Seit gut drei Monaten liegt sie rund 50 Meter tief auf dem Meeresgrund vor Porticelli auf Sizilien: die in einem Sturm gekenterte Luxusjacht »Bayesian«. Das Wrack konnte bislang nicht geborgen werden. Nun gibt es Pläne, wie das komplizierte Manöver gelingen soll.
Wie italienische Medien melden, haben sich Vertreter des Schiffsversicherers P&I British Marine, über den die Police der »Bayesian« läuft, Anfang der Woche mit Abgesandten des Jachtherstellers, Ermittlern der Staatsanwaltschaft und Mitgliedern der Küstenwache getroffen, um über mögliche Bergungsmethoden zu sprechen. Hintergrund war einem Bericht der Tageszeitung »La Repubblica« zufolge eine entsprechende Ausschreibung des Versicherers, die am vergangenen Freitag abgelaufen sein soll.
Demnach will die zuständige Staatsanwaltschaft von Termini Imerese das Schiff so bergen, dass es möglichst intakt bleibt. Die Jacht ist ein Beweisstück, von seiner Untersuchung hängen die weiteren Ermittlungen in dem Fall ab. Deshalb sollen weder der Mast abgetrennt noch die rund 18.000 Liter Treibstoff und Öl aus den Tanks gelassen werden. Gleichzeitig fordert die Küstenwache Sicherheitsgarantien sowie die Einhaltung von Umweltschutzregelungen während der Aktion.
Ein Teil der Pläne sieht offenbar vor, die »Bayesian« mit Gurten zu sichern, um 90 Grad zu drehen und mit Kränen auf einen eigens für das Bergungsmanöver gebauten Ponton zu hieven. Dabei sollen Auftriebsballons zum Einsatz kommen, die an den Seiten des Schiffsrumpfs befestigt für mehr Stabilität sorgen sollen. Anschließend soll je nach Zustand des Rumpfs entschieden werden, wie die »Bayesian« in einen Hafen geschleppt werden kann. Vieles hängt laut »La Repubblica« davon ab, wie viel Auftrieb der Rumpf noch hat.
Als Zielhafen sind offenbar Palermo und Termini Imerese im Gespräch. Dort soll es – im Gegensatz zu anderen, näheren Häfen – die Möglichkeit geben, das 56 Meter lange und rund 700 Tonnen schwere Schiff mit seinem 75 Meter hohen Mast während der Ermittlungen absichern zu können.
Der Start der Bergungsoperation ist für Mitte Januar geplant, sie soll nicht länger als vier bis fünf Wochen dauern. Der Zeitplan hängt jedoch maßgeblich von Wetterbedingungen und Seegang ab.
Unglückshergang ist weiter rätselhaft
Die »Bayesian« war Mitte August vor Porticelli an der sizilianischen Nordküste während einer Sturmnacht gesunken. 22 Menschen waren damals an Bord, davon zehn Crewmitglieder. 15 Personen überlebten den Untergang, sieben starben, darunter der britische Tech-Magnat Mike Lynch und seine Tochter Hannah.
Noch immer ist unklar, warum genau das Boot kenterte, mit Wasser volllief und schließlich sank . Auch deshalb sind die Erkenntnisse, die Untersuchungen des geborgenen Wracks liefern können, so wichtig. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen drei Crewmitglieder: Kapitän James Cutfield, Tim Parker Eaton, technischer Offizier auf dem Schiff und Matthew Griffiths, der in der Unglücksnacht Wachdienst hatte.
Während der Chef der Werft, wo die »Bayesian« gebaut wurde, der Crew die Schuld an dem Unglück gab , legen Augenzeugenberichte und Aufnahmen von Tauchern eher nahe, dass die Konstruktion des Schiffs problematisch gewesen sein könnte.