Ehren-Ekitiké: Hugo Ekitiké und Randal Kolo Muani haben Vieles gemeinsam: Beide sind Franzosen, beide brachten Eintracht Frankfurt 95 Millionen Euro ein. Doch während es sich Kolo Muani mit den Eintracht-Fans verscherzte, weil er seinen Wechsel zu Paris erstreikte, bekommt Ekitiké Monate nach seinem Transfer nach Liverpool im Frankfurter Stadion einen herzlichen Empfang bereitet. Keine Überraschung: Schließlich zeigte sich Ekitiké sogar noch vor einer Woche während eines Trainings im Eintracht-Outfit.
Krisenduell: In ihren jeweiligen Ligen laufen sowohl Frankfurt als auch Liverpool ihren Ansprüchen hinterher. Auch in der Champions League mussten beide Teams bereits eine Niederlage hinnehmen. Die Reds hatten zuletzt vier Pflichtspielniederlagen in Folge kassiert. Eine Serie von fünf Niederlagen gab es für den Klub zuletzt 1953 – damals stand am Saisonende der Abstieg aus der ersten Liga. Die Krise der Engländer folgt einem Transfersommer, in dem Liverpool 483 Millionen Euro in Neuzugänge investierte. Mit Florian Wirtz, Ekitiké und Alexander Isak starteten drei von ihnen gegen die Eintracht.
An ihm lag es nicht: Den Job, diese Offensive aufzuhalten, delegierte Dino Toppmöller an Zugang Michael Zetterer. Toppmöllers Entscheidung, ihn statt Torwart-Juwel Kauã Santos für die nächste Zeit zwischen die Pfosten zu stellen, spaltet die Eintracht-Fans. Klar, der 22-Jahre alte Brasilianer sah zuletzt beim 2:2-Unentschieden gegen Freiburg unglücklich aus, aber die 18 Gegentore seit seinem Comeback resultierten in erster Linie aus dem teils vogelwilden Abwehrverhalten seiner Vorderleute.
Zetterer ließ sich von den Diskussionen über die Torwartposition nicht beeindrucken. In der ersten Halbzeit parierte er zweimal souverän gegen Isak (9. und 10. Minute) und entschärfte einen Kopfball aus kurzer Distanz des eingewechselten Conor Bradley (33.). Bei den späteren Gegentoren war der Ex-Bremer zwar machtlos, das Ergebnis liest sich allerdings ähnlich deutlich wie die Niederlagen unter seinem Vorgänger.
Frankfurter Führung: Ohne ihre besten Torschützen Can Uzun und Jonathan Burkardt in der Startaufstellung zeigte sich die Eintracht zunächst zurückhaltend – nur um in der 26. Minute den perfekten Konter auszuspielen: Nathaniel Brown nahm Wirtz den Ball tief in der eigenen Hälfte ab. Es folgte eine traumhafte Passstafette über sieben Stationen, an deren Ende Mario Götze den Ball nach außen auf Rasmus Kristensen spielte. Der Däne schloss trocken ab – und der Ball prallte vom Innenpfosten ins Liverpooler Tor.
Doppelkopf: Innerhalb von zehn Minuten wendete sich der Abend gegen die Frankfurter – auch weil sie kein Mittel gegen Liverpools Eckstöße fanden. Nach einer Ecke von Cody Gakpo wuchtete erst Virgil van Dijk einen Kopfball aus vollem Lauf an Zetterer vorbei ins Tor (39.), ehe nur fünf Minuten später es ihm Innenverteidigerkollege Ibrahima Konaté nach einer Ecke von Dominik Szoboszlai gleichtat (44.).
Der gordische Knoten ist gelöst: »Ich freue mich, wieder in Deutschland zu sein«, sagte Wirtz vor dem Spiel. Vermutlich hoffte Liverpools 150-Millionen-Neuzugang, in der Heimat an bessere Zeiten anzuknüpfen und endlich seine erste Torbeteiligung im Trikot der Reds zu verbuchen. Und in der zweiten Halbzeit sollte es tatsächlich so weit sein: Erst legte Wirtz das 1:4 durch Gakpo (66.) mit einem Querpass von der rechten Seite auf und auch vor Szoboszlais Distanzschuss zum 1:5 war der Ex-Leverkusener zuletzt am Ball.
Titelanwärter Liverpool? Frankfurt und Liverpool trafen bislang nur einmal in ihrer Geschichte aufeinander: In der ersten Runde des UEFA-Pokals 1972/1973 setzten sich die Reds nach Hin- und Rückspiel mit 2:0 gegen das Team von Trainer Erich Ribbeck durch. Am Ende holten die Engländer die Trophäe – ein Omen für dieses Jahr? Von solchen Aussichten kann die Eintracht nur träumen. Nach der zweiten krachenden Europapokalniederlage in Folge muss sie um das Weiterkommen zittern. Zudem hat es das Restprogramm in sich: Nach dem Italiendoppelpack gegen Neapel und Atalanta folgen Auswärtsreisen nach Barcelona und Qarabağ, ehe man zum Abschluss der Ligaphase Tottenham empfängt.

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