Die Münchner scheiden nicht unverdient gegen Paris St. Germain aus. Wie schon in der Champions League ist auch bei diesem Turnier in den USA im Viertelfinale Schluss. Ein erneutes Scheitern, bei dem die Realität verkannt wird. Denn die lautet: Die Bayern sind nur Weltmeister im Schönreden. Ein Kommentar von kicker-Reporter Georg Holzner aus Atlanta.

Enttäuscht: Harry Kane. IMAGO/Kyodo News
Dass die schwere Verletzung von Jamal Musiala die Münchner hart trifft, dass dieser Zusammenprall insbesondere in der Wiederholung fürchterlich aussieht und der 22-Jährige wohl monatelang fehlen wird, steht außer Frage. Dass diese bittere Nachricht die Bayern an diesem Tag beschäftigt - ebenso. Dass dieser feststehende Ausfall Musialas auf emotionaler wie sportlicher Ebene für den deutschen Rekordmeister tragisch ist - auch klar.
Nur leider passieren solche Verletzungen im Profifußball - und PSG-Keeper Gianluigi Donnarumma ist keinerlei Absicht zu unterstellen, es war ein hartes, aber im Fußball nicht unübliches Einsteigen eines Torhüters.
Abgesehen von dieser berechtigten emotionalen Ebene, gibt es aber auch noch eine sachliche - die da lautet: Die Bayern haben 0:2 gegen Paris St. Germain verloren und sind aus diesem Wettbewerb ausgeschieden. Dabei hatten sich die Münchner doch so viel vorgenommen für diese Klub-Weltmeisterschaft. Wie auch schon in der abgelaufenen Champions-League-Saison haben sie nichts anderes als den Titel als Ziel ausgegeben. Am Ende steht aber wie in der Königsklasse ein Viertelfinal-Aus unter dem Strich.
Bratislava und Celtic als Einzelfälle
Und eine bittere Erkenntnis: In diesem Kalenderjahr 2025 haben die Münchner nur Bratislava (3:1) und Celtic (2:1 im Playoff-Hinspiel) als nicht-deutsches europäisches Team besiegt. Ansonsten gab es ein 0:3 gegen Feyenoord, 1:1 gegen Celtic, 1:2 und 2:2 gegen Inter Mailand, 0:1 gegen Benfica und eben 0:2 gegen Paris St. Germain.
Zwei Siege aus acht Partien, und das - bei höchstem Respekt - gegen Glasgow und Bratislava, ist weit entfernt von Europas Spitze und meilenweit weg von den eigenen Ansprüchen. Darüber hinaus wurde sehr viel Geld auf der Straße liegengelassen. Ob beim kontinentalen oder nun bei diesem globalen Elite-Vereins-Wettbewerb. Spätestens jetzt muss sich Trainer Vincent Kompany den Vorwurf gefallen lassen, dass er beim 0:1 gegen Benfica mit seiner fragwürdigen Rotation zu viel riskiert hat. Konkret: den Gruppensieg.
Dadurch ist sein Team erst auf diese Seite des Turnierbaums - mit PSG und Real Madrid - gerutscht. Die andere Hälfte bei dieser Klub-WM wäre die vermeintlich einfachere gewesen. Ja, im Nachhinein ist man immer schlauer, aber wie der Turnierbaum aussieht, war lange klar.
Eberl und Kompany müssen sich rechtfertigen
Natürlich können die Bayern weiter ihre Philosophie des Schweigens über die wahren Probleme fortführen - das ist ihr gutes Recht. Hilfreich dürfte es jedoch nicht sein. Schon nach dem Scheitern in der Champions League gab es - bis auf von Joshua Kimmich - kaum eine oder keine kritische Stimme. Dies war nicht erwünscht.
Denn auch nach dem jüngsten Aus gegen PSG sprach Sportvorstand Max Eberl nur von Kleinigkeiten oder Details, die fehlen würden. Das ist zu wenig, zu simpel - und entspricht gewiss nicht der ganzen Wahrheit. Die Realität lautet: Klub-Weltmeister sind die Bayern nur im Schönreden. Daher ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, wo der Verein eine Aufarbeitung braucht.
Neben dem sportlichen Misserfolg dürfte unter anderem neu über die Leistungsfähigkeit des überteuerten Kaders und die fehlende Integration der hochtalentierten Nachwuchsspieler (schon während der abgelaufenen Bundesligasaison) ernsthaft gesprochen werden. Denn bis auf Lennart Karl und Adam Aznou, die 45 und acht Minuten beim 10:0 gegen Auckland City randurften, kam bei dieser Klub-WM keiner zum Einsatz.
Eberl, der aufgrund ausbleibender Ergebnisse auf dem Transfermarkt bereits nach dem Auftaktspiel wieder in die bayerische Landeshauptstadt zurückbeordert wurde, und der von ihm installierte Trainer Kompany werden sich nach ihrer Rückkehr in München für das in den USA Geschehene rechtfertigen müssen. Denn ein FC Bayern, der sich mit zwei Viertelfinal-Aus' zufriedengibt und zuletzt im Februar ein nicht-deutsches europäisches Team geschlagen hat, obwohl es noch fünf weitere Duelle gab, ist definitiv kein FC Bayern.