Das MIDI-Keyboard ESI XSynth ist sehr flach und klein, vergleichbar mit der Ultrabook-Geräteklasse bei Laptops, nur eben für Desktop-Keyboards. Es hat zudem eine Synth-Engine an Bord, sodass es sich als Synthesizer für den mobilen Einsatz anbietet. Der XSynth bringt dabei 25 vergleichsweise große Tasten (ESI nennt sie "Full Size") mit – jedoch mit sehr geringem Hub von rund 2 mm. Dabei liefern sie polyphonen Aftertouch – ebenfalls ungewöhnlich in dieser Geräteklasse. Das Aluminium-Gehäuse bleibt leicht, verleiht dem Gerät jedoch eine hochwertige und stabile Anmutung. Das Gerät kommt auf etwa auf die Maße 39×14×2,7 cm und wiegt rund 650 Gramm. Trotz der geringen Größe haben alle Bedienelemente ausreichend Platz.
Der XSynth vereint State-of-the-Art-Technik mit intuitiver Bedienbarkeit. Lediglich eine Powerbank und ein Kopfhörer genügen, um damit loszuspielen. Neben dem kombinierten Anschalter und Lautstärkeregler finden links vom OLED-Display vier Endlos-Enkoder auf dem Bedienfeld des XSynth Platz. Der Hersteller ist recht stolz auf deren Form, die den Fingern der Bediener schmeicheln und angepasst sind. Sie sitzen straff, nichts wackelt. Ein fünfter Drehregler sitzt ganz rechts außen und dient der Patch-Auswahl. Dazu gesellen sich einige, teils ebenfalls Anschlag-dynamische, Gummi-artige Taster. Für Pitch-Bend und Mod-Wheel springen die ebenfalls ein – ungewohnt, aber dennoch unerwartet gut benutzbar. Das Display lässt sich gut ablesen und zeigt die Parameter an, die mit den Dreh-Enkodern verstellbar sind. Nach kurzer Zeit springt das Display dann um und zeigt die aktuelle Wellenform des Ausgangssignals an.
Aufgrund der Bauform sind die Anschlüsse ebenfalls größenreduziert. USB-C dient zur Stromversorgung oder Anbindung an PC oder Tablet, überträgt zudem MIDI oder die Audiodaten des integrierten Audio-Interfaces. Das liefert 24 Bit bei 96 kHz Samplerate ab – damit rechnet der Synthie auch intern; das am Aux-In anliegende Signal digitalisiert der XSynth ebenfalls so. Weiterhin finden sich je eine 3,5 mm-Klinkenbuchse, die mit TRS einen MIDI-Ein- und Ausgang liefern, dabei. Dasselbe Buchsenformat gibt es für Kopfhörer, für Line-Out und Aux-In.
Unter der Haube
ESI hat vom Hersteller CME die Xkey-MIDI-Controller-Reihe übernommen, worauf auch der XSynth basiert. Darin verrichtet ein ASIC, konkreter ein Custom DSP namens RWA828 seinen Dienst. Genauere Details hat ESI auf unsere Anfrage nicht genannt, aber der IC könne insbesondere viele Samples parallel abspielen, die die Basis für die Oszillatoren darstellen. Außerdem hat der Chip zahlreiche Audio-Ein- und Ausgänge, beherrscht USB, MIDI und mehr. Daher kann er auch direkt als Audio-Interface dienen – und als DSP sogar eine Synthesizer-Engine bereitstellen. Eigene Samples lassen sich nicht auf den XSynth verfrachten, da der ASIC bereits nahe seiner Limits wandelt.
Synthesizer-Engine
Die von ESI implementierte Synthesizer-Engine bezeichnet der Hersteller als virtuell-analoge subtraktive Synthese. Sie basiert auf drei Oszillatoren je Stimme. Die Oszillatoren werden durch die Samples emuliert – auch die klassischen Wellenformen Sinus, Sägezahn oder Rechteck lassen sich damit einfach abbilden. Sie ermöglichen jedoch auch wie bei Wavetable-Synthese komplexere Strukturen für interessante Klänge. Bis zu zehn polyphone Stimmen kann die Engine bereitstellen.
Die Mod-Matrix mit 16 Slots ermöglicht, direkt auf die drei Oszillatoren einzuwirken, oder etwa LFOs auf Filter wie die drei AHDSR-Hüllkurven zu mappen. Zudem liefert der XSynth drei Effektsektionen und einen Equalizer. Damit lassen sich selbst aus einfachen Oszillatoren komplexe Klänge und Klangverläufe erzeugen. Einige der mitgelieferten Presets – insgesamt 512 nimmt der XSynth in vier Bänken auf – umfassen komplette Drumkit-Sample-Sammlungen, sodass sich auch die Drum-Spur direkt aus dem Geräte erzeugen lässt.
Angespielt
Der XSynth ist nach dem Auspacken direkt einsatzbereit. Für Windows liefert ESI einen eigenen ASIO-Treiber auf der Download-Seite zum XSynth. Daneben findet sich etwa auch der XSynth-Editor für komplexere Einstellungen des XSynth mit Firmware 1.0, für macOS und Windows. Damit lässt sich die Firmware des Mini-Synthesizers auf den aktuellen Stand bringen. Bislang stellt ESI für das aktuelle Firmware-Update noch kein Changelog bereit.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmung wird hier ein externes Video (TargetVideo GmbH) geladen.
Videos immer laden
In einer Digital-Work-Station (DAW) wie Studio One lässt sich der XSynth schnell und einfach nutzen – entweder als MIDI-Gerät, das Interessierte jedoch selbst anlegen müssen, oder direkt über das Audio Interface. Schon in wenigen Minuten lassen sich bereits mit den Presets gut klingende Spuren erzeugen und übereinanderlegen. Der XSynth liefert dabei ein Stereo-Signal ab. Die eingebauten Effekte klingen dabei durchaus brauchbar. Anders als etwa beim M-VAVE SMK-37 Pro hakelt nichts, der ESI XSynth macht direkt Spaß.
Die flachen Tasten mit geringem Hub stellen für gelernte Keyboarder oder Klavierspieler möglicherweise eine Hürde dar. Für den Gelegenheitsspieler funktionieren sie erstaunlich und unerwartet gut. Wer möchte, kann den internen Synthesizer in den Einstellungen auch abstellen. Der XSynth läuft dann als reines MIDI-Keyboard.
Der ESI XSynth war bereits länger angekündigt. Tatsächlich lieferbar ist er etwa seit Ende Juli. Derzeit kostet er 369 Euro bei allen üblichen Musikinstrumentenversendern.
(dmk)