Die Freude beim 1. FC Kaiserslautern über den späten Sieg im Südwest-Derby beim Karlsruher SC wurde von Ausschreitungen nach dem Abpfiff überschattet. Die Pfälzer nahmen noch am Samstag Stellung zu den Vorfällen - auf diese wiederum reagierte der KSC am Sonntag "irritiert".

Krawalle nach dem Derby: KSC- und FCK-Fans treffen aufeinander. IMAGO/Jan Huebner
In Derbys geht es stets emotional zur Sache. Zwischen dem Karlsruher SC und dem 1. FC Kaiserslautern war es am Samstag rund um den Abpfiff besonders hitzig, schließlich wurde die Partie erst in der Nachspielzeit durch einen Treffer von Marlon Ritter zum 3:2 entschieden. Entsprechend groß war die Party in der Kurve der Gästefans.
Allerdings kam es nach Abpfiff zu Ausschreitungen, was die Stimmung spürbar dämpfte. Karlsruher Anhänger versuchten, über die Gegengerade in den Gästebereich einzudringen. Die teilweise vermummten Fans konnten dabei vom Ordnungsdienst laut FCK nicht aufgehalten werden.
FCK-Kritik an Polizei und Stadionsprecher
Per Stellungnahme äußerten sich die Pfälzer noch am Samstag zu den Vorfällen. "Mehr als unglücklich waren dabei nach Ansicht des FCK auch die Aussagen des Karlsruher Stadionsprechers, der die Situation weiter anheizte, statt diese zu deeskalieren", heißt es. Weitere Kritik ging Richtung Einsatzkräfte: "Die Polizei schritt aus Sicht der FCK-Verantwortlichen deutlich zu spät ein und versuchte, zunächst aus dem Gästeblock heraus die Situation abzusichern, was jedoch nicht gelang."
Die Situation im Wildpark sei eskaliert, "sodass es im weiteren Verlauf zu gewaltsamem Aufeinandertreffen der beiden Fanlager sowie dem Ordnungsdienst und Polizeikräften kam". Dabei seien fünf Fans des FCK vorübergehend festgenommen worden.
KSC bezieht Stellung und nimmt Stadonsprecher in Schutz
Tags darauf nahm auch der KSC Stellung zu den Vorkommnissen, konnte die vom Liga-Konkurrenten geäußerte Kritik aber nicht nachvollziehen. Zunächst betonte der Verein, die "inakzeptablen Auseinandersetzungen" zwischen Anhängern beider Vereine, den Sicherheitskräften und der Polizei zu bedauern, man verurteile "jede Form von Gewalt und Aggression rund um das Stadion klar und ohne Wenn und Aber".
Michael Becker, der Sprecher der Geschäftsführung des Karlsruher SC, nahm allerdings die Polizei und auch den Stadionsprecher nach der Kritik aus Kaiserslautern in Schutz. "Als Klub übernehmen wir Verantwortung für einen sicheren und respektvollen Ablauf von Spielen - insbesondere bei Derbys und Begegnungen mit besonderer Brisanz", wird Becker in einer Vereinsstellungnahme zitiert. "Gleichzeitig möchte ich betonen, dass sich das Ordnungspersonal, die Polizei sowie auch unser Stadionsprecher unmittelbar und angemessen deeskalierend eingegriffen haben. Ich war selbst in der Sicherheitszentrale vor Ort und konnte mir ein sehr gutes Bild über die Vorkommnisse im Stadion machen."
Beckers Aussagen zufolge habe Stadionsprecher Martin Wacker über die Lautsprecheranlage beide Fanlager zur Besonnenheit aufgefordert sowie "wiederholt und konsequent an Fairness und Gewaltfreiheit appelliert. Zudem ermahnte er die Fans beider Lager, im Block zu bleiben und nicht weiter zu provozieren." Daher sei der KSC "irritiert über das Statement des 1. FC Kaiserslautern, wonach Aussagen des Stadionsprechers aus ihrer Sicht nicht zur Deeskalation beigetragen haben sollen".
Auch aus anderem Grund löste das Statement des FCK am Samstag offenbar Verstimmung bei den Badenern aus. Beide Seiten hätten sich geeinigt, die Vorkommnisse aufzuarbeiten und sich kommunikativ abzustimmen. "Leider hat sich der 1. FC Kaiserslautern nicht daran gehalten und ist kurzfristig mit einem Statement an die Öffentlichkeit gegangen, welches ungeklärte Sachverhalte enthält", so Becker. "Der FCK hat sich mittlerweile für die Vorgehensweise beim KSC entschuldigt, dennoch sehen wir uns gezwungen, das dadurch entstandene falsche Bild in der Öffentlichkeit geradezurücken."
Verletzte Ordnungskräfte
Gemeinsam mit der Fanbetreuung, dem Ordnungsdienst und den Sicherheitsbehörden wollen beide Vereine nun eine "detaillierte Aufarbeitung" einleiten. Nach dem Derby am Samstag seien mehrere Ordnungskräfte verletzt worden, sagte ein Pressesprecher der Karlsruher Polizei. "Über das genaue Ausmaß der Verletzungen ist noch nichts bekannt." Auch am Sonntag konnte die Polizei noch keine genauen Angaben zur Zahl der vorläufig Festgenommen unter den Anhängern beider Vereine geben. Die Abreise der Zuschauer sei ohne besondere Vorkommnisse verlaufen.
tru, pja