Basketball-EM der Frauen: Deutschland scheitert im Viertelfinale gegen Belgien

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 Alexis Peterson kracht auf den Boden

Harte Landung: Alexis Peterson kracht auf den Boden

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Peter De Voecht / Photo News / IMAGO

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Wie verhext: Es lief das dritte Viertel, und die deutsche Mannschaft hatte völlig den Faden verloren. Wieder einmal machten die Belgierinnen nach einer misslungenen deutschen Offensivaktion das Spiel schnell, Maxuella Lisowa Mbaka tauchte unter dem deutschen Korb auf. Und weil irgendwie schon alles verloren schien, griff Luisa Geiselsöder zu einem unnötigen Foul, wollte die Entscheidung dann kaum wahrhaben und vollführte eine Art »Was-soll-ich-denn-machen?«-Tanz, in dem sie ihre Arme verrenkte und gequält in Richtung Schiedsrichter guckte. Die Einlage half nichts.

Ergebnis: Die deutschen Basketballerinnen sind bei der EM an Belgien ausgeschieden. Beim 59:83 im EM-Viertelfinale in Piräus brach das Team nach der Pause ein. Bei Deutschland waren Frieda Bühner und Luisa Geiselsöder mit je 13 Punkten die Topscorerinnen, bei Belgien ragte Topstar Emma Meesseman einmal mehr heraus und kam auf 30 Zähler.

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Topteam: Die Rollen waren klar verteilt: Auf der einen Seite Deutschland, der aufmüpfige Außenseiter, der erst seit wenigen Jahren im Basketball der Frauen wieder ernstzunehmen ist. Und auf der anderen Seite Belgien, ein etabliertes Topteam. Es mag überraschen, aber Belgien hat tatsächlich eine der besten Basketball-Nationalmannschaften der Welt. Ähnlich wie vor einigen Jahren bei den Männerfußballern sprechen sie in Belgien von einer »Goldenen Generation«, die Mannschaft spielt nahezu unverändert seit Jahren zusammen. Eine absolute Ausnahme auf Nationalteamebene.

Nach zwei dritten Plätzen bei der EM holte Belgien 2023 den Titel, im Vorjahr stieß das Team bei den Olympischen Spielen von Paris 2024 bis ins Halbfinale vor. Die »Belgian Cats« locken auch immer mehr Fans an, es kommen auch mal mehr als 10.000 Zuschauer zu einem Heimspiel.

Erstes Viertel: Deutschland spielte am Limit, besser als in den ersten Minuten lief es für dieses Team bei der EM noch nicht. Geiselsöder traf in den ersten fünf Minuten drei Dreipunktwürfe, Frieda Bühner einen, Emily Bessoir ebenso. Es war fast absurd, der Ball ging wie von einer unsichtbaren Schnur gezogen durch den Korb. Aber: Jede auf dem Feld wusste, dass Deutschland diese starke Quote nicht wird halten können. Deshalb wirkten die routinierten Belgierinnen auch nicht nervös, als die deutschen Spielerinnen ihnen die Bälle um die Ohren warfen. Und als dann nicht mehr jeder Wurf seinen Weg ins Ziel fand, punkteten die Belgierinnen maschinengleich vor sich hin. Am Ende des ersten Viertels stand es 21:21 und man hatte das Gefühl, dass Belgien sich noch steigern kann.

Zweites Viertel: Das bewiesen die Europameisterinnen dann im zweiten Viertel. Deutschland spielte gut, hielt das Spiel weiter offen, hatte aber auch mit dem Pech zu kämpfen. Aufbauspielerin Alexis Peterson musste mit Knieschmerzen raus (kehrte später zurück, spielte aber merklich gehemmt). Und die eingewechselte Alexandra Wilke traf erst einen Dreipunktwurf, wenig später bekam sie die Hand einer Gegnerin ins Gesicht. Sie musste mit einer Platzwunde in die Kabine. Und weil Geiselsöder nichts mehr traf und Leonie Fiebich ohnehin einen schwachen Tag erwischte, lag Deutschland zur Pause 36:41 hinten.

 Leonie Fiebich (r.)

Nicht ihr Tag: Leonie Fiebich (r.)

