Russland: 19-Jährige wegen Gedicht an Statue zu Haft verurteilt

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Es waren wenige Worte. Verse aus einem Gedicht des ukrainischen Dichters Taras Shevchenko, die die russische Aktivistin Darja Kosyrewa am Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine vergangenes Jahr an einer Statue des Dichters in Sankt Petersburg angebracht hatte. Sie handeln von der Befreiung von Ketten und feindlichem Blut, lesen sich recht abstrakt.

Der russischen Justiz genügten sie dennoch, um die heute 19-jährige Kosyrewa wegen »Diskreditierung der russischen Armee« zu zwei Jahren und acht Monaten Haft zu verurteilen. Das Strafmaß wurde am Freitag in Sankt Petersburg verkündet. Die Staatsanwaltschaft hatte sechs Jahre Haft gefordert.

Kosyrewa nutzte ihre Schlussworte im Gericht, um noch einmal den Dichter Shevchenko auf Ukrainisch zu zitieren und verurteilte dabei die jahrhundertelangen Versuche Russlands, die Ukraine zu unterwerfen. Wie das russische Exilmedium »Meduza«  berichtet, äußerte Kosyrewa Hoffnung, dass die Ukraine »jeden Zentimeter ihres Landes zurückgewinnen wird, einschließlich des Donbass und der Krim«. Danach wurde Kosyrewa noch im Gerichtssaal in Gewahrsam genommen.

Wie die russische Menschenrechtsorganisation OVD-Info  berichtet, wurde gegen Kosyrewa vergangenen August noch ein weiteres Verfahren eingeleitet. Darin wird ihr erneut »Diskreditierung« vorgeworfen – diesmal, weil sie in einem Interview mit einem russischen unabhängigen Sender den Krieg als »monströs« und »verbrecherisch« bezeichnet hat.

Wegen Social-Media-Posts und kleinsten Aktionen

Zuvor wurde sie bereits im Dezember 2022 festgenommen, weil sie sich kritisch über die russische Armee und die Bombardierung der ukrainischen Stadt Mariupol geäußert hatte. Ein Jahr später wurde Kosyrewa mit einer Geldstrafe belegt und von der Universität verwiesen, weil sie auf einer russischen Social-Media-Plattform einen Beitrag über die »imperialistische Natur des Krieges« verfasst hatte.

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