Ehemaliger Tennisstar Boris Becker klagt über »Claqueure und Parasiten«
Windige Berater, zweifelhafte Weggefährten und die Folgen des Hypes: Ex-Tennisstar Boris Becker berichtet über bittere Enttäuschungen in seiner frühen Karriere.
25.06.2025, 21.12 Uhr

Ehemaliger Tennisstar Boris Becker
Foto: David Inderlied / dpaTennislegende Boris Becker, 57, hat in einem Interview mit dem »Stern« offen über die Schattenseiten seines Lebens im Rampenlicht gesprochen – auch über Menschen, die ihn ausgenutzt hätten. »Ich bin auf Claqueure und Parasiten reingefallen«, erklärte Becker.
Er schildert, wie er sich nach seinem frühen sportlichen Aufstieg von vermeintlich erfahrenen Beratern habe blenden lassen. »Ich dachte, ah, der ist 20 Jahre älter, der ist beruflich erfolgreich – dann wird wohl stimmen, was der mir sagt.« Heute bewertet er das als seinen »größten Fehler« und sei »benutzt worden«. Es sei nicht so gewesen, dass er unbelehrbar gewesen sei, sagt Becker, sondern: »Ich habe auf die falschen Leute gehört.«
Der ehemalige Sportler beschreibt die Enttäuschung über ehemalige Weggefährten, die ihn ausgenutzt oder sogar verraten hätten – manche hätten für eine »Handvoll Dollar« intime Informationen an Boulevardmedien verkauft. Diese Erfahrungen führten dazu, dass er sich heute stärker abschottet.
Becker und das »Überleben«
Im Juli 1985 hatte Becker seinen ersten von insgesamt drei Titeln beim Rasenklassiker Wimbledon gewonnen und damit einen Tennis-Boom in Deutschland und einen riesigen Hype um seine Person ausgelöst. »Die Menschen haben mich plötzlich mit anderen Augen angeschaut, selbst meine Eltern«, erinnerte sich der gebürtige Leimener: »Meine Eltern kannten mich siebzehneinhalb Jahre bis dahin, aber sie wussten nicht, dass ich diese Stärke in mir habe.«
Diese innere Stärke habe ihn während seiner Profikarriere und auch später in schweren Zeiten geholfen. »Ich habe als Wunderkind überlebt. Ich habe den 17-jährigen Boris Becker und alles, was danach kam, überlebt. Ich habe diese Charaktereigenschaft: Ich überlebe«, sagte er: »Du kannst mich im Dschungel von Vietnam aussetzen – ich finde einen Weg, wie ich überlebe. Du kannst mich ins Gefängnis stecken – und ich finde einen Weg, wie ich überlebe.«
Mit dieser Einstellung überstand er auch seine Haftstrafe in einem Londoner Gefängnis, die er wegen falscher Angaben im Insolvenzverfahren verbüßen musste. In dieser Zeit habe er gelernt, auf wen er sich wirklich verlassen könne. »Wie man es so sagt: In einer schweren Krise bist du mutterseelenallein.«
Seine heutige Ehefrau Lilian De Carvalho Monteiro, mit er inzwischen in Mailand lebt, sei jedoch an seiner Seite geblieben. »Das ist bemerkenswert, denn sie konnte sich nur für mich als Mensch interessieren, weil ich nichts anderes mehr zu bieten hatte«, sagte Becker: »Solch eine Frau hatte ich zuvor nie getroffen.«