Der US-amerikanische Ableger von TikTok soll von einem Konsortium aus Oracle, den Investmentunternehmen Andreessen Horowitz und Silver Lake sowie bisherigen Investoren von ByteDance übernommen werden. Der begehrte Algorithmus bleibt derweil in chinesischer Hand und wird für eine eigene Version an die neuen US-Betreiber lizenziert. Nutzer und Nutzerinnen in den USA sollen zudem die App wechseln. Das sind die Eckpunkte der Einigung zwischen der US-Regierung und China, berichtet unter anderem das Wall Street Journal. Die Einigung soll demnach jetzt mit Hochdruck finalisiert werden, dafür hat US-Präsident Donald Trump am Dienstag zum vierten Mal das eigentlich vorgeschriebene TikTok-Verbot aufgeschoben.
Trump verzichtet auf Algorithmus
Trump selbst hat demnach angekündigt, diesen Freitag mit Chinas Staatschef Xi Jinping über die Einigung sprechen zu wollen. Erreicht worden sei sie in den vergangenen Tagen bei Verhandlungen in Madrid, Oracle zum Beispiel hatte sich aber bereits Anfang des Jahres als Interessent ins Spiel gebracht. Laut CNBC geht man in den USA davon aus, dass die letzten Details der Einigung in den nächsten 30 bis 45 Tagen geklärt werden. Im Prinzip sei der Deal bereits im Frühjahr ausgehandelt worden, dann habe die chinesische Seite wegen Donald Trumps Zollpolitik aber auf die Bremse gedrückt und weitere Fortschritte verzögert.
Laut dem Wall Street Journal sollen die User in den USA von TikTok auf eine neue App wechseln. Die wird demnach bereits entwickelt und getestet. Für diese würden die Algorithmen des Originals angepasst, dazu gebe es eine Lizenz des bisherigen Eigners ByteDance. "Letztlich behält China den Algorithmus", zitiert die Financial Times einen Beteiligten an den Verhandlungen, Trump habe hier einen Rückzieher gemacht. Inhalte aus den USA sollen im Rest der Welt auf TikTok abrufbar bleiben "und andersherum". Oracle werde seine Rolle als technischer Dienstleister von TikTok in den USA behalten. Das US-Konsortium um den Software-Konzern des Trump-Unterstützers Larry Ellison soll 80 Prozent des US-Geschäfts halten, ByteDance noch 20 Prozent.
Das US-Geschäft von TikTok hätte laut einem parteiübergreifend beschlossenen Gesetz eigentlich bis zum 19. Januar von Bytedance verkauft werden – oder in den USA vom Netz gehen müssen. Doch Trump räumte gleich zu seinem Amtsantritt im Januar eine zusätzliche Frist von 75 Tagen ein. US-Behörden wurden angewiesen, das Gesetz vorerst nicht umzusetzen. Danach verlängerte Trump die Gnadenfrist immer weiter, obwohl es dafür keine gesetzliche Grundlage gab. Schon die ersten 75 Tage waren nicht vom Dokument gedeckt: Es sah lediglich einen einmaligen Aufschub von 90 Tagen für den Fall gut laufender Verkaufsverhandlungen vor. Nach den jüngsten Ankündigungen wirkt die nun verfügte Pause wie die erste, die diese Voraussetzung erfüllt.
Sorge vor chinesischer Einflussnahme
Der TikTok-Mutterkonzern Bytedance wird in den USA als chinesisches Unternehmen gesehen. Bytedance hat selbst immer wieder darauf verwiesen, dass die Investoren mehrheitlich aus dem Ausland stammen. Allerdings hat der Konzern eine große Zentrale in Peking und ist damit auch an viele gesetzliche Vorgaben der Volksrepublik gebunden. Deshalb gilt das einzige große soziale Netzwerk, das nicht in der Hand eines US-Unternehmens ist, dort als Sicherheitsgefahr. Die Sorge ist unter anderem, dass Chinas Regierung darüber die öffentliche Meinung beeinflussen könnte. Deshalb hatte der US-Kongress verfügt, dass das US-Geschäft verkauft werden muss, wogegen sich China anfangs entschieden gewehrt hat.
(mho)