Die Tat kommt nicht aus dem Nichts. Der Gewaltakt, der die Handlung der vier Abende von Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ in Gang setzt, lässt sich scheinbar zwanglos als Bruch mit der ursprünglichen Ordnung der Natur verstehen, die nach Wiederherstellung verlangt. Es kann allerdings misstrauisch machen, dass diese Theorie der Restitution im Werk selbst von Loge vertreten wird, dem Rhetoriker in der Weltherrscherfamilie des Götterhimmels. Er hat den Rheintöchtern sein Wort gegeben, dass sie den Goldschatz zurückerhalten sollen, den Alberich ihnen geraubt hat. Was wäre aber,, wenn die Harmonie der Natur auch nur eines der Trugbilder sein sollte, wie sie Loge beschwört, um seinem privilegierten Publikum das Wohlleben schönzureden? Realistisch betrachtet, gemäß den Anweisungen der Naturwissenschaft, ist das Rheingold vielleicht nur eine optische Täuschung, der Effekt, den das Sonnenlicht erzeugt, wenn es sich zu einer bestimmten Stunde des Tages an der Flusswasseroberfläche bricht. Wirklich hingegen ist die Gewalt, die zum Einsatz kommt, wo solchen Phantasiebildern von Allmacht oder absoluter Schönheit nachgejagt wird.