Alcatraz: Ein legendärer Knast

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Das berühmteste Gefängnis Amerikas liegt in der Bucht von San Francisco, es gehört zum Panorama dieser Stadt wie die Golden Gate Bridge ein Stück weiter. Fähren setzen von Pier 33 regelmäßig hinüber, der Besuch kostet je nach Tageszeit knapp 50 Dollar pro Person oder mehr, Alcatraz ist seit Jahrzehnten eine Touristenattraktion.

Die Eroberer nannten die Insel einst Isla de los Alcatraces, Insel der Pelikane, das war das altspanische Wort für diese Tiere. Daraus wurde der gegenwärtige Name, bekannt ist das Eiland auch als The Rock, der Fels. Darauf stand ein Fort, von 1934 bis 1963 war dies dann die U.S. Penitentiary Alcatraz, die legendäre Haftanstalt. Längst gehört die Anlage zum Erholungsgebiet, aber nun will Donald Trump dort wieder einsperren lassen.

Am Sonntag gab er seine Idee auf Truth Social bekannt, seinem Netzwerk. „BAUT ALCATRAZ WIEDER AUF UND ÖFFNET ES!“, schrieb er da. „Schon viel zu lange wird Amerika von bösartigen, gewalttätigen und kriminellen Wiederholungstätern geplagt, dem Abschaum der Gesellschaft, der nie etwas anderes als Elend und Leid verursachen wird.“

Das wäre unter anderen Umständen bestenfalls als schlechter Witz zu verstehen, aber auch und gerade bei diesem Thema besteht der Verdacht, dass der US-Präsident es ernst meinen könnte. Denn Gefängnisse sind derzeit eines seiner Lieblingsthemen. Zuletzt ließ seine Regierung ihnen verdächtige Immigranten nach El Salvador fliegen, sie landen dort in einem Horrorknast, in den Zellen brennt 24 Stunden am Tag das Licht.

Gerichte haben diese Art der Abschiebung verboten, auch liegt gegen die meisten dieser unerwünschten Ausländer offenbar keine Anklage vor. Auch ein Familienvater aus Maryland, geboren in El Salvador, wurde in eines der Flugzeuge gesetzt – versehentlich, wie ein Funktionär nachher zugab. Selbst der Oberste Gerichtshof verlangt, dass Kilmar Abrego Garcia wieder zurückgeholt wird, Trump ignoriert solche Aufträge. Dafür kam er am Wochenende mit seinem neuesten Einfall daher.

Er werde die Gefängnisbehörde, die Ministerien für Justiz und Heimatschutz sowie das FBI anweisen, Alcatraz umzubauen, „um Amerikas skrupelloseste und gewalttätigste Straftäter unterzubringen“, gab er bekannt. Nach der Prohibition ließ die amerikanische Justiz dort besonders berüchtigte Straftäter wegschließen, darunter Al Capone und George alias „Machine Gun“ Kelly.

Durchschnittlich 260 bis 275 Häftlinge waren es in diesen 29 Jahren, Flucht erwies sich als schwierig und angesichts des kalten Wassers, der Strömungen und der Haie außen herum nicht empfehlenswert. Ein paar Versuche gab es, vorneweg den von Frank Morris und der Brüder John und Clarence Anglin, verfilmt von Clint Eastwood in „Flucht von Alcatraz“. Sie hinterließen selbstgemachte Attrappen ihrer Köpfe in ihren Betten, gefunden wurden die Geflüchteten weder tot noch lebendig.

Zur Schließung trug die Tatsache bei, dass Alcatraz ungefähr dreimal so teuer war wie gewöhnliche Gefängnisse. Der Vorschlag des Präsidenten sei nicht seriös, meint die Demokratin Nancy Pelosi aus San Francisco, aber das spielt in Trumps Fantasie oft keine Rolle.

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