Liverpool-Dribbler Wirtz (r.): Stark gespielt, auch ohne Tor
Foto:Every Second Media / IMAGO
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Er könnte so erfolgreich sein: Die Liverpool-Fans erwarten viel von Florian Wirtz, den der englische Klub für weit über 100 Millionen Euro erworben hat. Doch bislang tut sich der Ex-Leverkusener schwer, in zehn Ligaspielen ist er noch ohne Torbeteiligung, die Kritik in den bissigen englischen Boulevardmedien ist groß. Dabei spielt Wirtz stärker, als seine Kritiker monieren – und auch zahlenmäßig könnte er deutlich besser dastehen. Gegen Real Madrid hätte er allein in der ersten Hälfte drei Vorlagen sammeln können. In der 27. Minute erlauerte er sich geschickt den Ball, spielte perfekt in die Mitte, wo Dominik Szoboszlai am prächtig reagierenden Thibaut Courtois scheiterte. Kurz vor der Pause spielte Wirtz erneut auf Szoboszlai, doch dessen Schuss aus der Distanz war für Real-Keeper Courtois kein Problem. Und dann passte der Nationalspieler in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit noch Alexis Mac Allister frei, aber natürlich war Courtois der Sieger. So sammelte der Belgier drei starke Paraden – und Wirtz null Torbeteiligungen. Am Ende kann es Wirtz egal sein, er und seine Mannschaft siegten dennoch.
Ergebnis: Der FC Liverpool lässt die Krise hinter sich. Nach dem 2:0-Sieg über Aston Villa in der Premier League siegte der englische Meister in der Champions League 1:0 (0:0) gegen Real Madrid. Liverpool war über das ganze Spiel die bessere und vor allem kämpferischere Mannschaft, während von den Spaniern zu wenig kam. Das Tor des Tages erzielte Alexis Mac Allister per Kopf (61.).
Liverpool steht nach vier Spielen mit neun Punkten auf Rang sechs, Real ist mit ebenfalls neun Zählern nach vier Spielen aktuell Fünfter.
Die erste Hälfte: Liverpool setzte Real von Anfang an unter Druck, die Spanier waren unter Dauerstress. Zwar hatte die Mannschaft von Xabi Alonso mehr Ballbesitz, aber sie schleppte den Ball oft viel zu langsam nach vorn. Eine Chance von Jude Bellingham kurz vor der Pause, mehr sprang für Real nicht heraus. Liverpool dagegen hatte die drei von Wirtz vorbereiteten Chancen und hätte um ein Haar noch einen Elfmeter bekommen, nachdem Szoboszlai einen Distanzschuss an den Arm von Madrids Aurélien Tchouaméni gefeuert hatte. Nach Ansicht der Videobilder entschied Schiedsrichter István Kovács aber auf unabsichtliches Handspiel.
Immer Ärger um Viní: Wenig bis nichts zu sehen war von Vinícius Júnior, dabei müsste Reals Flügelspieler gerade Werbung in eigener Sache betreiben. Im Clásico gegen Barcelona wurde er ausgewechselt und stampfte wie ein beleidigtes Kind an Alonso vorbei, am Wochenende nahm er dem standesgemäßen Schützen Kylian Mbappé einen Elfmeter weg – und vergab. Gegen Liverpool gelang keine Wiedergutmachung.
Zweite Hälfte: Liverpool drückte Real nach der Pause hinten rein, und wieder hatte Wirtz seine Füße im Spiel. Nach einer Ecke des Nationalspielers kam der Ball zu Virgil van Dijk, aber erneut war Courtois zur Stelle (47.). Eine Minute später: Erneut Ecke von Wirtz, dieses Mal köpfte der Ex-Frankfurter Hugo Ekitiké aufs Tor. Wieder hieß es: Endstation Courtois. Man stellte sich schon darauf ein, dass der Belgier im Real-Tor einmal mehr nicht zu überwinden ist, dann flankte Szoboszlai einen butterweichen Freistoß in den Strafraum, wo Mac Allister lauerte und per Kopf die überfällige Führung erzielte (61.). Wer ein Aufbäumen von Real erwartet hatte, wurde danach enttäuscht.
Torschütze Mac Allister (r.), Real-Keeper Courtois: Einmal überwunden
Foto: Phil Noble / REUTERSBundesliga reloaded: Liverpool hat sich im Sommer bekanntlich mit Wirtz und Ekitiké verstärkt, zwei der größten Attraktionen der Bundesliga in der Vorsaison. Der beste Ex-Bundesliga-Spieler an diesem Dienstagabend war aber Szoboszlai, der 2023 von Leipzig nach Liverpool gewechselt war. Der Ungar lief nominell als Zehner auf, war aber überall, seine Distanzschüsse sorgten jederzeit ebenso für Gefahr wie seine Flanken. Er spielte in dieser Saison auch schon mal Außenverteidiger, ein Versuch von Liverpool-Trainer Arne Slot, alle seine Ausnahmekönner in eine Mannschaft pressen zu können. Das Experiment ging nicht wirklich auf, das Topspiel gegen Real zeigte, wo der Ungar seine Stärken hat.
Leader Szoboszlai (Mitte): Besser nicht als Außenverteidiger aufstellen
Foto: Max Tomlinson / Focus Images / IMAGOErst mal nicht mehr: Bereits im Vorjahr trafen Liverpool und Real in der Ligaphase der Champions League aufeinander, auch damals gewann Liverpool. Gut aus Real-Sicht: In der kommenden Saison bleibt ihnen die Niederlage gegen Slots Liverpool erspart – zumindest in der Ligaphase. Dort dürfen keine Teams gegeneinander antreten, die bereits in den beiden Spielzeiten zuvor aufeinandertrafen.
Pfiffe und Applaus: Kurz vor Schluss betrat Trent Alexander-Arnold den Platz, der Ur-Liverpooler, der nach 20 Jahren im Klub im Sommer zu Real Madrid gewechselt war. Die Fans sind davon immer noch tief betroffen, sie pfiffen ihren Ex-Liebling gnadenlos aus. Wirtz dagegen bekam von den Fans bei seiner Auswechslung anhaltenden Applaus, auch ohne Torbeteiligung goutierten die Anhänger in Anfield seine Leistung.
So geht’s weiter: Liverpool tritt am Sonntag (17.30 Uhr) in der Liga bei Manchester City an, auf die Slot-Elf wartet also gleich der nächste Kracher. Real hat ebenfalls am Sonntag (16.30 Uhr) bei Rayo Vallecano eine zumindest auf dem Papier dankbarere Aufgabe vor sich.

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