Daniel Günther stellt sich schon lange gegen eine Verteufelung der Linkspartei, auch wenn ihm das in der Union einen nicht gerade freundlich gemeinten Spitznamen beschert hat: »Genosse Günther«. Angesichts der komplizierten Machtverhältnisse im neuen Bundestag wirbt Schleswig-Holsteins Ministerpräsident nun erneut für einen pragmatischen Umgang mit den Linken.
Der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« sagte Günther, er stehe zwar zum Unvereinbarkeitsbeschluss der CDU, nach dem es keine Koalition oder eine ähnliche Zusammenarbeit mit den Linken und der AfD geben soll. »Das schließt aber nicht aus, dass wir, wenn es um Zweidrittelmehrheiten geht, künftig mit der Linken reden«, so Günther.
Der Regierungschef betonte, man könne die Linke nicht mit der AfD vergleichen. »Die AfD stellt eine deutlich größere Gefahr für die Demokratie dar«, sagte Günther, wenngleich auch die Linke für ihn »keine normale Partei« sei.
Bei der Bundestagswahl im Februar war die AfD zweitstärkste Kraft geworden, auch die Linke verbuchte ein überraschend starkes Ergebnis. Zusammen kommen beide Fraktionen im Parlament nun auf mehr als ein Drittel der Sitze. Das heißt: Will die künftige Regierung die Verfassung ändern, etwa um die Schuldenbremse zu reformieren oder einen Wehrdienst auch für Frauen einzuführen, ist sie zumindest auf die Unterstützung von Teilen der Linken oder der AfD angewiesen.