Vor der Nations-League-Endrunde wertet der kicker die Leistungen der 52 potenziellen DFB-Schützlinge seit den März-Länderspielen aus. Dabei zeigen sich mehrere VfB-Profis in Topform, David Raum bekommt doppelte Konkurrenz - und ein BVB-Duo trumpft auf.

In guter Form, aber nicht alle im DFB-Team dabei: Nick Woltemade, Kevin Schade und Pascal Groß (v. li.). imago images (3)
Aufgeteilt nach den sieben taktischen Positionen der kicker-Rangliste checkt der kicker die aktuelle Form der deutschen Nationalspieler und jener, die es erstmals oder wieder werden wollen. Die Daten beziehen sich dabei auf alle Pflichtspiele seit den beiden Nations-League-Viertelfinalspielen gegen Italien im März. Grün signalisiert "voll in Form", Rot steht für "aktuell nicht in Form" und Gelb bedeutet "geht so". Aktuell verletzt fehlende Profis bzw. Akteure, die nach langer Verletzungspause nicht zu bewerten sind, sind gesondert markiert.
Ter Stegen feiert Comeback - Nübel sendet starke Signale
Die Nummer 1 ist zurück: Erstmals seit September 2024 steht Marc-André ter Stegen wieder im Aufgebot der deutschen Nationalmannschaft. Der Torhüter des FC Barcelona feierte Anfang Mai sein Comeback nach einer siebenmonatigen Verletzungspause. Doch der Neustart verlief nicht ganz nach dem Geschmack des 33-Jährigen: In den beiden Partien gegen Valladolid und Villarreal kam er lediglich auf drei Paraden, während er vier Gegentore hinnehmen musste. Unterdessen konnten sich seine Vertreter im Nationalteam, Oliver Baumann und Alexander Nübel, weiter in Szene setzen. Besonders Nübel präsentierte sich im Saisonendspurt in beständiger Form. Seine stärksten Leistungen zeigte der Stuttgarter in den entscheidenden DFB-Pokal-Spielen: Sowohl im Halbfinale gegen Leipzig als auch im Finale gegen Bielefeld erhielt er die kicker-Note 2. Gegen RB Leipzig wurde er sogar zum Spieler des Spiels gekürt.
Abwehr-Rochade: Tah zum FCB, Bisseck verletzt, Kehrer wieder dabei
Mit Jonathan Tah verlässt der wohl kontanteste Bundesliga-Innenverteidiger der letzten Jahre Leverkusen und wechselt zum Rekordmeister nach München. Die absoluten Highlight-Spiele fehlten zwar zum Schluss, doch immerhin sicherte er der Werkself mit seinem Tor am 32. Spieltag in der Nachspielzeit in Freiburg (2:2) noch den Rekord an ungeschlagenen Auswärtsspielen hintereinander. Elf Spiele jeweils über die komplette Distanz bestritt Tah seit Ende März.
Auf deutlich mehr Spiele, aber etwas weniger Einsatzzeit kommt Inter-Profi Yann Aurel Bisseck, der am Samstag im Champions-League-Finale nur einen achtminütigen Kurzeinsatz hatte. Die dort erlittene Oberschenkelverletzung kostete ihn die Nations-League-Teilnahme. Für ihn wurde Thilo Kehrer nachnominiert, der zwar in der Endphase der Saison für Monaco in drei Spielen nicht zum Einsatz kam, am vorletzten Spieltag jedoch als Abwehrchef das 2:0 gegen Lyon sicherte - ein Sieg, der seinem Klub die Teilnahme an der Champions League 2025/26 sicherte.
Mittelstädt und Gosens: Glanzlichter auf der linken Seite
In seiner Geburtsstadt Berlin erlebte Maximilian Mittelstädt in den vergangenen Wochen gleich zwei denkwürdige Spiele. Beim spektakulären 4:4 gegen Union im April - alle acht Treffer fielen noch vor der Pause - bereitete er das erste Tor für den VfB Stuttgart vor. Fünf Wochen später durfte er im Olympiastadion nach dem 4:2-Finalsieg gegen Bielefeld den DFB-Pokal in die Höhe stemmen. Zwischen diesen Höhepunkten zeigte Mittelstädt auch in der Liga starke Leistungen, etwa beim Saisonfinale in Leipzig. Dort lieferte er zwei Vorlagen und stellte seinen Nationalmannschaftskonkurrenten David Raum klar in den Schatten.
Ebenfalls auf der linken Außenbahn zuhause ist Robin Gosens, der in Florenz weiterhin aufblüht. Einen Doppelpack in einem Europapokal-Halbfinale können nur wenige Spieler vorweisen - Gosens gelang dies im Rückspiel der Conference League. Mit seinen beiden Treffern rettete er die Fiorentina in die Verlängerung, in der allerdings Betis das glücklichere Ende für sich hatte.
Kühle Köpfe im Saisonfinale: Groß und Stiller setzen Akzente
Mit einem starken Pascal Groß schaffte der BVB den späten Sprung in die Champions League. Auch wenn der zentrale Mittelfeldspieler am 34. Spieltag gelbgesperrt fehlte, war er einer der prägenden Akteure der Borussia. In seinen letzten drei Saisoneinsätzen bereitete er jeweils ein Tor vor und kommt damit auf insgesamt zehn Assists in der Saison.
