Aktion gegen Übergewicht: Türkische Regierung lässt Bürger auf offener Straße wiegen

vor 5 Stunden 1

Durch öffentliches Wiegen will das türkische Gesundheitsministerium Übergewichtigkeit bekämpfen. Kritiker werfen der Regierung vor, die Betroffenen zu demütigen.

21. Mai 2025, 18:47 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, dpa,

9 Kommentare
 Kritiker werfen der Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdoğan vor, mit der Aktion Menschen öffentlich zu demütigen.
Öffentliches Messen des Body-Mass-Index in Adana: Kritiker werfen der Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdoğan vor, mit der Aktion Menschen öffentlich zu demütigen. © Eren Bozkurt/​Anadolu/​Getty Images

In der Türkei haben Gesundheitsbehörden begonnen, Menschen auf offener Straße auf die Waage zu bitten. Ziel ist es angeblich, im Rahmen einer landesweiten Kampagne gegen Übergewicht Körpergröße, Gewicht und Body-Mass-Index (BMI) zu erfassen.

Die Aktion mit dem Titel "Lern dein Idealgewicht kennen, lebe gesund" soll zehn Millionen Bürgerinnen und Bürger innerhalb von zwei Monaten erreichen.

Die Maßnahme ist Teil einer Initiative des türkischen Gesundheitsministeriums, die am 10. Mai begann und bis zum 10. Juli laufen soll. Laut Minister Kemal Memişoğlu beteiligen sich alle 81 Provinzen des Landes daran. Gesundheitspersonal messe an öffentlichen Plätzen Werte, um auf Übergewicht aufmerksam zu machen. Menschen mit einem BMI von über 25 werden in Gesundheitszentren weitervermittelt, wo sie Beratungen und Nachsorge erhalten sollen.

Kritik an öffentlicher Bloßstellung

Sechs von zehn Menschen in der Türkei gelten laut dem Gesundheitsministerium als übergewichtig oder adipös. Als fettleibig gilt laut Weltgesundheitsorganisation (WHO), wer einen BMI von 30 oder mehr hat. Im europäischen Vergleich liegt die Türkei bei Fettleibigkeit an der Spitze.

Die Aktion löste auch Widerspruch aus. Kritiker werfen der Regierung unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan vor, Menschen öffentlich zu demütigen. In sozialen Medien machen sich viele über die Kampagne lustig oder lehnen sie als übergriffig ab.

Das Gesundheitsministerium erklärte nicht, wie oder ob die Zustimmung der Menschen zu den öffentlichen Untersuchungen eingeholt wird. Auch wie die persönlichen Gesundheitsdaten der Teilnehmer und Teilnehmerinnen verwendet oder geschützt werden, blieb zunächst offen.

Gesamten Artikel lesen