Die taiwanische Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit gegen mehrere ehemalige Ingenieure des weltweit größten Chipauftragsfertigers TSMC. Sie könnten Geschäftsgeheimnisse zu TSMCs modernstem Fertigungsprozess aus der 2-Nanometer-Generation (N2) gestohlen haben, lautet der Vorwurf. Die N2-Produktion läuft gerade erst an.
Über den Vorwurf berichtete zunächst die Nachrichtenagentur Nikkei Asia anhand offizieller Stellungnahmen und firmennaher Quellen. Die Webseite der Staatsanwaltschaft ist derzeit nicht erreichbar. Weitere Medien liefern zusätzliche Details. Demnach befinden sich derzeit drei von sechs Verdächtigen in Untersuchungshaft.
Im Homeoffice abfotografiert
Die Staatsanwaltschaft durchsuchte Ende Juli Arbeitsräume und private Wohnungen. Der Verdacht kam auf, nachdem TSMC "ungewöhnliche Zugriffsmuster auf interne Dateien" durch einen Mitarbeiter festgestellt hatte, schildert die Staatsanwaltschaft. Mindestens zwei der Verdächtigen sollen zum Zeitpunkt des mutmaßlichen Datendiebstahls noch bei TSMC gearbeitet haben. Der Chipfertiger hat sie daraufhin entlassen.
Laut der taiwanischen United Daily News (UDN) nutzten die Verdächtigen Möglichkeiten im Homeoffice aus, um auf das interne TSMC-Netzwerk zuzugreifen. Mit Smartphones sollen sie so vertrauliche Informationen zur Fertigungstechnik fotografiert haben. In den TSMC-Werken selbst dürfen Mitarbeiter keine Mobilgeräte mit sich führen.
Aktuell laufen Untersuchungen, wie groß das Ausmaß des mutmaßlichen Diebstahls ist, was das Motiv war und ob die Geschäftsgeheimnisse mit Dritten geteilt wurden.
Verbrechen gegen die nationale Sicherheit
TSMCs Fertigungstechnik zählt seit 2022 zu den "nationalen kritischen Kerntechnologien" in Taiwan. Das erweiterte Sicherheitsgesetz kam, nachdem chinesische Firmen aggressiv TSMC-Mitarbeiter abgeworben hatten.
Taiwan will sich gegen Industriespionage schützen, damit keine Geschäftsgeheimnisse nach China, Südkorea oder in andere Länder gelangen. Insbesondere chinesische Firmen wie SMIC und Huawei versuchen im Eiltempo, heimische Halbleiterwerke mit moderner Technik aufzubauen.
Die stark geförderte Halbleiterexpertise gehört zu Taiwans Abwehrschirm gegen einen möglichen chinesischen Angriff, da Firmen und Regierungen weltweit auf die Chips aus Taiwan angewiesen sind und gegebenenfalls eingreifen würden.
(mma)