AWS: Wie eine Störung bei Amazons Clouddienst das Internet lahmlegte

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Die Achillesferse des Internets befindet sich in drei Gebäuden im US-Bundesstaat Virginia. Graue Fassaden, ein schwarzer Zaun drumherum, keine Fenster. Im Rechenzentrum namens US-EAST-1 hält die Amazon-Tochter AWS die Technik bereit, mit der Tausende Internetanwendungen laufen. Darunter Banking-Apps, Buchungswebsites von Fluggesellschaften, die Gaming-Plattformen Fortnite und Roblox, die Messengerdienste Signal und Slack und der britische Regierungsdienst HM Revenue & Customs, der Steuern einzieht.

Am vergangenen Montag hat die Achillesferse einen Tritt abbekommen, für mehrere Stunden lagen weite Teile des Internets still. Laut Amazon war das sogenannte Domain-Name-System (DNS) beschädigt, das für Menschen verständliche Internetadressen wie SPIEGEL.de in Zahlen umwandelt, die Computer verstehen können.

»Der Ausfall verdeutlicht einmal mehr, wie abhängig wir von relativ anfälligen Infrastrukturen sind«, sagt der Brite Jake Moore, Berater bei der europäischen Cybersecurity-Firma ESET. Der Schaden unter anderem durch Produktivitätsausfälle von Millionen Arbeitskräften beläuft sich seiner Schätzung zufolge auf Hunderte Millionen, potenziell sogar Milliarden Euro. »Weite Teile des Internets sind auf altmodischer Technik aufgebaut, die aus einer Zeit stammt, in der niemand an die heutigen Datenmengen und Sicherheitsrisiken dachte«, sagt Moore. Alternativen aufzubauen, dauere Jahre und koste enorme Summen, sei aber wichtig.

Mit AWS, Microsoft Azure und Google Cloud beherrschen drei Unternehmen den Cloud-Markt, alle aus den USA. Allein die Amazon-Tochter kommt auf rund 30 Prozent Marktanteil.

Europas Unabhängigkeit sei dadurch bedroht, beklagt Alexandra Geese, Digitalexpertin im Europäischen Parlament. »Wir brauchen eine starke europäische Cloud- und KI-Infrastruktur, die unsere demokratischen Werte widerspiegelt, kritische Daten schützt und politischer wie kommerzieller Erpressung standhält«, sagte die Grünenpolitikerin laut Pressestatement. Gerade arbeiten Geese und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter an zwei EU-Regelwerken, die definieren, welche Daten unter europäischer Kontrolle bleiben müssen, und die öffentliche Verwaltungen verpflichten, europäische Digitaltechnik zu bevorzugen.

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