Ebenfalls mit herausragenden Leistungen überzeugte Stuttgarts Angelo Stiller. Er ist der Taktgeber im Mittelfeld des VfB und gerade in den entscheidenden Momenten zur Stelle. Im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Leipzig erzielte er das wichtige 1:0, im Finale gegen Bielefeld glänzte er erneut: Vor dem 1:0 agierte er blitzschnell, beim 3:0 eroberte er stark den Ball gegen Großer und leitete den Treffer mit einem präzisen Pass ein - insgesamt bereitete er zwei Tore vor. Kaum zu glauben, dass er sich weniger als zwei Wochen zuvor eine Bänderverletzung am linken Sprunggelenk zugezogen hatte - eine Blessur, die ihn zur Absage für die Nations-League-Endrunde zwang.
Brandt blüht auf - Gruda trifft erstmals für Brighton
Noch zu Jahresbeginn vielfach kritisiert, entwickelte sich Julian Brandt im Saisonverlauf zu einer tragenden Säule in der Offensive des BVB. An den letzten vier Bundesliga-Spieltagen war er an neun Treffern direkt beteiligt - zwei Tore, vier Assists und drei vorletzte Pässe stehen zu Buche. Eine identische Ausbeute erzielte in diesem Zeitraum nur Bayerns Neuzugang Michael Olise. Beim Neu-Münchner Tom Bischof wechselte sich Licht und Schatten ab. Zwar traf er am 28. Spieltag beim 1:3 in Leipzig selbst und leitete in anderen Spielen zwei TSG-Treffer per Standard ein, doch insgesamt verliefen die letzten Wochen für seinen Jugendklub Hoffenheim eher ernüchternd.

Spielt Woltemade? Eure Fragen zur Nationalelf
Deutschland trifft im Halbfinale der Nations League auf Portugal. Wie stark ist die Nationalmannschaft trotz der zahlreichen Ausfälle, wie könnte ein Startelf aussehen - und welche Chancen hat die DFB-Auswahl auf das Endspiel? Ihr habt Fragen geschickt, wir geben Antworten.
03.06.25 - 12:01 Uhr 09:38 Minuten
Ein deutlich erfreulicheres Saisonfinale verzeichnete Brighton & Hove Albion in der Premier League. Mit 13 Punkten aus den letzten fünf Spielen war der Klub das formstärkste Team der Liga. Brajan Gruda, bislang meist als Ergänzungsspieler eingesetzt, erzielte in Wolverhampton sein erstes Premier-League-Tor und steuerte insgesamt drei Assists bei - unter anderem beim 3:2-Erfolg über Meister Liverpool. Ob dieser zarte Aufwärtstrend auch in der Saison 2025/26 Bestand haben wird, bleibt abzuwarten.
Schade effizient - auch Sané und Gnabry liefern im Endspurt
Kevin Schade erwischte einen guten Start in den Mai. In den Partien gegen Nottingham, Manchester United und Ipswich erzielte er vier Tore. Obwohl er in seinen übrigen sechs Einsätzen im betrachteten Zeitraum ohne Scorerpunkt blieb, beendete er die Saison mit beachtlichen elf Treffern und zwei Assists (38 Einsätze, zwölf davon als Joker).
Bei Bayern München war Michael Olise zweifellos der herausragende Flügelspieler der Saison. Doch auch Serge Gnabry und Leroy Sané sammelten im letzten Saisondrittel wichtige Torbeteiligungen. So avancierte Gnabry im Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund (2:2) mit einem Treffer und der Einleitung des ersten Bayern-Tors zum Spieler des Spiels. Leroy Sané war sogar kurz davor, die Münchner zum Meister zu schießen. Am 32. Spieltag netzte er in Leipzig zur 3:2-Führung in der 83. Minute ein - es war sein elftes Saisontor. Bis weit in die Nachspielzeit sah sich der FCB damit am Ziel, doch der späte Ausgleich von Yussuf Poulsen vertagte die Meisterschaftsentscheidung.
VfB-Duo Woltemade und Undav liefert zum Saisonfinale ab
DFB-Pokal, Nations League, U-21-EM - dieses Titel-Triple hat Nick Woltemade fest im Blick. Der erstmals für das A-Nationalteam nominierte Stuttgarter präsentiert sich aktuell in Topform: In jedem seiner letzten vier Pflichtspiele traf er für den VfB. Eine schlechtere Note als 3,5 erhielt der gebürtige Bremer zuletzt im Januar. Auch sein Sturmkollege Deniz Undav fand rechtzeitig zum Saisonendspurt zurück zur Bestform: Am 34. Spieltag in Leipzig erzielte er ein Tor und bereitete eines vor - dieselbe Ausbeute gelang ihm im Pokal-Finale in Berlin eine Woche später erneut.
Deutlich weniger Erfolgserlebnisse im Gepäck hat derzeit Niclas Füllkrug. In seinem ersten Heimspiel nach längerer Verletzungspause veränderte er mit seiner Wucht sofort die Statik in West Hams Spiel und traf nach seiner Einwechslung gegen Bournemouth prompt. Diesem Treffer vom 5. April sollte jedoch kein weiterer mehr folgen. Bis zum Saisonende kam nur noch ein Assist gegen das abgeschlagene Schlusslicht Southampton hinzu. West Ham schloss die Spielzeit enttäuschend auf Rang 14 ab.
Christoph Huber