Union gegen Stuttgart: Fußballherz, was willst du mehr?!

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Bis rein in die sechsminütige Nachspielzeit des ersten Durchgangs lieferten sich Union Berlin und der VfB Stuttgart ein unerwartetes Spektakel mit tollen Toren und Abwehrfehlern. Bundesliga-Rekord inklusive. Ein Erlebnis-Kommentar vom 4:4 aus dem Stadion von Union-Reporter Jannis Klimburg.

 Union Berlin um Steffen Baumgart (re.).

Klassenerhalt gesichert - und das nach einem denkwürdigen Heimspiel voller Tore gegen den VfB Stuttgart: Union Berlin um Steffen Baumgart (re.). IMAGO/Matthias Koch

Wenn die Zuschauer An der Alten Försterei zur Pause mit einem ungläubigen Blick, einem inneren Lachen und mit Händen vor den Köpfen an der Pressetribüne vorbei Richtung Getränkestand schlendern, weißt du, dass diese ersten 45 Minuten plus sechsminütiger Nachspielzeit welche der ganz besonderen Art waren.

"Dann gewinnen wir eben 9:8", "Dit ist doch nicht mehr mein Union" oder "Ich muss meine Dauerkarte zurückgeben - ich hatte doch keine Handball-Dauerkarte bestellt", scherzten die Fans untereinander.

Als Reporter über den Klub aus dem Südostens Berlins ist man eine klangvolle Atmosphäre, beeindruckende Choreos und spannende Spielverläufe mit oftmals hitzigen Schlussphasen gewohnt. Aber mit Toren wurde bei Spielen mit Beteiligung von Union Berlin zumeist gegeizt.

Deswegen bin ich auch mit solch einer Erwartungshaltung in den Samstagabend gegangen, dass ich wohl einmal mehr eher wenige Tore, sondern stattdessen viel Abnutzungskampf und packende Zweikämpfe betrachten dürfte.

Der Knaller von Querfeld

Dieser Samstagabend aber hatte weit mehr geplant. Oder anders: Ich wurde eines Besseren belehrt. Die Journalisten-Kollegen neben mir haben nach dem frühen 2:0 durch Andrej Ilic und Diogo Leite bereits ihren Text über den bevorstehenden Klassenverbleib Union Berlins zu 99 Prozent fertig geschrieben, es hätte in die oberste Zeile eigentlich nur noch das Endresultat eingetragen werden müssen. Aber da hatte man die Rechnung ohne den VfB Stuttgart gemacht.

Ein Treffer schöner als das andere waren die Folge - darunter auch ein absolutes Sahnestück. Das absolute Highlight dieses 30. Bundesliga-Spieltags nämlich war der Distanzknaller von Leopold Querfeld aus zirka 35 Metern, der wohlgemerkt Innenverteidiger ist und bis dato im Training nicht als Torschütze mit solch einem feinen rechten Fuß groß aufgefallen war.

Union Berlin vs. VfB Stuttgart

Union Berlin und der VfB Stuttgart haben sich mit 4:4 getrennt - Bundesliga-Rekord inklusive. IMAGO/Contrast

Und anscheinend auch nicht den Mitspielern, die sich beim Jubel ein Lachen und einen ebenso ungläubigen Blick wie die Fans nicht verkneifen konnten - auch wenn Kapitän Christopher Trimmel genauso wie sein Trainer Steffen Baumgart im Nachgang bei Sky meinte, Querfeld falle schon auch mit Schüssen dieser Art im Training auf und käme sogar in einem Bundesliga-Spiel als Freistoßschütze zumindest in Betracht.

Ein 4:4 mit nettem Nebeneffekt für Union

Beide Teams spielten sich in jedem Fall in diesem furiosen ersten Abschnitt in einen Rausch, sodass die Zuschauer in Durchgang eins gleich acht Treffer bestaunen durften. Ein 4:4 zur Halbzeit hatte es bis dato in der Geschichte der Bundesliga noch nie gegeben.

Fußballherz, was willst du mehr?!

Überspitzt gesagt ähnelte dieses Spiel einem Sommerkick ohne Abwehr mit Schüssen aus allen Lagen. Selbst die Spieler auf dem Rasen konnten sich bei diesen vielen Treffern das ein oder andere ungläubige Staunen oder Lächeln nicht verkneifen. Zum Glück durfte ich live dabei sein.

Da ist es auch nicht weiter tragisch, dass der zweite Abschnitt dann so verlief, wie man die Begegnung von Anfang an erwartet hatte - mit tiefstehenden, sauber verteidigenden und oftmals blockenden Eisernen und einem druckvollen, aber in letzter Instanz zu ideenarmen VfB. Wenig Torraumszenen, kaum Chancen und viele hitzige Duelle standen auf der Tagesordnung.

Und dennoch wird die Partie einem noch sehr lange im Gedächtnis bleiben. Zum einen, weil die ersten 45 Minuten wahrscheinlich in der Form in der Alten Försterei nicht mehr vorkommen werden. Zum anderen, weil die Eisernen mit dem 4:4 gegen Stuttgart vier Spieltage vor Ultimo den auch im Vorfeld schon nahezu gesicherten Klassenverbleib auch rechnerisch perfekt gemacht haben und somit ab dem Sommer in ihre siebte Bundesliga-Saison gehen werden …

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