst eine Bedrohung. Deshalb sind wir eine Bedrohung für Autokraten und Faschisten.« Amerikas »philisterhafter« Präsident habe sich selbst zum Leiter einer der wichtigsten Kultureinrichtungen ernannt, sagte De Niro – ein Verweis auf das Kennedy Center, die wichtigste nationale Kulturinstitution der USA. Dort hat Trump im Februar die Macht übernommen, mehr dazu erfahren Sie hier.
Trump habe die Mittel und die Unterstützung für die Künste, die Geisteswissenschaften und die Bildung gekürzt, sagte De Niro. »Und jetzt hat er einen 100-prozentigen Zoll auf außerhalb der USA produzierte Filme angekündigt. Lassen Sie das einen Moment auf sich wirken. Man kann Kreativität nicht mit einem Preis belegen, aber anscheinend kann man sie mit einem Zoll belegen. Das ist natürlich inakzeptabel.« (Mehr über Trumps Hollywoodzölle können Sie hier nachlesen .)
De Niro war einst als lautstarker Trump-Kritiker bekannt, er nannte ihn unter anderem schon einen Trottel, Köter und Immobiliengauner. Doch seit der zweiten Amtseinführung Trumps haben es insbesondere US-Filmstars vermieden, öffentlich politische Kritik zu üben. Auch De Niro war zuletzt erstaunlich still gewesen. Insofern sind seine Worte aus Cannes von besonderer Bedeutung.
Die Laudatio auf den 81-Jährigen hatte zuvor Leonardo DiCaprio gehalten, der seinen Schauspielkollegen als »das Vorbild« bezeichnete, »zu dem wir aufgeschaut haben«. Der 50-Jährige beschrieb De Niro so: »Er sagt nicht viel, aber wenn er es tut, ist es wichtig. Ob es um seine Freunde, seine Familie, den Kampf für unsere Demokratie oder die Unterstützung der Filmkunst geht, er ist immer dabei.«