Nach der Entscheidung, doch für die Regionalliga zu melden, geht beim Bremer SV die Arbeit richtig los. Neben der Kaderplanung sollen die grundsätzlich überschaubaren finanziellen Möglichkeiten noch etwas vergrößert werden.

Harter Abstiegskampf scheint vorprogrammiert: Der Bremer SV (weiße Trikots) muss sparen. IMAGO/Nordphoto
Für Ralf Voigt war es schlicht die "härteste Zeit, die ich beim Bremer SV erlebt habe". Der Sportliche Leiter freut sich natürlich über die Entscheidung des Vorstandes, trotz finanzieller Not weiterhin in der Regionalliga Nord anzutreten. Aber zwischen dem Aufstieg des TSV Havelse am Sonntag - der dem Bremer SV die vierthöchste Spielklasse erst sicherte - und der Sitzung am Mittwoch musste eben eine ganze Menge vorangetrieben werden. Auch im sportlichen Bereich. Aber dort geht die Arbeit nun eigentlich erst los. "Jeder muss mit Einschränkungen fertig werden", betont Voigt. Was das bedeutet, lässt sich derzeit nicht ganz genau beschreiben.
Sicher ist, dass Bjarne Kasper (Lohne), Fritz Kleiner (Wuppertal) und Luca Mittelstädt (Cuxhaven) den Verein verlassen werden. "Ich habe zwölf Zusagen", berichtet Voigt, ohne Namen zu nennen. Es handle sich dabei aber sowohl um Neuzugänge als auch Spieler des aktuellen Kaders. Die anderen können bleiben, würden dann aber mit finanziellen Einbußen leben müssen. Das ist ja der Deal des BSV: Man tritt in der Regionalliga an, aber unter anderen Bedingungen als zuletzt.
In diesen Tagen wurde bekannt, dass die Regionalliga-Teilnahme dem Verein im letzten Jahr knapp 450.000 Euro gekostet hat. Das ist eine Summe, die am unteren Ende der Skala liegen dürfte. Es ist aber auch eine Summe, die dem Bremer SV in der kommenden Spielzeit nicht mehr zur Verfügung steht. Vor rund zwei Wochen war nämlich das Lotto-Pokal-Finale gegen die SV Hemelingen mit 0:1 verloren gegangen, und damit verpasste der BSV auch die Teilnahme am lukrativen DFB-Pokal. So entstand in der Kalkulation ein Loch von rund 180.000 Euro.
Als Finanz-Vorstand Alfons van Werde am Sonntag vom Aufstieg des TSV Havelse erfuhr, wusste er, dass sich sein Verein die Regionalliga "eigentlich nicht leisten kann". Was er zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Die offenkundigen Geldsorgen des BSV sorgten für eine Hilfewelle. Eine von Fans initiierte Spendenaktion brachte innerhalb von nur zwei Tagen rund 20.000 Euro ein, der "BSV-Freundeskreis" lieferte in ähnlicher Hohe, zudem gab es anonyme Zuwendungen und die Extra-Zahlungen der bekannten Gönner des Vereins. Unterm Strich waren am Mittwoch 115.000 Euro der kalkulierten Fehlsumme egalisiert worden. Das reichte dem Vorstand, um sich für die Teilnahme an der Regionalliga zu entscheiden. "Aber wir haben noch mehrere Termine", sagt van Werde. Er hofft, den kommenden Etat von derzeit 370.000 auf 400.000 Euro erhöhen zu können.
Aber es muss so oder so gespart werden. Das ist in an sich sehr guten Tagen die schlechte Nachricht für einen Verein, der bislang schon nicht auf Rosen gebettet war. Insofern ist die Situation auch nicht neu: In den vergangenen Jahren war es regelmäßig - und in erster Linie dank der Arbeit von Voigt - gelungen, mit einem vergleichsweise kleinen Budget eine konkurrenzfähige Mannschaft zu bauen. Darauf dürfte es nun einmal mehr ankommen. "Und dazu müssen wir uns neu aufstellen", sagt der Sportliche Leiter des Bremer SV.
Stefan Freye