Altmeisterauktion in Zürich: Still blüht die Schönheit

vor 14 Stunden 2

Schon im März sorgte bei dem Schweizer Auktionshaus ein Blumenstillleben für Aufsehen, als mehrere Bieter um ein wiederentdeckte Gemälde von Ambrosius Bosschaert dem Älteren wetteiferten und es von geschätzten 250.000 bis 350.000 Franken auf 700.000 hoben. Nun bringt Koller ein weiteres Werk des in Antwerpen geborenen und später in Utrecht, Breda und Den Haag tätigen Barockmalers zum Aufruf: als Spitzenlos der Sparte Alter Meister am 19. September in Zürich.

Bosschaert malte den üppigen Blumenstrauß, der durch seine intensive Farbigkeit und die feine Linienführung vor dem dunklen Hintergrund zu leuchten scheint, um 1615. Der Spezialist für Blumenmalerei soll jegliche Überschneidungen vermieden haben, um Blüten exakt wiedergeben zu können. Auch auf dem Werk mit Glasvase und Schmetterlingen sind fast alle in voller Pracht dargestellt (Taxe 150.000 bis 250.000 Franken).

„Semper Augustus“

Unter den 82 Losen der Offerte bestechen weitere Stillleben: Isaak Soreau, dessen Zwillingsbruder und Vater ebenfalls Maler des Genres waren, ist bekannt für seine illusionistisch in Bild gesetzten Früchtekörbe. Die Präzision, mit der er jede Beere in „Traubenkorb mit Pfirsichzweig und Blumenstrauß“ modellierte, belegen seine technische Virtuosität (120.000/180.000).

Einen Obstkorb malte um 1624 Balthasar van der Ast. Er war Schüler und Schwager Bosschaerts des Älteren, dessen Einfluss in seinen frühen Werken deutlich erkennbar ist. Bedeutend ist die rot-weiß gestreifte Tulpe auf dem Gemälde: Während der sogenannten Tulpenmanie im 17. Jahrhundert erreichten Exemplare dieser Sorte „Semper Augustus“ Spitzenpreise und galten als Statussymbol. Das 34 mal 57 Zentimeter messende Ölgemälde ist auf 100.000 bis 150.000 Franken geschätzt.

 „Stillleben mit Trauben, Kirschen, Aprikosen und Äpfeln in einem Früchtekorb neben Rosen, Tulpen, Johannisbeeren und Melone auf einer Tischplatte“, 1624Taxe 100.000 bis 150.000 Franken: Balthasa van der Ast: „Stillleben mit Trauben, Kirschen, Aprikosen und Äpfeln in einem Früchtekorb neben Rosen, Tulpen, Johannisbeeren und Melone auf einer Tischplatte“, 1624Koller

Erstmals auf den Kunstmarkt gelangt ist das Stillleben mit Erdbeeren und Spargel von Adriaen Coorte, das sich seit mehreren Generationen in einer aristokratischen Privatsammlung befand. Coorte war als Maler lediglich von 1683 bis 1707 aktiv und hinterließ ein überschaubares Gesamtwerk von etwa 70 Gemälden. Seine reduzierten Kompositionen gelten als Raritäten im Handel (80.000/120.000).

Eine andere Art von Stillleben entdeckte Cornelius de Heem, Sohn des bedeutenden Malers Jan Davidszoon de Heem, für sich: „Banketjes“, also Mahlzeitenstillleben. Einen reichlich gedeckten Tisch mit Austern, Trauben, Kirschen, Orangen und einem Weinglas bannte der Antwerpener auf Leinwand (40.000/60.000). Bei Floris van Schootens geht es aufgeräumter zu. In zurückhaltender Farbpalette drapiert er Brot, Käse, Kastanien und ein Bierglas ausgewogen auf dem Tisch. Ebenso wie Pieter Claesz und Willem Claesz Heda ist der Haarlemer Maler besonders für seine Frühstücksstillleben bekannt (30.000/40.000). Weniger appetitlich kommen Jagdstillleben daher. Jan van Kessel der Jüngere liefert eines mit Wild, Geflügel und Gemüse, auf dem tote Vögel und ein erlegter Rehbock zwischen Kohlköpfen liegen (12.000/18.000).

Rund 200 Jahre später setzt Emilie Preyer eine Sektschale umgeben von Trauben und Pfirsichen gekonnt in Szene. Das Bild ist eines der Toplose in Kollers Offerte mit Kunst des 19. Jahrhunderts. Die Düsseldorfer Malerin führte die Stilllebenmalerei ihres Vaters Johann Wilhelm Preyer fort. Wie häufig in ihren Werken zieht die stille Präsenz einer kleinen Fliege, gern als Vanitas-Symbol verwendet, den Blick des Betrachters auf sich (20.000/30.000).

Gesamten Artikel lesen