Das Europa-League-Aus für Palace ist bitter, aber auch eine gute Nachricht

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Den Europa-League-Ausschluss bezeichnet Crystal Palace als eine der größten Ungerechtigkeiten der Fußballgeschichte. Das ist purer Populismus. Ein Kommentar.

 Palace-Trainer Oliver Glasner.

Conference statt Europa League: Palace-Trainer Oliver Glasner. IMAGO/Paul Marriott

Crystal Palace ist einer der wenigen Premier-League-Klubs, bei dem sich Teile der Fans in einer lautstarken Ultra-Gruppierung organisieren. Als ihre Mannschaft am Sonntag in Wembley zum Community Shield gegen Meister Liverpool antrat, hatten die "Holmesdale Fanatics Ultras CPFC" einen erwartbaren Auftritt: Untermalt von England-untypischer Pyrotechnik schimpften sie mit zahlreichen Bannern und T-Shirts auf die "Mafia" UEFA, weil diese Palace wegen eines Verstoßes gegen die "Multi-Club Ownership"-Regeln von der Europa in die Conference League zurückgestuft hatte.

Ihr Frust ist verständlich: Mit dem FA-Cup-Triumph, dem ersten Titel der fast 120-jährigen Klubgeschichte, hatte sich Palace schließlich den deutlich lukrativeren Startplatz in der Europa League sportlich verdient. Und trotzdem ist es Populismus pur, wenn Klubboss Steve Parish von einer der "größten Ungerechtigkeiten der Fußballgeschichte" spricht - die der Internationale Sportgerichtshof (CAS) am Montag bestätigte.

In der Praxis mag es zwar stimmen, dass Co-Eigner John Textor keinen Einfluss auf sportliche Entscheidungen bei den Eagles hatte, wie diese argumentieren. Dass sich die UEFA diesbezüglich aber an der Theorie orientierte, ist ein gutes Zeichen dafür, dass sie ihre eigenen Regeln ernst nimmt.

Natürlich ist es bitter, dass Palace schon zum 1. März, als eine Europapokal-Teilnahme schlichtweg utopisch war, Schritte hätte vollzogen haben müssen, um die Vorgaben der UEFA zu erfüllen; ebenso, dass es diese Deadline im Vorjahr, als Manchester City und der FC Girona gemeinsam in der Champions League starten durften, noch nicht gab; und erst recht, dass diese Schritte - etwa der Transfer von Vermögen in einen Blind Trust - nicht wirklich überzeugend wirken beim Vorhaben, Klubs zumindest vorübergehend zu entflechten.

Marinakis macht seine Hausaufgaben - und profitiert mit Nottingham prompt

Aber: Wer Teil eines ohnehin problematischen Mehr-Klub-Konglomerats im Profifußball ist und gewiss gerne dessen Vorzüge genießt, sollte auch professionell genug sein, die damit einhergehenden Pflichten und Hausaufgaben im Blick zu behalten - wie es etwa Nottingham-Forest- und Olympiakos-Piräus-Boss Evangelos Marinakis tat, der jetzt mit Forest Palace' Platz in der Europa League bekommt (und dabei womöglich aktiv mithalf). Parish & Co. hätten schlichtweg wissen müssen, worauf sie sich bei der Partnerschaft mit Textor einlassen.

Der Entscheid der UEFA und die Bestätigung des CAS ist sogar eine gute Nachricht: Die wenigen wirksamen Werkzeuge, um das globale Treiben von Unternehmen wie der Eagle oder der City Football Group zumindest etwas einzudämmen, wurden gegenüber dem Vorjahr nicht nur verschärft, sondern werden offenkundig auch genutzt und das nicht einzig dann, wenn es um Teams wie DAC Dunajska Streda geht. Letztlich kommt das gerade den Underdogs zugute, zu denen sich die Eagles selbst zählen.

Jörn Petersen

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