Brasilien: Hinweise auf illegale Missionierung von »unkontaktierten Völkern«

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Das Gerät sieht aus wie eine Mischung aus Fernbedienung und Handy. Es wurde an einem Ort entdeckt, an dem es eigentlich nicht sein dürfte: Im Bundesstaat Amazonas sind Audiogeräte aufgetaucht, die Bibelverse auf Spanisch und Portugiesisch wiedergeben, berichten der britische »Guardian«  und die brasilianische Zeitung »O Globo«.

Es wird vermutet, dass Missionare die Audiogeräte in geschützten Gebieten des Regenwalds einsetzen, um isolierte indigene Gruppen zu bekehren, auch bekannt als »unkontaktierte Völker«. Zudem wurden Drohnen gesichtet, die auf illegale Versuche der Missionierung hindeuten könnten. Solche Kontaktaufnahmen sind verboten, um die indigenen Gruppen zu schützen.

Laut Schätzung gibt es weltweit mehr als hundert »isolierte Völker«

Weltweit gibt es laut der Menschenrechtsorganisation Survival International  mehr als 100 sogenannte »unkontaktierte Völker«. Anders als viele glauben handelt es sich meist nicht um Menschen, die keine Ahnung haben, dass es außerhalb ihrer Gesellschaft noch andere Zivilisationen gibt. Viele sind auch nicht gänzlich isoliert, sondern stehen etwa im Kontakt mit anderen indigenen Gruppen. Sie lehnen jedoch darüber hinausgehende Beziehungen ab.

Eine dieser Gruppen sind die Korubo, die im Javari-Tal leben – Nahe der Grenze zwischen Brasilien und Peru. Bei ihnen sollen die Geräte entdeckt worden sein. In dem Tal leben besonders viele isoliert lebende Gruppen. Da sie Kontakt ablehnen, ist nur wenig über sie bekannt.

Missionierung im Gebiet der Korubo ist verboten. Seit dem Jahr 1987 sieht die brasilianische Politik vor, dass isolierte Gruppen den Kontakt initiieren müssen – Brasilien gilt deshalb als Vorreiter, wenn es um die Achtung der Selbstbestimmung indigener Menschengruppen geht.

Auch der Zugang zum Tal wird kontrolliert, um die Korubo und andere unkontaktierte Gruppen vor Krankheiten zu schützen, gegen die sie nicht immun sind. Während der Kolonialisierung starben viele Indigene an eingeschleppten Krankheiten.

Missionierung wider Willen

Die Korubo haben erst kürzlich Kontakt zur Außenwelt aufgenommen, berichtet der »Guardian«. Deshalb seien sie für bestimmte Missionare von großem Interesse, die sich auf die Verkündigung des Evangeliums an »unerreichte Völker« konzentrieren.

Ein am Eingang zum Javari-Tal stationierter Militärpolizist erfuhr von einem Indigenen von den Tonaufnahmen und konnte einen der Apparate fotografieren. »Die Indigenen wollten mir die Geräte aber nicht geben, also hielt ich es für das Beste, nicht darauf zu bestehen«, sagte er laut »Guardian«.

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