Die Deutsche Bahn steht vor großen Herausforderungen: Verspätete Züge, marode Schienen und erhebliche finanzielle Verluste belasten den Konzern. Auch das Verhältnis zwischen der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und dem Vorstand der Bahn ist stark angespannt – besonders, was den Güterverkehr (DB Cargo) betrifft. Jetzt wird es in dem Streit sogar persönlich.
So kritisiert die EVG-Cargo-Chefin Sigrid Nikutta öffentlich und wirft ihr mangelnden Arbeitseinsatz vor. Zunächst berichtete die »Bild« darüber.
Auf ihrer Facebook-Seite veröffentlichte die Gewerkschaft in dieser Woche einen satirischen, erfundenen Kalendereintrag der Managerin. Überschrift: »Achtung: Kalender von Sigrid Nikutta geleakt.« Im fiktiven Tagesplan: zwei Stunden zur Vorbereitung eines LinkedIn-Posts, anschließend vier Stunden Brunch mit einer Social-Media-Agentur, danach Mittagspause. Der Termin »Cargo-Zukunftskonzept umsetzen« erscheint im gefälschten Kalender als abgesagt. An die Belegschaft gewandt, kommentiert die EVG spöttisch: »Während ihr schraubt, schweißt, hämmert, disponiert oder tonnenschwere Züge quer durch Deutschland bewegt, muss natürlich auch im Vorstand hart gearbeitet werden.«
Der Bereich DB Cargo steckt tief in der Krise – 2024 betrug der Verlust 350 Millionen Euro. Nikutta hat ein umfangreiches Sanierungsprogramm eingeleitet, das bis 2029 den Abbau von 5000 der derzeit rund 31.200 Stellen vorsieht.
Die Bahn reagierte zurückhaltend auf den persönlichen Angriff der Gewerkschaft. Eine Sprecherin des Konzerns erklärte laut Bericht: »Es handelt sich nicht um einen echten Kalendereintrag von Frau Nikutta. Die Darstellung ist frei erfunden. Der gesamte Cargo-Vorstand konzentriert sich auf die notwendige Transformation des Unternehmens. Dazu gehören auch die konstruktiven Gespräche mit den Sozialpartnern.« Juristische Schritte gegen die Gewerkschaft seien nicht geplant. Auf den Vorwurf des angeblich mangelnden Arbeitseinsatzes von Vorständin Nikutta ging das Unternehmen nicht ein.