US-Einwanderungsbehörde: Kritik am ICE-Einsatz im Kindergarten in Chicago

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Beamte der US-Einwanderungsbehörde ICE haben in Chicago eine kolumbianische Kindergärtnerin vor den Augen der Kinder festgenommen. Der Einsatz stößt auf deutliche Kritik.

6. November 2025, 8:45 Uhr Quelle: DIE ZEIT, dpa,

Die Festnahme einer kolumbianischen Kindergärtnerin an ihrem Arbeitsplatz durch Beamte der US-Einwanderungsbehörde (ICE) in Chicago hat in den USA für Kritik gesorgt. In einem Video des Vorfalls ist zu sehen, wie zwei ICE-Agenten eine schreiende Frau aus dem Kindergartengebäude zerren, während die Frau beteuert, im Besitz gültiger Papiere zu sein. Der Einsatz soll am frühen Mittwochmorgen (Ortszeit) vor den Augen von Kindern und Betreuenden stattgefunden haben.

Das Video wurde von dem Vater eines Kindergartenkindes aufgenommen, später in den sozialen Medien geteilt und von US-Medien aufgegriffen. Eltern, Kollegen und Politiker kritisierten den Einsatz, wie die Washington Post berichtete. "Das sind mit die erschreckendsten Videoaufnahmen, die ich je in meiner Amtszeit gesehen habe", sagte der Lokalpolitiker Matt Martin dem Lokalsender NBC Chicago. "Bewaffnete Beamte patrouillierten in der Einrichtung, während sich Erzieherinnen und Kinder darin aufhielten", sagte Martin weiter und forderte die sofortige Freilassung der Kindergärtnerin. 

US-Regierung wirft Frau illegale Einwanderung vor

Nach Angaben des US-Heimatschutzministeriums (DHS) soll die Kindergärtnerin illegal aus Kolumbien in die USA eingewandert sein und im Oktober Menschenhändler bezahlt haben, ihre beiden Kinder in das Land zu schmuggeln. In einer Stellungnahme des Ministeriums heißt es, dass sie in die Kindertagesstätte geflüchtet sei, als sie bemerkte, dass sie von den Behörden verfolgt wurde. "Die illegale Einwanderin" sei im Eingangsbereich, nicht in der Einrichtung, festgenommen worden.

Der Kindergarten selbst widersprach dieser Darstellung und bestätigte lokalen Medien, die Frau habe nach seinem Kenntnisstand über alle erforderlichen Papiere verfügt, um in den USA arbeiten zu dürfen. Das US-Heimatschutzministerium teilte mit, dass eine Arbeitserlaubnis keinen legalen Aufenthaltsstatus in den Vereinigten Staaten verleihe. Die Genehmigung der Arbeitserlaubnis sei demnach unter der Regierung von Präsident Joe Biden erfolgt. 

Kritik an Vorgehen der ICE

Unter der Regierung von Präsident Donald Trump verschärft die US-Einwanderungsbehörde ICE ihre Maßnahmen gegen Migrantinnen und Migranten ohne gültige Papiere deutlich. Die Regierung argumentiert, sie gehe gezielt gegen "kriminelle Ausländer" vor, die eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellten.

Kritiker hingegen werfen der Trump-Regierung und der ICE Willkür, Härte und fehlende Menschlichkeit vor. Sie betonen, dass viele der Betroffenen keine Straftaten begangen hätten und dass derartige Einsätze Angst und Unsicherheit in Gemeinden mit hohem Migrantenanteil verstärkten. Besonders stark wird kritisiert, dass Razzien zunehmend in sensiblen Bereichen wie Schulen, Kitas oder Kirchen stattfinden. Diese Orte galten bislang als sogenannte "sensitive locations" und waren traditionell von solchen Aktionen ausgenommen.

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