Der längste Tunnel der Welt muss dringend repariert werden. Das merken die Bewohner von New York vor allem daran, dass ihr Trinkwasser einen Tick anders schmeckt als sonst. Eine leicht torfige Mittelblume ist plötzlich festzustellen, besonders sensible Wassertrinker meinen auch, zarte Noten von Vorstadt und Supermarktparkplatz herauszuschmecken. Dabei ist New York doch eigentlich so stolz auf seine Wasserversorgung. Was hier aus den Hähnen kommt, wurde oft genug „der Champagner des Trinkwassers“ genannt.
Es ist in der Tat von so hoher Qualität, dass es nicht gefiltert werden muss. Dafür wird aber Chlor zugesetzt, um Bakterien und Keime abzutöten. Wenn man ehrlich ist, schmeckt das übliche New Yorker Champagner-Wasser ziemlich nach Hallenbad.
Das Delaware-Aquädukt ist knapp 137 Kilometer lang, es wird vom Guinness-Buch der Rekorde sowie von der Tunnelbau-Fachpresse als weltweit längster Tunnel „aller Arten“ anerkannt. Dieser Tunnel beginnt in den Catskill Mountains im Bundesstaat New York, führt dann in bis zu 346 Meter Tiefe unter dem Hudson River hindurch und endet nördlich der Bronx. Wie der Name schon andeutet, führt durch ihn keine Straße hindurch. Durch ihn fließt etwa die Hälfte des Trinkwassers der größten Stadt Amerikas.
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Alle Tunnel haben Lecks, das 1945 eröffnete Delaware-Aquädukt muss man sich an manchen Stellen jedoch eher wie ein Sieb vorstellen. Bis zu 135 Millionen Liter Frischwasser entweichen laut der Stadtverwaltung – täglich. Das wissen sie in New York seit 1988, aber sie haben dem Problem zunächst einmal für ein, zwei Jahrzehnte ganz entspannt zugesehen. Im Jahr 2008 startete dann wohl eine der abenteuerlichsten Expeditionen in der Geschichte des Klempnerwesens, sechs Tiefseetaucher hielten sich wochenlang in einer Art U-Boot dort unten auf und versuchten, bei laufendem Betrieb ein Ventil zu reparieren. 2010 kündigte die Stadt dann doch ein etwas umfassendes Reparaturprojekt an. Vierzehn Jahre und zwei Milliarden Dollar später leckt der Tunnel aber immer noch.
Die ersten elf Jahre gingen drauf, um einen rund vier Kilometer langen Ausweichtunnel um die größten Problemstellen herum zu bauen, etwa so wie bei einer Bypass-Herzoperation. Seither geht es darum, wann der fertige Ausweichtunnel angeschlossen wird. Dafür muss der alte Schacht aber geleert und etwa acht Monate lang stillgelegt werden. Immer wieder ist das vertagt worden, nun sollte es endlich so weit sein. Bürgermeister Eric Adams kündigte Ende September die letzte Phase des Projekts an. New York wird deshalb schon seit Wochen von einem anderen Reservoir versorgt, dessen Kapazitäten vorübergehend hochgefahren werden können. Seither schmeckt das Wasser anders, weniger nach Chlor, mehr nach Torf.
Vor wenigen Tagen jedoch hat Adams die Bypass-OP erneut um ein Jahr verschoben. Es sei derzeit zu trocken rund um New York, um acht Monate auf das Wasser des Delaware-Aquädukts verzichten zu können, sagte er. Der längste Tunnel der Welt wird also bald wieder geflutet, wegen akuter Trockenheit verschwendet die Stadt noch ein weiteres Jahr lang 135 Millionen Liter Trinkwasser pro Tag und die New Yorker bekommen ihren geliebten Chlorgeschmack zurück.