Engagement für Palästinenser Gründer von Ben & Jerry’s streitet mit Unilever über Eissorte
Gemeinsam mit seinem Mitgründer verkaufte Ben Cohen Eiscreme als politisches Engagement. Seit der Übernahme durch den Branchenriesen Unilever befindet sich der Aktivist im Kleinkrieg – nun geht es um eine Eissorte für Palästinenser.
28.10.2025, 16.46 Uhr
Gründer Ben Cohen und Jerry Greenfield bei einer Verteilaktion 2019
Foto: Alastair Pike / AFPDass Unternehmen durch Engagement die Welt verbessern können, ist eine Überzeugung, die nicht mehr alle teilen dürften. Der Aktivist, Multimillionär und Mitgründer von Ben & Jerry’s, Ben Cohen, glaubt offensichtlich noch daran. Seit dem Verkauf der Eismarke an den Branchenriesen Unilever liefert er sich Auseinandersetzungen mit den neuen Eigentümern. Nun wirft Cohen im »Guardian« dem Konzern vor , die Meinungsfreiheit zu bedrohen. Es geht um eine Eissorte.
Anlass für den Streit ist der Krieg im Gazastreifen mit Zehntausenden Toten. Cohen, aufgewachsen in einer jüdischen Familie in den USA, engagiert sich seit Jahren für die Rechte der Palästinenser. Im Mai wurde der 74-jährige Altlinke nach Zwischenrufen im Kapitol vorläufig festgenommen. Im vergangenen Jahr hatte die von Cohen gegründete Eisfirma bereits den eigenen Mutterkonzern verklagt. In beiden Fällen ging es (auch) um den Nahostkonflikt – und die Frage, wie politisch die Tochterfirma eines internationalen Großkonzerns noch sein darf.
Sommer-Eis für Gaza
In einem als »exklusiv« beschriebenen Bericht des Guardians beschuldigt Cohen das Unternehmen nun, eine Eissorte »zur Unterstützung des Friedens in Gaza« verhindert zu haben. Der Vorstand der Eisfirma habe »die Entwicklung einer speziellen Geschmacksrichtung in Solidarität mit dem palästinensischen Volk« bereits vor längerer Zeit genehmigt – nur, um dann von Unilever vor rund einem Jahr gestoppt worden zu sein.
Die Eis-Sparte von Unilever, unter anderem auch für Eissorten wie Magnum zuständig, bestätigte laut dem Bericht, dass man den Vorschlag, diesen Sommer ein »Palästina-Eis« auf den Markt zu bringen, nicht weiter verfolgt habe.
Ben Cohen im Mai bei seiner Festnahme im Kapitol
Foto: Leah Millis / REUTERSCohen sieht darin einen Angriff auf die Meinungsfreiheit in den USA, die unter Präsident Donald Trump ohnehin gefährdet sei, und listet in dem Artikel eine Reihe von Streitthemen auf, etwa den Umgang mit Diversität, Meinungsfreiheit und Geschichte. Der Gedanke, dass man den Kleinkrieg um Eis angesichts der tatsächlichen Not vor Ort auch als deplatziert oder selbstbezogen wahrnehmen könnte, scheint dem US-Unternehmer bislang nicht gekommen zu sein.
Tatsächlich genießt der weiterhin existierende Vorstand von Ben & Jerry's auch nach der Übernahme weitergehende Freiheiten, als es sonst üblich ist. Die beiden Gründer blieben danach als unbezahlte Markenbotschafter ohne echte Verantwortung an Bord. Cohens Mitgründer Jerry Greenfield zog sich im September von dieser Funktion zurück, weil er nach eigenen Angaben keinen Sinn mehr darin sah.
Cohen scheint unterdessen überzeugt, den Kalten Krieg um Speise-Eis fortzusetzen.

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