Der Platz auf dem Podium im Presseraum des Home Ground war nicht zufällig für Deniz Undav reserviert. Der Stuttgarter steht am Sonntag im Spiel um Platz 3 vor einem Heimspiel. Und hätte sich dies lieber erspart.

Das Strahlen im Gesicht beim Debüt: Deniz Undav im März 2024 in Frankreich. IMAGO/Ulmer/Teamfoto
Das Reiseziel der Nationalelf war zu Beginn des Final Four der Nations League ursprünglich München. Doch statt zum Endspiel geht es schon Sonntagnachmittag (15 Uhr, LIVE! bei kicker) in Stuttgart gegen Frankreich, und mit dem Gegner schließt sich in gewisser Weise ein Kreis. Für Undav, der im März 2024 bei den Franzosen sein Länderspiel-Debüt gegeben hat. Und für die gesamte Mannschaft, die bei jenem 2:0-Auswärtssieg in Lyon den seinerzeit so wichtigen Stimmungsumschwung vor der Heim-EM eingeleitet hatte. Nach dem ernüchternden 1:2 gegen Portugal, das zeigt sich in den Tagen seit Mittwoch, geht es gegen Frankreich weniger um Platz 3 und vielmehr erneut um die Stimmung einer ganzen Fußball-Nation.
Nations League, Spiel um Platz 3
Deutliche Kritik von Sportdirektor Völler
Undav verriet während der Pressekonferenz am Freitag mit der gewohnten Offenheit, dass es Gesprächsbedarf gegeben hatte nach dem Vortrag von München. "Wir sind detailliert auf Dinge eingegangen, haben die Fehler angesprochen, vor allem aber auch das Energie-Level. Darüber hatten wir schon direkt nach dem Spiel in der Kabine geredet. Wir sind nicht an die 100 Prozent gekommen. Deshalb wollen wir am Sonntag gewinnen, an allererster Stelle aber steht die Leistung." Weil von dieser - wie im März vor eineinhalb Jahren gegen Frankreich - wieder die Grundstimmung abhängen wird.

"Komplett falsche Einschätzung": Die Gründe für die DFB-Niederlage gegen Portugal
Wieder kein Titel im eigenen Land: Die Niederlage der deutschen Nationalmannschaft gegen Portugal hat ein Jahr vor der Weltmeisterschaft Schwächen aufgedeckt. Welche Schuld Trainer Julian Nagelsmann trifft und warum die Qualitätsdichte im Kader sorgen macht, erklärt kicker-Chefreporter Oliver Hartmann.
05.06.25 - 13:05 Uhr 12:10 Minuten
Auch Sportdirektor Rudi Völler hat offen eingeräumt, dass ein Auftritt wie gegen Portugal in der Form DFB-intern nicht einkalkuliert und erwartet worden war. Und dass dieser eine intensive Aufarbeitung am Donnerstag erforderlich gemacht hat. "Wir hatten eine relativ lange Sitzung", hat der 65-Jährige gegenüber der ARD gesagt, "wir sind alle total selbstkritisch. Das war viel zu wenig, und die Spieler haben verstanden, dass wir auf jeden Fall eine Schippe drauflegen müssen. Vielleicht waren wir ein bisschen verwöhnt durch die letzten guten Spiele. Aber man sieht immer wieder: Wenn du auf allerhöchstem Niveau ein paar Prozentpunkte weniger machst, verlierst du."
Gegen Frankreich sollen es wieder die 100 Prozent sein, und Undav will, nach zuletzt vier Länderspielen ohne Einsatzminute, möglichst ein Garant dafür sein. Gegner und Spielort sollen ein gutes Omen bedeuten. "Als Julian Nagelsmann mich damals in Frankreich zur Einwechslung gerufen hat, habe ich nur gelacht und war glücklich. Ich dachte: Ich hab es geschafft." Das Stuttgarter Stadion und Publikum löst bei dem 28-Jährigen naturgemäß ebenfalls nur positive Gefühle aus. "Die Stimmung dort ist bei Länderspielen immer mit am besten, Stuttgart hat die besten Fans."
Das Stuttgarter Publikum soll den Rahmen für einen positiven Ausstieg aus der Länderspiel-Saison bilden: "Wir wissen, dass wir Gas geben müssen. Ein gutes Ergebnis und eine gute Leistung sind wichtig für uns als Mannschaft." Ähnlich wichtig wie im März 2024 in Frankreich.
Sebastian Wolff