Noch ist Viktoria Aschaffenburg keine Einheit, das wurde in den ersten beiden Regionalliga-Partien deutlich. Nach dem Landespokal-Sieg hofft Coach Aytac Sulu nun auf einen "Hallo-wach-Effekt".

In der Liga läuft es noch nicht für Aschaffenburg. IMAGO/Frank Scheuring
Dass die neu formierte Mannschaft von Viktoria Aschaffenburg Zeit brauchen würde, hatte man im Verein allgemein erwartet. Dass nach zwei Spielen aber weder ein Punkt noch ein eigenes Tor auf der Habenseite steht, war so nicht geplant. Schon früh in der Runde droht die Gefahr, im Abstiegskampf an Boden zu verlieren, zumal jetzt weitere zwei Auswärtsspiele in Folge anstehen. Die eigentlich als Heimspiel angesetzte Partie gegen die SpVgg Bayreuth findet bei den Oberfranken statt. Wegen eines Musikfestivals unweit des Schönbuschstadions hätte es keine Parkmöglichkeiten gegeben.
Sowohl bei Trainer Aytac Sulu als auch in der Mannschaft ist man vor allem versucht, eine Verunsicherung gar nicht erst aufkommen zu lassen. Verteidiger Veit Klement stellt nicht infrage, dass die Truppe Regionalligaqualitäten hat. Er setzt darauf, dass die Spieler schnell zu einer Einheit zusammenwachsen: "Es fehlen ein paar Prozente. Aber man muss der Mannschaft Zeit geben. Wir haben viele neue und junge Spieler dabei. Was mich trotz allem zuversichtlich stimmt: Die Qualität ist da, wir können es. Ich glaube an das Team und daran, dass wir uns entwickeln und in den nächsten Wochen Punkte holen." Wie lange er selbst daran mitwirken kann, ist offen. Er möchte sein Studium in den USA fortsetzen und würde dann wohl ab Ende des Monats nicht mehr zur Verfügung stehen.
Pokalspiel gedreht
Sulu selbst bleibt nach außen gelassen, analysiert nüchtern und sachlich. Intern spricht er die Defizite allerdings eindeutig an. Da kann es auch schon mal lauter werden, wie in der Halbzeit des Pokalspiels beim Landesligisten DJK Hain. Die Viktoria drehte den 0:1-Rückstand noch in einen 4:1-Sieg; Sulu hofft, "dass es jetzt bei dem einen oder anderen einen Hallo-wach-Effekt gibt".
Die Partie hat seine personellen Möglichkeiten etwas verbessert. Nach einer schweren Fußprellung feierte Außenverteidiger Hendrik Ehmann sein Comeback. Zu seinem Saisoneinstand kam ebenfalls Lian Akkus Rodriguez. In dem 21-Jährigen, der vom Südwest-Regionalligisten FC Gießen zur Viktoria kam, sieht Sulu einen zentralen offensiven Mittelfeldakteur, "der unser Spiel bereichern wird, gut in die Zwischenräume geht und stark im Dribbling ist". Wegen eines Muskelfaserrisses verpasste er große Teile der Vorbereitung und die ersten Spiele, im Pokal führte er sich nun mit zwei Toren ein.
Einfache Fehler - und von denen zu viele
Das größte Problem sieht Sulu derzeit "in den einfachen Fehlern, von denen wir zu viele produzieren." Die Entscheidungsfindung mit dem Ball müsse besser werden, "da müssen die Spieler mehr einen kühlen Kopf bewahren". Sonst wird es schwer, an der momentan größten Baustelle der Aschaffenburger zu arbeiten. Das Offensivspiel hapert noch. Schon in der vergangenen Saison waren die Unterfranken mit einem Schnitt von einem Tor pro Spiel eines der schwächsten Teams. Jetzt wurde zwar mit Georgios Makridis ein echter Mittelstürmer verpflichtet, aber der hängt noch zu oft in der Luft. Da fehlen die Automatismen und der Spielfluss.
"Wir hatten zwar einige Möglichkeiten, aber die waren mir insgesamt zu harmlos. Das bleibt unser großes Manko", ärgerte sich Sulu zuletzt in der Liga. Auch das soll sich mit dem Zusammenwachsen der Mannschaft ändern.
Klaus Gast