Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, fordert Veranstalter in Deutschland zur Absage von Konzerten der britischen Musikgruppe Bob Vylan auf. »Ich finde es abstoßend und unwürdig, die Bühne eines Musikfestivals gezielt und öffentlich für Hass und Hetze zu missbrauchen und zum Tod von Menschen aufzurufen«, sagte Klein den Tageszeitungen der Funke-Mediengruppe. »Konzertveranstalter sollten ein derart menschenverachtendes Verhalten nicht unterstützen.«
Das Punk-Rap-Duo Bob Vylan hatte beim diesjährigen Glastonbury-Festival in England mit dem Slogan »Death, death to the IDF« (Tod den israelischen Streitkräften) für einen Eklat gesorgt. Sowohl auf den als antisemitisch eingestuften Auftritt als auch auf den Umgang der BBC mit der Übertragung folgte massive Kritik, unter anderem vom britischen Premierminister Keir Starmer.
Die BBC gestand Fehler ein, die Band wiederum rechtfertigte sich. Sie habe mit dem Slogan nicht zur Tötung von Menschen aufgerufen, es habe sich vielmehr um legitime Kritik an der israelischen Kriegsführung gehandelt, behaupteten Bob Vylan in einem Post bei Instagram.
Die »vermeintlich politischen Statements der Band« seien »nichts weiter als menschenverachtend«, sagt nun Klein. Sie hätten nichts mit Kunst zu tun, sondern seien »lediglich als ebenso durchschaubarer wie inakzeptabler Versuch zu betrachten, mittels Skandalen die eigene Popularität zu steigern«.
Der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus begrüßte demnach kritische Reaktionen auf die Äußerungen der Band bei ihrem Glastonbury-Auftritt. Außerdem appellierte er an Veranstalter, dem Beispiel des Radar Festivals in Manchester oder der Live Music Hall in Köln zu folgen und geplante Auftritte von Bob Vylan abzusagen.
Massive Attack sagen Deutschlandkonzerte ab
In Köln sollten Bob Vylan eigentlich am 13. September als Support der New Yorker Band Gogol Bordello auftreten. Man habe sich zusammen mit dem örtlichen Veranstalter dazu entschieden, den Support zu streichen, erklärte die Live Music Hall . »Wir möchten so jemandem nicht unsere Bühne bieten.«
Als Support waren Bob Vylan unter anderem auch beim Gogol-Bordello-Konzert am 19. September in Berlin angekündigt: Auf der Webseite der Veranstaltungsstätte Huxleys Neue Welt ist das so angegeben, im entsprechenden Eintrag auf der Homepage des Konzertveranstalters Trinity Music fehlt der Support-Act allerdings. Eine SPIEGEL-Anfrage bei Trinity Music blieb vor Publikation dieses Textes unbeantwortet.
Zuletzt hatten Konzertabsagen einer anderen Band, die sich ebenfalls lautstark propalästinensisch positioniert, für ein wenig Aufregung gesorgt: Massive Attack sagten Auftritte in Bonn und Berlin kurzfristig ab, online wurde über einen politischen Hintergrund spekuliert. In Bezug auf das abgesagte Berlin-Konzert am 8. Juli teilte der Konzertveranstalter, die MCT Agentur, auf SPIEGEL-Anfrage allerdings mit, die Show habe man »aufgrund von Krankheit« absagen müssen.