"Auf jeden Fall!": Kimmich traut Urbig das Neuer-Erbe zu

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Zehn Pflichtspiele lang hat Jonas Urbig mittlerweile Manuel Neuer im Bayern-Tor vertreten. Dabei hat der 21-jährige Winterneuzugang überwiegend einen guten Eindruck hinterlassen, vor allem in der Champions League.

 Joshua Kimmich freut sich mit Jonas Urbig über dessen erstes Spiel ohne Gegentor in der Bundesliga.

Glückwunsch vom Kapitän: Joshua Kimmich freut sich mit Jonas Urbig über dessen erstes Spiel ohne Gegentor in der Bundesliga. picture alliance / BEAUTIFUL SPORTS

Im sechsten Anlauf klappte es in der Bundesliga mit der weißen Weste, beim 4:0-Sieg in Heidenheim blieb Jonas Urbig erstmals in der Bundesliga ohne Gegentor. Ganz neu war das Gefühl für den früheren Kölner nicht, in der Champions League war ihm dies im Achtelfinale gegen Bayer Leverkusen zweimal gelungen, nach seiner Einwechslung beim 3:0 im Hinspiel und auch im zweiten Vergleich (2:0).

"Ich würde es nicht als Last sehen, die von den Schultern gefallen ist. Ich habe mich einfach gefreut, mit dem Team erfolgreich zu sein, das war wichtig", sagte Urbig, der am Karsamstag erstmals vor die Mikrofone trat, quasi seine zweite Premiere neben der weißen Weste. Mit einer starken Parade gegen den allein vor ihm auftauchenden Sirlord Conteh glänzte Urbig sogar einmal. "Ich habe neutral auf den Schuss gewartet, um auf ihn zu reagieren, und freue mich, dass es mir reaktionsschnell gelungen ist", schilderte er die Szene.

Als Urbig im Januar aus Köln kam, konnte er nicht mit so vielen Einsätzen rechnen. Sein Zwischenfazit lautet: "Ich habe menschlich und sportlich viele Erfahrungen gesammelt, angefangen bei den Trainingseinheiten und nach der Verletzung von Manuel Neuer, als ich unverhofft zum Spielen gekommen bin. Ich habe sehr viel gelernt, freue mich über jede Spielminute." Neuer, aber auch Sven Ulreich und Daniel Peretz hätten ihm dabei anfangs sehr geholfen, in der Gruppe anzukommen.

Urbig: "Es war ein großer, aber toller Schritt"

Lobende Worte, eingepackt in Mitgefühl, fand Joshua Kimmich für den talentierten Neuer-Vertreter: "Er hat mir teilweise ein bisschen leid getan, weil immer ein, zwei Dinger reingefallen sind, er aber nichts dafür konnte. Ich kann mich nicht an einen Fehler erinnern." Das stimmt zwar nicht ganz, weil Urbig beim 1:1 bei Union Berlin patzte und auch beim ersten Gegentor gegen den BVB (2:2) keine glückliche Figur abgab, insgesamt mit Blick aufs große Ganze liegt Kimmich aber richtig.

Auch Sportvorstand Max Eberl darf sich bestätigt sehen, diesen Transfer getätigt zu haben. "Jonas ist ein sehr talentierter Torwart und genau das, was wir uns mit dieser Entscheidung vorgestellt haben. Er hat in den vergangenen Wochen sehr gute Leistungen gezeigt, großes Potenzial und Manu sehr gut vertreten", sagte er in Heidenheim.

Möglicherweise kehrt Neuer am kommenden Samstag gegen Mainz ins Tor zurück, muss Urbig zunächst wieder auf die Bank. Und wenn nicht, ist auf ihn Verlass, das hat er bewiesen. Kimmich traut Urbig das Neuer-Erbe langfristig zu. "Auf jeden Fall, sonst hätten wir ihn nicht geholt." Mit einem Augenzwinkern fügte er einschränkend hinzu: "Ich kann das Torwartspiel ehrlicherweise nicht beurteilen. Was ich aber beurteilen kann, ist, was für ein Typ er ist."

Auf dem Platz ein ziemlich cooler. "Bei Bayern zwischen den Pfosten zu stehen und Manu zu vertreten sind Faktoren, die es nicht einfacher machen", weiß Kimmich. Urbig, der besonders in der Königsklasse abgeklärt wirkte, lässt sich weder davon noch von äußeren Einflüssen wie etwa der Atmosphäre in San Siro beeinflussen: "Am Ende des Tages sind es 90 Minuten, 22 Spieler auf dem Feld. Natürlich ist es vor dem Spiel eine besondere Atmosphäre, aber die nehme ich gar nicht so wahr, weil ich sehr fokussiert bin."

Verschlechtert hat Urbig seine Perspektive als Neuer-Erbe in den vergangenen Wochen nicht. "Natürlich ist es ein großer, aber auch ein toller Schritt gewesen", beschreibt er den Wechsel von der Bank in Köln in der 2. Liga zum FC Bayern. Gut möglich, dass die Gegenwart bereits einen Eindruck über die Zukunft im Bayern-Tor zeigt.

Frank Linkesch

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