Bayern hätte auf Sané verzichten sollen

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Das Achtelfinale gegen Flamengo wird unwiderruflich das letzte Spiel von Leroy Sané im Bayern-Trikot. Dabei wäre es besser gewesen, ihn gar nicht erst mit zur Klub-WM zu nehmen. Ein Kommentar von kicker-Reporter Frank Linkesch.

 Leroy Sané bringt den Ball nicht an Benficas Torwart Anatolij Trubin vorbei.

Vergebene Großchance: Leroy Sané bringt den Ball nicht an Benficas Torwart Anatolij Trubin vorbei. picture alliance/dpa

Zweimal hatte Leroy Sané das 1:1 auf dem Fuß, zweimal scheiterte er allein vor Benficas Torwart Anatolij Trubin. Die Bayern verpassten durch die 0:1-Niederlage den Gruppensieg, was mit Blick auf den nun schwierigeren Turnierbaum und ein mögliches, früheres Aus bei der Klub-WM sehr kostspielig werden könnte. Zum Vergleich: Eine Niederlage im Finale bringt 44,2 Millionen Euro mehr an Prämie als die Qualifikation für die Runde der letzten Acht.

Kurz vor dem Abschied zu Galatasaray passen diese Aktionen ins Gesamtbild von fünf Jahren Sané beim FCB, der 2020 als teures, aber großes Versprechen auf Erfolge von Manchester City kam, nun als nicht eingelöstes im besten Fußballalter in die Türkei geht. Große Spiele auf der internationalen Bühne hat er selten geprägt oder gar für die Münchner entschieden. Mit Talent war und ist er immer reichlich gesegnet gewesen, er erspielt sich feinste Chancen dank seiner Technik - und vergibt sie doch. Benfica als Sinnbild.

Ein falsches Signal gab der FC Bayern, ihn trotz des Wechsels zum Turnier in die USA überhaupt mitzunehmen. Schon vor der Entscheidung pro Galatasaray kurz vor der Klub-WM gab es Überlegungen in der sportlichen Führung, Sané in den Kader aufzunehmen, gegebenenfalls vor Ort über eine kurzfristige Verlängerung zu verhandeln. Warum? Erst recht nach Sanés Entscheidung gegen die Bayern.

Minuten für Talente wären sinnvoller

Trainer Vincent Kompany mag argumentieren, dass Sané ihm zumindest bis einschließlich Achtelfinale weiterhilft, er die Belastung bei diesem Turnier unter teils extremen Hitzebelastungen dadurch besser verteilen kann. Doch statt Sané hätten besser Talente mehr Spielpraxis bekommen sollen.

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Vor allem beim 10:0 gegen Auckland vergab Kompany diese Chance, gab er Lennart Karl eine Halbzeit, Adam Aznou acht Minuten, über die Jonah Kusi-Asare oder David Daiber schon froh wären. Sie sind dabei, spielen aber keine Rolle. Hätten sie gegen Auckland mehr gespielt, hätte Kompany gegen Benfica nicht so stark rotieren müssen.

Doch beim Coach spielt(e) der Perspektivlose anstelle von Jungs mit Perspektive. Es würde nicht überraschen, wenn Sané auch gegen Flamengo nochmal zum Einsatz käme. Als Förderer von Talenten ist Kompany bislang ohnehin nicht aufgefallen. Die Verantwortlichen beim Rekordmeister müssten ihn darauf hinweisen, es ihm nahelegen. Sonst bleibt der gerne geäußerte Wunsch nach mehr Campus-Spielern im Profikader nicht mehr als eine hohle Phrase.

Frank Linkesch

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