Der am Mittwochabend (Ortszeit) im Zentrum der US-Hauptstadt Washington, D.C. erschossene israelische Botschaftsmitarbeiter Yaron Lischinsky war auch deutscher Staatsbürger. Das erfuhr der SPIEGEL aus deutschen Diplomatenkreisen.
Lischinsky und seine getötete Partnerin Sarah Milgrim, die ebenfalls in der israelischen Botschaft arbeitete, hatten am Abend an einer Veranstaltung des American Jewish Committee im Capital Jewish Museum teilgenommen. Dann wurden sie offenbar aus nächster Nähe erschossen.
Die Wurzeln Lischinskys liegen offenbar im Fränkischen. Er gab auf seinem LinkedIn-Profil an, er sei »stolz, sowohl Jerusalem als auch Nürnberg meine Heimat nennen zu können.« Im Alter von 16 Jahren wanderte er eigenen Angaben zufolge nach Israel aus und sprach fließend Deutsch.
In der Botschaft arbeitete Lischinsky demnach als wissenschaftlicher Mitarbeiter mit Fokus auf den Nahen Osten und Nordafrika in der politischen Abteilung.
Lischinsky und Milgram wollten laut Angaben des israelischen Botschafters in Washington, Yechiel Leiter, bald heiraten. Lischinsky wollte Milgram demnach in der kommenden Woche einen Heiratsantrag machen.
Täter in Polizeigewahrsam
Der mutmaßliche Täter, ein 30-Jähriger aus Chicago, befindet sich in Polizeigewahrsam. Bei seiner Festnahme soll er »Free, free Palestine« gerufen haben, was ein antisemitisches Motiv nahelegt. Die Ermittler gehen demnach davon aus, dass die Tat »von einem einzelnen Verdächtigen begangen wurde«.
Die Bluttat im Zentrum der US-Hauptstadt, inmitten von Behörden und in unmittelbarer Nähe eines FBI-Regionalbüros sorgt international für Entsetzen. Israels Premierminister Benjamin Netanyahu kündigte an, die Sicherheitsvorkehrungen für israelische Botschaften und staatliche Vertreter weltweit zu erhöhen.
Internationales Entsetzen und erhöhte Schutzmaßnahmen
Er sei schockiert über den grausamen, antisemitischen Mord in Washington, teilte Netanyahu mit. Der Regierungschef sieht die Tat offenbar als Ergebnis einer weltweiten Kampagne gegen Israel. »Wir erleben den furchtbaren Preis von Antisemitismus und wilder Aufwiegelung gegen den Staat Israel«, sagte Netanyahu.
US-Präsident Donald Trump verurteilte die »offensichtlich auf Antisemitismus zurückzuführende« Tat scharf, Außenminister Marco Rubio nannte die Tat einen »unverfrorenen Akt feiger, antisemitischer Gewalt«.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) reagierte entsetzt auf die tödlichen Schüsse in Washington. »Derzeit müssen wir von einem antisemitischen Motiv ausgehen«, schrieb der deutsche Regierungschef auf X. »Diese abscheuliche Tat verurteile ich auf das Schärfste.« Man sei in Gedanken bei den Angehörigen.