Deutschland trocknet aus: Wo Bauern jetzt um ihre Ernte kämpfen

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Seit Februar fällt in Deutschland ungewöhnlich wenig Niederschlag. Sollte auch der Mai weitgehend regenfrei bleiben – worauf derzeit vieles hindeutet –, droht das Frühjahr 2025 das trockenste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 zu werden. Besonders dramatisch ist die Lage im Nordosten: Die Böden sind dort bereits stark ausgetrocknet, das für Pflanzen verfügbare Wasser geht rapide zurück.

Nur am Alpenrand, in Teilen der Mittelgebirge und im Nordwesten ist derzeit noch nennenswert Wasser im Boden vorhanden. Im übrigen Bundesgebiet wird es knapp. Laut dem Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) herrscht in vielen Regionen Norddeutschlands bereits Dürre – sowohl in den obersten 25 Zentimetern als auch in tiefen Bodenschichten bis 1,80 Meter. Besonders im Osten wachsen die betroffenen Flächen weiter an.

Markante Trockenheit

Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) liegt die Bodenfeuchte in weiten Teilen Deutschlands markant unter dem Durchschnitt – in bis zu 60 Zentimeter Tiefe ist die Bodenfeuchte im Verlauf der Woche in vielen Regionen um rund zehn Prozent der nutzbaren Feldkapazität gesunken. Bereits Ende April stand fest, dass Deutschland in diesem Jahr die heftigste Frühjahrsdürre seit 1931 erlebt.

Besonders stark ist die Trockenheit nördlich einer Linie von Nordwestfalen über den Harz bis in den Großraum Berlin sowie vom Saarland und Rheinland-Pfalz über Südthüringen, Franken und die Oberpfalz. Gebietsweise leicht überdurchschnittliche Werte werden hingegen für Nordhessen, Teile Thüringens, das südliche Sachsen-Anhalt, den Raum Leipzig und den Alpenrand gemessen.

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Osten nahezu ohne Regen

Die andauernde Trockenheit in Brandenburg bereitet Landwirten große Sorgen. „Wenn es jetzt wirklich nicht in den nächsten drei Wochen auch nachhaltig regnet, dann wird es richtig kritisch“, sagte Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbands Brandenburg, der Deutschen Presse-Agentur. „Wir sind seit Wochen nahezu niederschlagsfrei.“

Besonders betroffen seien Kulturen wie Mais, Sonnenblumen, Hafer und Hülsenfrüchte, die aktuell in die Erde gebracht wurden und Feuchtigkeit zum Keimen benötigen. Eine Folge der Trockenheit sei, dass die Pflanzen sehr unterschiedlich auflaufen. „Dort, wo noch etwas Feuchtigkeit im Boden ist, zum Beispiel in Senken, keimen sie, an anderen Stellen nicht. Damit bekommt man sehr unterschiedliche Bestände“, sagte der Landwirt.

Besonders betroffen von der Trockenheit sind Kulturen wie Mais, Sonnenblumen und Hafer. Hier ist ein Feld in Nieder-Erlenbach, Hessen, zu sehen.

© dpa/Boris Roessler

Zum anderen bestehe bei Jungpflanzen die Gefahr, dass ihnen jetzt das Wasser zum Weiterwachsen fehle und sie vertrocknen. Die Situation sei typisch für Brandenburgs leichte, sandige Böden – und für die Landwirte eine wiederkehrende Belastung.

„Was uns ein bisschen entgegenkommt, sind die kühlen Nächte“, sagte Wendorff. Denn dann pausiert das Pflanzenwachstum, und der Frühjahrs- und Frühsommertrieb fällt etwas gedämpfter aus.

Wetterumstellung in Sicht

Die Möglichkeiten zur Bewässerung seien begrenzt, außerdem sei das Bewässern teuer und aufwendig. „Nur etwa ein Prozent der Ackerflächen in Brandenburg kann überhaupt bewässert werden“, sagte Wendorff. Genehmigungen seien schwer zu bekommen, und der Wettbewerb um Wasser nehme zu. Trotz moderner Anbaumethoden und wassersparender Bodenbearbeitung stoße man an Grenzen.

Die Möglichkeiten zur Bewässerung von Feldern, wie hier bei Hamburg, sind in Brandenburg begrenzt. Außerdem sind sie teuer und aufwendig.

© imago/Christian Ohde/imago/Christian Ohde

Für den Mai seien mindestens ein bis zwei nennenswerte Regenereignisse nötig, sagte Wendorff – und verwies auf das altbekannte Sprichwort: „Ist der Mai kühl und nass, füllt er Scheunen und Fass.“ Tatsächlich deuten einige Wettermodelle auf eine mögliche Umstellung der Großwetterlage in der kommenden Woche hin. Wie viel Regen diese mit sich bringt, ist jedoch noch ungewiss.

Klar ist hingegen: Ein oder zwei kräftige Regenschauer werden die Trockenheit der vergangenen 14 Monate kaum ausgleichen können. Denn die Sonne steht nun hoch, die Verdunstungsrate ist entsprechend stark erhöht. Um die Dürre tatsächlich zu mildern, bräuchte es über Wochen hinweg gleichmäßig verteilte, ergiebige Niederschläge – und daran fehlt es bislang. (mit dpa)

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