Bayern II ein Aufstiegskandidat? "Nur, wenn wir die Dinge durchziehen"

vor 2 Tage 3

Die U 23 des FC Bayern München ist mit zwei Siegen in die Saison gestartet. "Teils sind die Jungs nicht aufzuhalten", sagt Coach Holger Seitz, der aber am Wochenende auch das andere Gesicht seines Teams zu sehen bekam.

Nicht nur Anton Heinz durfte am Wochenende für den FC Bayern München jubeln.

Nicht nur Anton Heinz durfte am Wochenende für den FC Bayern München jubeln. IMAGO/foto2press

Der Start ist schon mal geglückt. Mit dem turbulenten 6:3-Heimerfolg am Freitagabend gegen den TSV Buchbach gewann der FC Bayern II nach dem 2:1-Auftaktsieg beim FC Augsburg II auch die zweite Partie der neuen Spielzeit und verbucht damit bislang die optimale Ausbeute.

Im ersten Heimspiel der Saison offenbarten die Bayern-Amateure jedoch neben ihrer enormen Qualität auch direkt ihre noch vorhandenen Defizite. Nach einer 4:0-Halbzeitführung, in der die Münchner mit einer reifen Spielanlage und imposanter Effektivität geglänzt hatten, glitt ihnen die Begegnung nach dem Wiederanpfiff fast noch aus den Händen. Binnen 25 Minuten verkürzte das Urgestein der bayerischen Regionalliga auf 4:3, der FCB-Nachwuchs präsentierte sich in dieser Phase wie eine naive Schülermannschaft. Doch am Ende wurde auch diese Phase überstanden, zwei Treffer in der Schlussphase sicherten den Heimsieg schließlich endgültig ab.

"Durch Fehlentscheidungen unsererseits" habe sich seine Elf nach dem Seitenwechsel selbst in die Bredouille gebrachte, resümierte Bayern-Coach Holger Seitz nach dem Abpfiff, "insgesamt glaube ich aber trotzdem, dass wir das Spiel verdient gewonnen haben, weil wir vor dem Tor eiskalt waren und die Situationen gut zu Ende gespielt haben". Unter dem Strich, bilanzierte der 50-jährige Trainer, "steht das Spiel ein bisschen sinnbildlich für unsere Situation: Teils sind die Jungs nicht aufzuhalten, weil sie einfach eine brutale Qualität haben, auf der anderen Seite verlieren sie sehr, sehr schnell die Kontrolle über das Spiel wie heute in der zweiten Halbzeit".

"Diskrepanz teilweise schwer zu erklären"

Dass seine Mannschaft in dieser Spielzeit "zu den Aufstiegskandidaten gehört", möchte er angesichts der individuellen Qualität nicht in Abrede stellen, "aber nur, wenn wir die Dinge auch durchziehen, die Diskrepanz zwischen den Leistungen ist teilweise schwer zu erklären, wie heute manchmal sogar innerhalb eines Spiels".

Mit den Teams der Vorjahre möchte Seitz die aktuelle Mannschaft nicht vergleichen, die noch laufende Transferperiode jedoch wurde insbesondere auf der Seite der externen Zugänge deutlich aktiver gestaltet als zuletzt. Der 27-jährige Anton Heinz etwa, zuvor für Alemannia Aachen aktiv, ist ein Transfer, wie er seit Jahren nicht mehr getätigt wurde. Mit zwei Treffern deutete er schon am Freitag an, dass er die erhoffte Verstärkung sein könnte. Vergleiche mit Kwasi "Otschi" Wriedt, der sowohl 2018/19 in der bayerischen Regionalliga als auch 2019/20 in der 3. Liga jeweils 24 Saisontreffer für die Bayern-Amateure verzeichnet hatte und seit diesem Sommer in Aachen unter Vertrag steht, drängen sich geradezu auf.

Stabilität als Transferziel

Wegen mehrerer Umstände, darunter die Klub-WM, an der auch einige Akteure aus dem Nachwuchs teilnahmen, sei frühzeitig "klar gewesen, dass wir drei, vier Spieler von außen holen müssen", erklärt NLZ-Chef Jochen Sauer. "Um Stabilität dazuzugewinnen" habe man bewusst Ausschau nach einem Angreifer gehalten, "jemandem für vorne, dessen Vertrag auslief und der in der Regionalliga schon eine gewisse Quote vorweisen kann".

Während Heinz damit allerdings in der Offensive auch nur einen Ersatz für Timo Kern darstellt, der im Winter seine Karriere beendet hatte, wie Sauer einschränkt, soll Rückkehrer Benno Schmitz (30) den langfristig verletzten Steve Breitkreuz (33, Kreuzbandriss) in der Defensive ersetzen. Dazu habe sich die "Gelegenheit ergeben, mit David Heindl noch einen österreichischen U-21-Nationalspieler zu verpflichten, der mit seinen 21 Jahren wahrscheinlich schon die Erfahrung eines 24-Jährigen mitbringt".

Zudem, betont der 53-jährige Nachwuchsleiter, "wird die Qualität bei uns am Campus jedes Jahr höher und damit natürlich auch die Qualität der U 23", weshalb es, so Sauer, "natürlich unser Anspruch ist, in der Regionalliga oben mitzuspielen". Die ersehnte Rückkehr in die 3. Liga sei jedoch, schränkt er ein, "in dieser Saison noch mal eine ganz andere Herausforderung als letzte, weil du ja dann noch die Relegation gewinnen musst".

Richtungsweisenden Wochen

Ob die kleinen Bayern in dieser Saison tatsächlich eine Rolle im Kampf um die Meisterschaft spielen können, werden vielleicht schon die richtungsweisenden nächsten Wochen zeigen. Folgen doch dem Heimspiel am nächsten Freitag gegen Schwaben Augsburg, das noch unter die Kategorie Pflichtsieg fällt, die beiden Vergleiche mit Drittliga-Absteiger und Lokalkonkurrent Unterhaching sowie der SpVgg Bayreuth. Die Qualität für ganz oben ist zweifelsohne vorhanden, bei der Stabilität indes gibt es weiterhin Fragezeichen.

Matthias Horner

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