Der gelungene Heimauftakt gegen die VSG Altglienicke auf brandneuer Spielfläche sorgte für zufriedene Gesichter bei Meister Lok Leipzig. Luft nach oben ist freilich vorhanden - kommt Zeit, kommt Selbstverständlichkeit.

Im Bruno-Plache-Stadion wurde am Freitag auch das neue Grün präsentiert. IMAGO/Beautiful Sports
"Mit dem Ergebnis sind wir auf jeden Fall zufrieden, wir haben zu Hause zu null gewonnen", gab Leipzigs Sportdirektor Toni Wachsmuth im abendlichen Schein des Flutlichtes zu Protokoll. Jeder, der auch nur Basiskenntnisse in fußballerischer Semantik besitzt, weiß, dass auf solcherlei Inhalte zumeist ein "Aber" folgt: "Wenn wir rein über das Fußballerische sprechen, können wir natürlich nicht zufrieden sein", fügte Wachsmuth sogleich selbstkritisch an.
Speziell im ersten Durchgang habe man es nicht geschafft, "in das Spiel zu kommen, das wir eigentlich spielen wollten - das Beste war tatsächlich, dass wir 1:0 geführt haben." Das Credo der Leipziger, immer einen defensiven Mindeststandard anzubieten, wurde aber trotz (logischer) spielerischer Mängel befolgt: "Wir haben an einem nicht so guten Tag zu null gewonnen, das nehmen wir mit", so der 38-Jährige: "Wir haben gut gegen den Ball gearbeitet, waren sehr aufopferungsvoll und haben fast keine Torchance zugelassen - aber mit dem Ball gibt es schon Themen, die wir besser umsetzen müssen."
Nervöser Heimauftakt
Auch der Leipziger Erfolgstrainer Jochen Seitz zog ein nüchternes, aber positives Fazit. Schon in der Vorsaison wurde anfangs kein galaktischer Ballsport präsentiert, die Punkte aber unnachgiebig eingeheimst, von Minimalismus zu späteren Meisterwürden. Grundsätzlich wolle man "schon mehr spielerische Akzente setzen als heute", so Seitz nach der Partie: "Dass wir mit der ersten Halbzeit nicht zufrieden waren, haben wir auch klar angesprochen und ein paar Veränderungen vorgenommen." Jene hätten vor allem "Positionierung bei zweiten Bällen" betroffen. Am Ende eines nervösen Heimauftakts sei es darum gegangen, "das Ganze dann leidenschaftlich zu Ende zu verteidigen."
Über eine halbe Stunde agierten die Leipziger dabei in Überzahl - das Eingreifen des Altglienickers David Kebe gegen Djamal Ziane wurde von Schiedsrichter Patrick Kluge als Notbremse gewertet - konnten jedoch keinen Vorteil aus der numerischen Überlegenheit ziehen. Den unnötigen Spannungsabfall gegen Ende der Partie konnte auch Toni Wachsmuth nur unzureichend erklären: "Ich hatte ein bisschen das Gefühl, dass wir da zu ängstlich waren und befürchtet haben, das Ding in Überzahl noch zu verspielen. Ich hätte mir mehr Ruhe und Ballbesitz gewünscht, mehr Zutrauen in das, was wir können." Die Saison ist freilich noch jung, die berühmt-berüchtigten Automatismen benötigen Zeit zur Verfestigung: "Auch letzte Saison haben wir schleppend angefangen - es geht jetzt einfach darum, die Basics auf den Platz zu bringen", so Wachsmuth.
Neue Spielfläche eingeweiht
Besagter Platz im Bruno-Plache-Stadion erlebte also ein eher durchwachsenes Premierenspiel. Innerhalb weniger Wochen ist aus dem altersschwachen Problem-Geläuf mit Aschebahn-Romantik eine piekfein begrünte Heizdecke, umsäumt von penibel gepflasterten Auslaufzonen geworden. Viele Hände, schnelles Ende - gerade durch den Einsatz treuer Fans wurde das größte infrastrukturelle Projekt der letzten Jahre im Eiltempo gelebte Wirklichkeit.
Kapitän und Urgestein Djamal Ziane zeigte sich tief beeindruckt und von Dankbarkeit gerührt: "Einfach geil, hier bei diesem Rahmen einzulaufen! Für viele Außenstehende mag so etwas normal sein - jeder, der uns schon länger begleitet, weiß, was das für ein Wahnsinns-Schritt für den Verein ist." Es sei "einfach krank im positiven Sinne, wie viele Menschen hier helfen, spenden, machen und tun, da muss man sich manchmal kneifen. Jeden Tag fährt man hier auf das Gelände und es rennen fünfzig bis einhundert Menschen ehrenamtlich herum - das macht den Verein aus und uns wahnsinnig stolz." Jetzt müsse man auf diesem Traum von einem Rasenplatz "nur noch besseren Fußball spielen als wir heute", schmunzelte Ziane. Ein absoluter Rekord bei den verkauften Dauerkarten (2.744, Stand Samstagabend) zeugt aber von Urvertrauen.
Schon am kommenden Wochenende hat man die neuerliche Chance, der Schönheit des Spiels zu frönen, wenn der ZFC Meuselwitz in Probstheida aufschlägt (So., 10. August, 14 Uhr). Nachdem dann der Kracher im DFB-Pokal gegen Schalke 04 über die Bühne gegangen ist (So., 17 August, 15:30 Uhr) hat die Spielfläche etwas Zeit, Wurzeln zu schlagen. Sie könnte das Fundament einer weiteren Top-Saison in Probstheida sein - wenn zunächst weiter die Basics stimmen.
Georg Meyer