Europas größter Autokonzern Volkswagen und sein chinesischer Partner SAIC schließen ihr gemeinsames Werk im ostchinesischen Nanjing. Volkswagen China bestätigte entsprechende Informationen des »Handelsblatts«. Demnach steht die Produktion in Nanjing bereits still, die endgültige Schließung soll im zweiten Halbjahr schrittweise erfolgen. Es handelt sich um die erste vollständige Schließung eines großen VW-Werks in China.
Das Werk liegt in zentraler Lage in der Jiangning Economic and Technological Development Zone und war 2008 mit einer Jahreskapazität von 360.000 Fahrzeugen eröffnet worden. Zuletzt liefen dort der VW Passat und der Škoda Superb vom Band. Aus Konzernkreisen heißt es, die innerstädtische Lage habe Umbauten und Logistik erschwert, eine Umrüstung auf E-Auto-Produktion galt als unwirtschaftlich. Die verbleibende Produktion soll in das benachbarte Werk Yizheng verlagert werden. Der Passat zum Beispiel solle weiter in großen Stückzahlen produziert und verkauft werden, heißt es. Die Stadtregierung will sich nach SPIEGEL-Informationen außerdem bemühen, einen neuen Nutzer für die Fabrik in Nanjing zu finden, um den Weiterbetrieb zu gewährleisten.
Chinesischer Automarkt in Schieflage
Volkswagens Rückzug aus Nanjing steht exemplarisch für den strukturellen Wandel in China – und den wachsenden Druck auf VW im Wettbewerb mit heimischen E-Auto-Marken wie BYD oder Nio. Der chinesische Automarkt befindet sich derzeit in einer Schieflage: Es gibt ungefähr hundert Automarken, die aktuell deutlich mehr Fahrzeuge produzieren, als Kundinnen und Kunden kaufen wollen. Die Folge ist ein heftiger Preiskampf, der auch den VW-Konzern belastet. Bislang hatte Volkswagen sich in China allerdings lediglich aus einem kleineren Werk zurückgezogen, auf massiven Druck von Politikern, Investoren und Menschenrechtlern: Im November 2024 kündigte der Konzern an, seine umstrittene Präsenz in der chinesischen Uigurenregion Xinjiang zu beenden.