Ein US-Forschungsteam hat erstmals beobachtet, wie ein Vulkan auf einem mittelozeanischen Rücken ausbricht. Die Besatzung des U-Boots »Alvin« stieß am vergangenen Dienstag gut 2500 Meter tief im Ostpazifik auf eine Partikelwolke mit frischer Lava, berichtet die »New York Times« .
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Das Team tauchte in einer von der National Science Foundation finanzierten Expedition ins Tica-Gebiet etwa 2000 Kilometer westlich von Costa Rica. Dort wollte es den Strom von Kohlenstoff aus sogenannten Schwarzen Rauchern untersuchen, aus denen durch das Erdinnere erhitztes Meerwasser schlotartig in den Ozean strömt.
Rund um diese hydrothermalen Quellen findet sich eine lebendige Unterwasserwelt. Dem Bericht zufolge sahen auch die Forschenden an Bord der »Alvin« in den vorangegangenen Tagen reichlich Krustentiere, Fische oder riesige Bartwürmer. Doch am Dienstag wirkte der dunkle Meeresboden plötzlich wie ausgestorben.

Blühendes Leben auf dem Meeresboden, vor der Eruption aus der »Alvin« aufgenommen
Foto: www.youtube.com / @WHOI»Mein Gehirn versuchte zu verstehen, was hier passierte«, zitierte die Zeitung den Meereschemiker Andrew Wozniak von der University of Delaware. »Wohin war alles verschwunden?«
Großteil des Vulkanismus unter Wasser
Die Forschenden begriffen bald, dass die Explosion eines Unterwasservulkans das zuvor blühende Ökosystem unter frischem Lavagestein begraben hatte – und offenbar immer noch im Gang war. Eine Partikelwolke trübte die Sicht aus dem U-Boot, darin trieben gelb leuchtende Punkte, die aus dem Boden aufstiegen und dann verglühten: offenbar noch brennende Lava, die im Wasser abkühlte. Die Wissenschaftler wurden Zeugen, wie sich neuer Meeresboden an der Trennlinie der Kontinentalplatten bildete.

Lavafleck (im Kreis)
Foto: www.youtube.com / @WHOI»Es war ein unglaublicher Anblick«, sagte Kaitlyn Bearshear von der Woods Hole Oceanographic Institution, die das U-Boot kommandierte. »Ich kann nicht glauben, dass wir so ein Glück hatten, nur wenige Stunden nach der Eruption dort zu sein.« Aus Sorge um die Sicherheit der Crew beschloss Bearshear jedoch, zum Forschungsschiff »R/V Atlantis« zurückzukehren.
Dort hatten Messgeräte den Vulkanausbruch ebenfalls aufgezeichnet. Völlig überraschend kam er nicht, Woods Hole hatte eine Eruption im Tica-Gebiet nach jahrzehntelangen Messungen von Temperatur und Chemie des Wassers für dieses Jahr vorausgesagt.

Das Forschungsschiff »R/V Atlantis«
Foto: www.youtube.com / @WHOIDer Großteil des Vulkanismus auf der Erde spielt sich unter Wasser ab, konzentriert auf die Gebirgsketten in der Mitte der Ozeane wie dem Ostpazifischen Rücken, zu dem das Tica-Gebiet zählt. Doch erst zweimal bisher wurden Ausbrüche unter Wasser beobachtet, nie zuvor auf einem mittelozeanischen Rücken, bestätigte der Vulkanologe Bill Chadwick von der Oregon State University. »Das ist eine superaufregende Premiere«, so der Forscher, der nicht an der Expedition beteiligt war.
Die Forschenden wollen jetzt untersuchen, wie sich der Vulkanausbruch auf die Chemie des Ozeans auswirkt und wie der neue Meeresboden von Mikroben besiedelt wird, die dem Entstehen neuer Ökosysteme vorangehen, das aber erst einmal aus sicherer Entfernung: von Bord der »Atlantis«.