US-Präsident Donald Trump und seine Frau, First Lady Melania, sind am Dienstagabend zu einem mehrtägigen Staatsbesuch in Großbritannien eingetroffen. Beide stiegen gemeinsam aus der Präsidentenmaschine Air Force One aus und gingen Hand in Hand die Treppe hinunter. Die britische Außenministerin Yvette Cooper begrüßte sie am Flughafen London Stansted.
Fast zeitgleich mit der Landung ließ Londons Bürgermeister Sadiq Khan im »Guardian« einen Meinungsartikel veröffentlichen, in dem er mit deutlichen Worten gegen den US-Präsidenten austeilt. Er verstehe zwar die pragmatischen Gründe, warum man gute Beziehungen zu den USA aufrechterhalten sollte, schreibt Khan . Großbritannien sollte jedoch keine Scheu haben, einen Staatschef zu kritisieren, der zusammen mit seinen Verbündeten »in den vergangenen Jahren vielleicht am meisten dazu beigetragen hat, die Flammen der spaltenden, rechtsextremen Politik weltweit zu schüren«.

Bürgermeister Khan (im Mai 2024 in London)
Foto:Chris J Ratcliffe / REUTERS
Khan kritisierte explizit Trumps Einwanderungspolitik sowie den Einsatz des US-Militärs in mehreren amerikanischen Städten. »Diese Maßnahmen stehen nicht nur im Widerspruch zu westlichen Werten – sie stammen direkt aus dem Handbuch eines Autokraten.«
Der Bürgermeister kam auch auf die rechten Proteste in London vom vergangenen Wochenende zu sprechen (mehr zum Rechtsruck in Großbritannien erfahren Sie hier ). Diese seien nicht »aus dem Nichts« entstanden, schreibt Khan. Man müsse sich gegen »reaktionäre Populisten« vereinen, die unter anderem die wirtschaftlichen Sorgen und das wachsende Misstrauen gegenüber politischen Institutionen und Medien ausnutzten – »etwas, das wir in Ländern in ganz Europa und natürlich auch in den USA beobachten können«.
Fotos von Trump mit Epstein auf Schloss Windsor projiziert
In London sorgte am Dienstagabend noch eine weitere Aktion für Schlagzeilen: Aktivisten projizierten Fotos des US-Präsidenten mit dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein auf Schloss Windsor. Wie auf Videos in sozialen Medien zu sehen war, lief eine Art Diashow mehrere Minuten lang auf einem Turm des Schlosses ab.
Die Polizei teilte am Dienstagabend mit , es habe vier Festnahmen infolge einer medienwirksamen Aktion in Windsor gegeben. »Wir nehmen jede unautorisierte Aktivität rund um Schloss Windsor sehr ernst«, sagte Chief Superintendent Felicity Parker. Die Beamten hätten schnell reagiert und die Projektion gestoppt.

Epstein-Trump-Projektion auf Schloss Windsor
Foto:Phil Noble / REUTERS
Kurz vor Trumps Ankunft in London hatten sich bereits Kritiker des US-Präsidenten vor Schloss Windsor versammelt. Sie trugen Plakate mit Aufschriften wie »Trump Go Home« oder »Release the Epstein Files«. Vereinzelt waren Trump-Unterstützer mit US-Flagge zu sehen.
Der inzwischen verstorbene US-Multimillionär Jeffrey Epstein hatte einen Missbrauchsring betrieben, dem Dutzende junge Frauen und Mädchen zum Opfer fielen. Den US-Präsidenten, der einst mit Epstein freundschaftlich verkehrte, verfolgt die Epstein-Affäre seit Wochen (mehr dazu erfahren Sie hier ).
Auch in Großbritannien ist das Thema Epstein immer wieder präsent. Der Bruder von König Charles III., Prinz Andrew, war einst mit Epstein befreundet (mehr dazu hier ). Eines der Opfer warf Prinz Andrew vor, sie als Minderjährige mehrfach missbraucht zu haben. Er stritt die Vorwürfe stets ab, eine Klage endete im Vergleich. Erst vor wenigen Tagen entließ Premierminister Keir Starmer seinen Botschafter in Washington, weil auch dieser enge Beziehungen zu Epstein gepflegt hatte.
Was für die Trumps auf dem London-Programm steht
Trumps Staatsbesuch beginnt offiziell am Mittwochvormittag auf Schloss Windsor. Dort werden er und seine Frau unter anderem mit König Charles und Königin Camilla sowie dem Thronfolgerpaar Prinz William und Prinzessin Kate zusammentreffen. Geplant sind unter anderem eine Kutschprozession, eine Militärzeremonie mit Überflug und ein Staatsbankett.
Am Donnerstag sind dann politische Gespräche geplant. Trump wird dazu von Premierminister Starmer auf dessen Landsitz Chequers empfangen. Trump ist der erste US-Präsident, dem die Ehre eines Staatsbesuchs in Großbritannien zum zweiten Mal zuteilwird.