Foto: Peter De Voecht / Photo News / IMAGO

Keine Verbindung: In der Pause war 3×3-Olympiasiegerin Marie Reichert  ins TV-Studio von MagentaSport zugeschaltet. Sie lobte das deutsche Team und sagte, sie glaube natürlich an einen deutschen Sieg. Dann brach irgendwann die Verbindung ab. Es war wie ein schlechtes Omen.

Drittes Viertel: Schon gegen Spanien ging im Viertel direkt nach der Pause kaum was, selbst gegen die bis dahin total unterlegenen Britinnen wurde es in der Vorrunde da nochmal spannend. Die Halbzeitansprache scheint das Team kaum zu motivieren, Deutschland wirkte am Mittwochabend kraftlos. Mitte des dritten Viertels hatte Belgien insgesamt 13 Fastbreak-Punkte gesammelt, also Punkte nach schnellem Umschalten. Deutschland? Einen. Wenn der Distanzwurf nicht fällt, dann fiel dem deutschen Team wenig ein. Kaum einmal zog eine Spielerin entschlossen in Richtung Korb, stattdessen folgten weiter erfolglose Distanzwürfe. »Es ist einfach, selbstbewusst zu sein, wenn es gut läuft«, sagte Bessoir. Die Kunst sei aber, selbstbewusst zu spielen, wenn gerade alles gegen einen laufe. »Und das ist uns nicht gelungen.« Belgien lag nach dem dritten Viertel mit zwölf Punkten vorn.

MVP: Dass Deutschland kein Selbstbewusstsein mehr aufbauen konnte, lag vor allem an Meesseman, der besten Spielerin dieses Turniers. Ihr zuzuschauen, ist ein Genuss. Im deutschen Team probierte fast jede Spielerin mal, gegen sie zu verteidigen, aber: keine Chance. Meesseman ist über 1,90 Meter groß, bewegt sich dennoch flink und flüssig. Sie trifft den Dreier, aus der Mitteldistanz kann sie fast nicht vorbei werfen, in der Defensive blockte sie gleich nach der Pause gegen Geiselsöder und zeigte: heute nicht. Sie beendete das Spiel mit 30 Punkten, neun Rebounds und vier Vorlagen.

Topscorerin Meesseman

Topscorerin Meesseman

Foto: Peter De Voecht / Photo News / IMAGO

Viertes Viertel: Am Ende wechselten beide Trainer ordentlich durch, das Spiel war gelaufen und Belgien baute seinen Vorsprung aus.

Was bleibt von dieser EM? Zum einen Mal die Erkenntnis, dass Deutschland mit den besten Teams der Welt mithalten kann, aber nur phasenweise. Über 40 Minuten sind Spanien oder Belgien mindestens eine Klasse besser. Was auch, aber nicht nur, an den Ausfällen liegt. Mit Satou Sabally sagte die absolute Schlüsselspielerin ab, es lag auch an der Ausnahmekönnerin, dass Deutschland im Vorjahr bei Olympia gegen Belgien gewann. Auch ihre Schwester Nyara hätte dem Spiel der Deutschen eine andere Facette gegeben, ebenso wie die verletzte Kapitänin Marie Gülich, die unter dem Korb vermisst wurde. Sollten bei der WM in einem Jahr in Berlin alle nun fehlenden Spielerinnen dabei sein, kann es weit gehen.

Aufsteigerin: Das liegt auch an einer der Entdeckungen dieses Turniers. Im Schatten der WNBA-Stars spielte sich Frieda Bühner in den Vordergrund, die 21-Jährige hat sich als absolut zuverlässige Punktesammlerin etabliert. »Wie fühlt man sich als Shootingstar?«, wurde sie bei der Vorrunde in Hamburg gefragt. »Bin ich das?«, fragte Bühner zurück, dann lachte sie, weil sie die Antwort kannte. Vor der EM galt sie als Talent, das irgendwann das Spiel der Nationalmannschaft prägen kann. Nun zeigte sie: Das geht auch schon jetzt.

 Frieda Bühner (l.)

Gesicht der Zukunft: Frieda Bühner (l.)

Foto: Angelos Tzortzinis / AFP

So geht’s weiter: Das Turnier ist noch nicht vorbei, es werden auch die Plätze fünf bis acht ausgespielt. Vor zwei Jahren wurde das DBB-Team Sechster, nun soll zumindest der fünfte Platz her. Dazu bräuchte es noch zwei Siege, den ersten am Freitag gegen Litauen.

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