Weltweit erstmals hat die Industrieallianz 5G Automotive Association (5GAA) am Freitag in Paris vernetzte Fahrzeuge präsentiert, die Internetdienste via Satellit für den Austausch von Informationen über Notfälle untereinander und mit der Straßeninfrastruktur nutzten. Das soll sicherstellen, dass sich entsprechend ausgerüstete Autos auch etwa in entlegenen Gebieten ohne Mobilfunkverbindung bei Unfällen, plötzlich auftretenden Hindernissen oder schwierigen Wetterbedingungen warnen können.
Befürworter von mehr Verkehrssicherheit preisen schon seit Jahren das Potenzial entsprechender Systeme für "Vehicle-to-Everything"-Kommunikation beziehungsweise "Car-to-Car Communication" (C2X) an. Dabei geht es um die Kommunikation zwischen Fahrzeugen und ihrer Umgebung. Bislang erfolgt diese in der Regel über 4G oder 5G. Dank entsprechender Standards können Pkw oder Lkw so in Echtzeit miteinander, mit der Infrastruktur wie Ampeln oder Leitplanken, Fußgängern, dem Netzwerk und anderen Verkehrsteilnehmern in Echtzeit in Verbindung stehen.
Die neue Satellitenfähigkeit demonstrierten in der französischen Hauptstadt Mitglieder der globalen Allianz aus der Auto-, Telekommunikations- und IT-Wirtschaft wie BMW und Stellantis sowie die Technologiepartner Anritsu, Cubic3, Deutsche Telekom, Harman, Jember, LG Electronics, Qualcomm Technologies, MediaTek, Rohde & Schwarz, Rolling Wireless, Skylo, Vedecom Institute und Viasat. Die Leistungsschau konzentrierte sich laut der 5GAA auf die Realisierung von Anwendungsfällen wie Gefahrenwarnungen und Notfallnachrichten im Fahrzeug. Sie zeigten demnach, wie "außerterrestrische Netzwerke" in Zukunft 4G- und 5G-Verbindungen ergänzen können.
Wechsel zwischen Satellit und 5G bis 2027 im Markt
Im Rahmen des Pilotprojekts sei auch auf öffentlichen Straßen mithilfe von Satelliten eine "allgegenwärtige Konnektivität im Auto für vernetzte Dienste" gezeigt worden, teilt der Zusammenschluss mit. Die nahtlose Integration und der fliegende Wechsel zwischen beiden Netzwerkarten kann demnach helfen, auch Sprachkommunikation etwa in Funklöchern aufrechtzuerhalten. Die Leistungsfähigkeit dieser Lösung sei parallel mit Testgeräten gemessen und überprüft worden, betont die 5GAA. Künftig werde es den Fahrern voraussichtlich nicht einmal bewusst sein, dass eine Satellitenverbindung hergestellt wird und nicht ein terrestrisches Netzwerk genutzt wird.
Gemäß dem 5GAA-Fahrplan rechnet die Allianz mit der Markteinführung einschlägiger Satellitendienste in Fahrzeugen bis 2027. Zuvor hatte Eutelsat im Februar zusammen mit MediaTek und der Airbus Defence and Space weltweit erstmals eine 5G-Mobilfunkverbindung per Satellit erfolgreich getestet. Damit erzielte das französisch-britische Unternehmen einen Etappensieg gegenüber dem US-Satellitennetzwerk Starlink von Elon Musk: 5G funktioniert mit handelsüblichen Handys, während Starlink bislang Spezialausrüstung nebst Satellitenschüsseln für Internet-Verbindungen benötigt.
5G-V2X Direct erstmals im Realbetrieb
Zugleich hat laut der 5GAA die Mitgliedsfirma Valeo in Zusammenarbeit mit Marben erstmals unter Realbedingungen 5G-V2X Direct vorgeführt. Dabei hätten zwei Fahrzeuge Sensordaten ausgetauscht und so eine Warnung vor einem Fußgängerüberweg an einer gesperrten Kreuzung abgegeben. Dies habe veranschaulicht, wie 5G-V2X Direct einen erweiterten Schutz gefährdeter Verkehrsteilnehmer ermöglicht. Diesen Standard hat die 3rd Generation Partnership Project (3GPP) entwickelt und in den sogenannten Release-16-Spezifikationen veröffentlicht. Er baut auf der Vorgängerversion LTE-V2X auf und soll höhere Datenübertragungsraten, niedrigere Latenzzeiten und eine verbesserte Positionsgenauigkeit bieten. 5G-V2X wird planmäßig zwischen 2026 und 2029 zunächst in Nutzfahrzeugmodellen breit verfügbar sein.
Weiterer Teil der Demo: interoperable V2X-Plattformen mit Fahrzeugen, mobilen Anwendungen und intelligenten Kreuzungen, die mit Kameras ausgestattet und verbunden über 5G verbunden sind. Diese sollen eine "kollektive Wahrnehmung" ermöglichen, um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer zu erhöhen. Harman und U-blox führten zudem quasi in Echtzeit Warnmeldungen des elektronischen Notbremslichts (EEBL) vor, um auf starke Bremsvorgänge aufmerksam zu machen.
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