Deshalb hat Nagelsmann kein Interesse an Zahlen

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Statistiken heißt es, würden sich gern so zurechtgelegt, wie sie passen. Die jüngste Bilanz der DFB-Elf gegen Portugal ist nicht interpretierbar. Die letzten fünf Partien, angefangen mit der Heim-WM 2006 (3:1), wurden allesamt gewonnen. Ausgerechnet Julian Nagelsmann interessieren diese Zahlen jedoch gar nicht.

 Bundestrainer Julian Nagelsmann.

Voller Fokus auf die Aufgabe und nicht auf die Statistik: Bundestrainer Julian Nagelsmann. IMAGO/Schüler

Der Bundestrainer orientiert sich grundsätzlich jeweils an den aktuellen Voraussetzungen und nicht an Vergangenem. Auf der Pressekonferenz im Bauch der Allianz Arena am Dienstagabend machte er deshalb noch einmal deutlich: "Statistiken bringen uns nichts. Für mich und auch für uns als Gruppe sind sie nicht entscheidend." Entscheidend für Nagelsmann ist weniger, ob Deutschland für Portugal ein Angstgegner ist, sondern vielmehr, wie seine Mannschaft die Portugiesen aufschrecken kann.

Portugals Champions-League-Sieger "haben vielleicht, ein, zwei Bierchen getrunken"

Das Champions-League-Finale am Samstag hatte Nagelsmann nicht live vor Ort in München, sondern aus dem Home Ground in Herzogenaurach am Bildschirm verfolgt. Er sah mit Nuno Mendes, Joao Neves und Vitinha drei Pariser Profis triumphieren, die an diesem Mittwoch ziemlich sicher zur Startelf gehören werden, mit Goncalo Ramos gehört ein vierter Champions-League-Sieger zum portugiesischen Aufgebot. "Das", sagt Nagelsmann, "kann Vor-und Nachteil sein." Einerseits weiß er, dass sie vollgepumpt mit Selbstvertrauen auflaufen werden, "es sind tolle Spieler". Andererseits "hatten sie auch mehr Belastung, und ein, zwei Bierchen werden sie vielleicht auch getrunken haben".

Nagelsmann will den Fokus auf das richten, worauf er und seine Mannschaft Einfluss haben. "Portugal hat in vielen Phasen ähnliche Ideen wie wir, sie sind gut im Ballbesitz, viel in Bewegung und haben gute Momente, in denen sie das Spiel beschleunigen. Sie haben eine gute Mischung." Konkret: Eine Handvoll Akteure, denen der 37-Jährige Hochgeschwindigkeit bescheinigt und dazu Superstar Cristiano Ronaldo, dem er auch im Alter von 40 Jahren bescheinigt, "das er im Strafraum immer noch nichts von seiner Kaltschnäuzigkeit eingebüßt hat".

"Ich hoffe, dieses Mal nimmt er nicht so viel Einfluss"

"So viele Jahre auf diesem Niveau zu spielen, ist außergewöhnlich. Er hatte in all den Jahren immer viel Einfluss auf seine Teams, sowohl in seinen Vereinen als auch bei der Nationalmannschaft." Dann macht Nagelsmann eine kurze Pause und ergänzt: "Ich hoffe, dieses Mal nimmt er nicht so viel Einfluss."

Die Statistik wäre auch in diesem Fall ein Mutmacher. Die jüngste Bilanz Portugals mit fünf Niederlagen seit 2006 ist gleichzeitig auch die Bilanz des Cristiano Ronaldo gegen Deutschland. Aber Zahlen spielen für Nagelsmann bekanntermaßen allenfalls eine untergeordnete Rolle.

Sebastian Wolff

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