Es ist perfekt: Benjamin Weber, bislang beim SC Paderborn, wird neuer Sportdirektor des FC Augsburg, der sich deutlich breiter aufstellt. Auch Marc Lettau, Ex-Trainer Manuel Baum und Julian Baumgartlinger erhalten Jobs.

Denkt künftig über die sportliche Ausrichtung des FC Augsburg nach: Der neue Sportdirektor Benjamin Weber. IMAGO/Jan Huebner
Oberflächlich betrachtet hätte der FC Augsburg zufrieden sein können: Kein Abstiegskampf, Platz zwölf, ein 15. Jahr in der Bundesliga. Doch der Verein möchte sich weiterentwickeln, auch mal ein positives Ausrufezeichen in der Abschlusstabelle setzen. Mit dem Wechsel von Jess Thorup zu Sandro Wagner als Cheftrainer begann die Neuausrichtung, am Freitag folgte die Ebene darüber im sportlichen Bereich.
Neuer Sportdirektor und damit Nachfolger des Schweizers Marinko Jurendic wird wenig überraschend Benjamin Weber, der seinen Dienst am 26. Juli antritt, unmittelbar vor Beginn des Trainingslagers in Österreich. Der 42-Jährige, der früher im Trainerteam Thomas Tuchels gearbeitet hat, war von Beginn an der Wunschkandidat von Geschäftsführer Michael Ströll.
Sowohl die enge Zusammenarbeit mit Tuchel und davor Jürgen Klopp als auch Webers erfolgreiches Wirken in Paderborn mit begrenzten personellen, finanziellen und infrastrukturellen Mitteln weckten ebenso das Interesse des FCA wie Webers Fokus auf die Entwicklung von Nachwuchsspielern beim SCP. Für ihn wird eine niedrige sechsstellige Ablöse an Paderborn fällig, die durch Boni etwas anwachsen kann.
Managerschmiede Paderborn
Ebenso dürfte nicht verborgen geblieben sein, dass aus Paderborn bereits die Vorgänger von Weber eine erfolgreiche Karriere in der Bundesliga hingelegt haben: Markus Krösche bei Eintracht Frankfurt und Fabian Wohlgemuth beim VfB Stuttgart. In Augsburg soll Weber den sportlichen Bereich verantworten, er ist nur Geschäftsführer Michael Ströll unterstellt.
Mit der Personalie Weber ist es in Augsburg jedoch nicht getan. Neuer Kaderplaner wird der ebenfalls seit längerer Zeit gehandelte Marc Lettau, der zuletzt mit dem VfL Bochum zweimal den Klassenerhalt schaffte, ehe er dort gehen musste. Der FCA wollte Lettau auch deshalb, weil dieser davor bei Union Berlin in zweiter Reihe sehr erfolgreich gearbeitet hat. Wie bei den Eisernen soll er in Augsburg in zweiter Reihe wirken und seine über zehnjährige Erfahrung in Scouting und Kaderplanung einbringen.
In seine Berlin Zeit verantwortete er Transfers wie Robert Andrich, Taiwo Awoniyi, Julian Ryerson oder die Leihen von Nico und Keven Schlotterbeck, in Bochum half er mit, durch die Verpflichtungen von Bernardo oder Ibrahima Sissoko Werte zu schaffen. Dies soll auch ein Augsburger Weg werden: Spieler entwickeln und ihnen dann gegen eine entsprechende Ablöse den nächsten Schritt ermöglichen.
Zwei ehemalige mit Baum und Baumgartlinger
Zurück zum FCA kehrt Manuel Baum, der von Ende Dezember 2016 bis 9. April 2019 Cheftrainer bei den Fuggerstädtern war. Er bekommt den Titel "Leiter Entwicklung und Fußballinnovation". In Augsburg hält man den 45-Jährigen für einen der renommiertesten Nachwuchsexperten im deutschen Fußball, zuletzt arbeitete er als Nachwuchschef bei RB Leipzig.

Manuel Baum arbeitete zuletzt im Nachwuchs von RB Leipzig, er wird nun "Leiter Entwicklung und Fußballinnovation" beim FCA. IMAGO/Picture Point LE
Auch Baums Name hielt sich zuletzt bereits hartnäckig. Er ist auch deshalb gut in Erinnerung beim FCA geblieben, weil es unter ihm als Trainer erstmals Durchlässigkeit vom Nachwuchs zu den Profis gab, Kevin Danso und Marco Richter debütierten unter ihm in Augsburg. Nach Mert Kömür und Noahkai Banks soll dies künftig weiteren FCA-Talenten ermöglicht werden.
Überraschend kommt die Berufung von Julian Baumgartlinger zum "Koordinator Lizenzspielerabteilung". Der 37-Jährige spielte in der Saison 2022/23 für den FCA (16 Einsätze in der Bundesliga), ehe er seine Karriere aus Verletzungsgründen beenden musste. Baumgartlinger hat wie Simon Rolfes (Leverkusen) und Sebastian Kehl (BVB) das "UEFA Sporting Director Programm" absolviert, er hat über 400 Profispiele auf höchstem Niveau absolviert.
Der ehemalige Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft soll seinen Erfahrungsschatz einbringen, nah am Team und Trainer Wagner sein. Auch die Übergangsspieler aus dem Nachwuchs und Leihspieler soll Baumgartlinger betreuen.
Insgesamt eine spannende Neuausrichtung beim FCA, die sich nun einspielen und dann funktionieren muss. Klappt es, dürfte der gestandene Bundesligist seine Position in dieser Liga zumindest festigen.
Frank Linkesch