Carlos Alcaraz lehnte sich weit zurück und schrie mit weit aufgerissenem Mund seine Freude in den Himmel. Nervenstark hat der Topfavorit das Finale von Wimbledon erreicht und darf auf seinen dritten Titel in Serie beim Tennis-Klassiker auf Rasen hoffen. Der 22 Jahre alte Spanier bezwang im Halbfinale den Amerikaner Taylor Fritz 6:4, 5:7, 6:3, 7:6 (8:6) und steht zum sechsten Mal im Endspiel bei einem Grand-Slam-Turnier. Die vorigen fünf hat er alle gewonnen.
»Es war ein wirklich schwieriges Match. Es waren sehr schwere Bedingungen bei den Temperaturen hier«, sagte Alcaraz, der bei mehr als 30 Grad im vierten Durchgang zwei Satzbälle abwehrte. »Das ist mein Traum hier«. Am Sonntag trifft er auf den Sieger der Partie zwischen dem italienischen Tennis-Weltranglistenersten Jannik Sinner und dem siebenmaligen Wimbledon-Sieger Novak Djokovic aus Serbien.
Hitze stoppt Alcaraz nicht
Das Halbfinale zwischen Alcaraz und Fritz aus den USA in Wimbledon ist wegen medizinischer Zwischenfälle mit Fans mehrfach unterbrochen worden. In der prallen Sonne auf der unteren Tribüne des Centre Courts bei mehr als 30 Grad ging es mehreren Fans nicht gut. Fritz holte Wasser aus der Kühlbox, das ein Balljunge Richtung Tribüne brachte.
Bei einem anderen Vorfall musste eine Frau gestützt von der Tribüne gebracht werden. Die Party konnte jeweils nach wenigen Minuten Pause fortgesetzt werden.

Hüte und Regenschirme gegen die pralle Sonne
Foto: Toby Melville / REUTERSAuch in der Royal Box war es trotz Schattens richtig warm: Die Tennis-Legenden Björn Borg und Pat Cash hatten im zweiten Satz ihre Jacketts abgelegt und verfolgten die Party im Langarm-Hemd mit Krawatte. Bereits die Halbfinals der Frauen am Donnerstag mussten mehrfach pausieren.
Trotz der Hitze zeigte der Weltranglistenzweite Alcaraz das ganze Repertoire seines Extrakönnens: Mit starken Aufschlägen, zahlreichen Netzangriffen und reichlich Finesse beendete er den Traum von Fritz vom ersten Grand-Slam-Titel. Für Alcaraz war es der 20. Sieg in Wimbledon nacheinander, auch diese Saison ist er nun bereits seit 24 Partien ungeschlagen.

Tennis-Legenden Björn Borg und Pat Cash in der königlichen Loge
Foto: Kin Cheung / APAlcaraz wackelt kurz
Alcaraz ist der zehnte Spieler in der Geschichte des Profi-Tennis der Herren, der dreimal nacheinander im Wimbledon-Finale stand – darunter auch Boris Becker. Drei oder mehr Titel in Serie haben nur der Schwede Borg, Pete Sampras (USA), der Schweizer Roger Federer und Djokovic in der modernen Ära im All England Club gewonnen.
Alcaraz startete rasant, nahm Fritz mit einem Netzroller direkt im Auftaktspiel den Aufschlag ab. Erstmals langsam kam der US-Amerikaner in seinem ersten Wimbledon-Halbfinale an. Mit den Titeln bei den Vorbereitungsturnieren in Stuttgart und Eastbourne hatte der Weltranglistenfünfte seine starke Form auf Rasen bewiesen, kam jedoch bei Aufschlag seines Gegners lange Zeit nie in die Ballwechsel.

US-Amerikaner Fritz: Letztlich keine Chance
Foto: Adam Vaughan / EPABeim Stand von 3:1 schien Alcaraz etwas ins rechte Auge geflogen zu sein, der Spanier ließ sich wenig später behandeln. Doch auch dies beeinträchtigte ihn nicht. Nach nur 35 Minuten nutzte er seinen ersten Satzball.
Es dauerte bis zum vierten Spiel im zweiten Satz, bis Fritz einen Punkt gewinnen konnte, wenn Alcaraz seinen ersten Aufschlag ins Feld brachte. Nach mehreren kurzen Pausen geriet plötzlich der Spanier doch ins Wackeln. Einen Breakball wehrte er noch ab, kassierte jedoch durch einen Doppelfehler und leichte Patzer das Break zu null zum 5:7.
Fritz ging zum Umziehen in die Kabine, Alcaraz blieb in der prallen Sonne stehen. Schnell fand er wieder seine Konzentration und seinen Rhythmus, gewann zeitweise 13 Punkte in Serie und holte sich souverän Satz Nummer drei.
Im vierten Durchgang erlaubten beide Spieler bei eigenem Aufschlag keine Breakbälle. Im Tiebreak heizte Alcaraz das Publikum nach einem Überkopfball zum Abschluss eines spektakulären Punkts an, wehrte zwei Satzbälle ab – und jubelte wenig später über den Matchgewinn.