Heidelberger Druck steigt ins Rüstungsgeschäft ein

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Partnerschaft mit Eurofighter-Lieferant Heidelberger Druck steigt ins Rüstungsgeschäft ein

Für Heidelberger Druckmaschinen ist es ein Novum: Der Maschinenbauer hat seinen ersten Auftrag für ein Projekt der Rüstungsindustrie. Partner ist die ehemalige Militärtechniksparte von Jenoptik.

29.07.2025, 09.59 Uhr

 Chance auf einem neuen Markt

Druckwerk in der Produktion der Heidelberger Druckmaschinen: Chance auf einem neuen Markt

Foto: Uwe Anspach / dpa

Der Maschinenbauer Heidelberger Druckmaschinen steigt im Zuge einer strategischen Partnerschaft mit Vincorion Advanced Systems, einem Lieferanten für den Kampfjet Eurofighter, in das Geschäft mit der Rüstungsindustrie ein. Für die ehemalige Militärtechniksparte des ostdeutschen Technologiekonzerns Jenoptik soll Heidelberger Druckmaschinen Regelungstechnik und Energieverteilungssysteme bauen, teilte das Unternehmen mit.

»Es ist das erste konkrete Projekt aus der Rüstungsindustrie, das wir vermelden können«, sagte Unternehmenschef Jürgen Otto. Das Management sei schon seit vielen Monaten unterwegs, die Projekte mit den Partnern abzustimmen. »Sobald die formellen Entscheidungen gefällt sind, gehen wir davon aus, dass wir die Beauftragung bekommen, wenn der Bundeshaushalt und der Verteidigungsausschuss die Aufträge vergeben.« Es sei im Rahmen einer Absichtserklärung eine mehrjährige Zusammenarbeit vereinbart worden, mit der Perspektive, diese auszubauen.

Die europäische und deutsche Politik wollen Hunderte Milliarden Euro für die Verteidigung mobilisieren. Der russische Angriff auf die Ukraine und weitere geopolitische Spannungsfelder wie der Nahostkonflikt haben die staatlichen Rüstungsprogramme beschleunigt.

Ein Markt, »viele, viele Milliarden Euro schwer«

»Der Rüstungsmarkt ist ein großer Markt, er ist viele, viele Milliarden Euro schwer, mit der Tendenz wachsend«, sagte der langjährige Automanager Otto. Das Unternehmen sei hervorragend für den Markt qualifiziert, um in diesem eine Rolle zu spielen. Heidelberger Druckmaschinen werde in den nächsten drei Jahren in dem gesamten Industriesegment, zu dem das Rüstungsgeschäft zählt, mindestens 100 Millionen Euro erwirtschaften, zeigte sich der Manager zuversichtlich.

»Wir sagen nicht, dass wir bessere Panzer bauen können als die bewährten Hersteller«, machte er deutlich. Aber das, was in einem Panzer an Technologie drin sei, beherrsche das Unternehmen und könne helfen, es zu skalieren. Heidelberger Druckmaschinen entwickele und fertige von der Gießerei und mechanischen Bearbeitung über Mechatronik und Pneumatik bis hin zur Software, Elektronik und Elektrik alles im Haus.

Vincorion ist ein Anbieter von Energiesystemen für sicherheitskritische Anwendungen und verfügt über mehr als 60 Jahre Erfahrung in diesem Bereich. Die Firma produziert unter anderem Generatoren für den Kampfjet Eurofighter.

Ein Stromgenerator bestehe aus den Elementen Motor, Generator und Steuerschrank, sagte Michael Wellenzohn, Leiter der Sparte Industry von Heidelberger Druck. »Wir bauen das Herzstück, den Steuerschrank«. Dieser regele das System und gebe elektrische Energie in der gewünschten Spannung und Frequenz ab. Kerntechnologie sei die Leistungselektronik, auf die Heidelberg spezialisiert sei.

Bei Anlegern kamen die Pläne gut an. Die Aktien von Heidelberger Druck stiegen im Frankfurter Frühhandel um mehr als sechs Prozent.

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