Ukraine-Krieg: Bericht mehrt Zweifel an Donald Trumps Bereitschaft zu neuen Russlandsanktionen

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US-Präsident Donald Trump verliert offenbar weiter das Interesse daran, an einem Ende des Ukrainekriegs mitzuarbeiten. Wie die »New York Times « unter Berufung auf mehrere Insider berichtet, soll Trump im Anschluss an sein Gespräch mit Russlands Präsident Wladimir Putin am Montag auch intern angedeutet haben, seine Vermittlungsbemühungen zurückzufahren.

Die Zeitung berichtet dies mit Verweis auf sechs Personen, die über ein Telefonat zwischen Trump, dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und weiteren europäischen Staats- und Regierungschefs informiert sein sollen. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz hatte an dem Telefongespräch mit Trump teilgenommen.

Trump soll sich demnach von einer gemeinsam mit den westlichen Partnern orchestrierten Druck- und Sanktionskampagne gegen Russland distanziert haben, heißt es in dem Bericht. Mehrere europäische Beamte gewannen demnach durch die Aussagen Trumps den Eindruck, dass künftig nicht mit weiteren US-Sanktionen gegen Russland zu rechnen sei.

Zuletzt drohte Trump noch mit Sanktionen

Dabei hatte Trump zuletzt phasenweise noch mit neuen Sanktionen gedroht. »Wenn der Waffenstillstand nicht eingehalten wird, werden die USA und ihre Partner weitere Sanktionen verhängen«, schrieb Trump noch am 8. Mai nach einem Telefonat mit Herrn Selenskyj auf seiner Plattform Truth Social.

Russland und die Ukraine müssten den Konflikt künftig unter sich lösen, soll Trump demnach in dem Gespräch mit Selenskyj und den Europäern gesagt haben. Die Aussagen stehen in starkem Kontrast zu der Vermittlerrolle, die Trump bislang für sich beansprucht hatte. Einst versprach der Präsident gar, er könne den seit mehr als drei Jahren laufenden Konflikt binnen 24 Stunden lösen.

Dass Trump sich den europäischen Sanktionen nicht anschließen will, hat laut »New York Times« offenbar auch wirtschaftliche Motive. Wie die Zeitung unter Berufung auf einen Mitarbeiter im Weißen Hauses berichtet, fürchtet man offenbar, dass durch neue Strafmaßnahmen US-Geschäfte mit Russland in weitere Ferne rücken könnten. Trump aber wolle die wirtschaftlichen Möglichkeiten der USA erweitern.

Bericht konterkariert Wadephuls Optimismus

Der Bericht weckt weitere Zweifel, ob es tatsächlich weitere US-Sanktionen gegen Russland geben könnte. Um diesen Eindruck hatte sich zuletzt etwa Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) bemüht.

»In den Vereinigten Staaten wird ein umfangreiches Sanktionspaket vorbereitet«, sagte Wadephul am Dienstagabend im ZDF-»heute journal« . Dies müsse aber erst parlamentarisch vorbereitet werde, bevor es wirksam werden könne. »Nach allem, was ich höre, wird das geschehen.«

Auch verstehe er Trumps Fazit aus dem jüngsten Telefongespräch mit Putin so, dass der US-Präsident seinem russischen Amtskollegen einen Weg an den Verhandlungstisch zeigen wolle.

Pistorius kritisiert Trumps Vermittlungsstrategie

Deutlich skeptischer äußerte sich dagegen Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). »Meine Erwartung war schon nicht besonders hoch, und diese Erwartung ist im Grunde noch unterboten worden«, sagte Pistorius im Deutschlandfunk über das jüngste Telefonat zwischen Putin und Trump. »Es passiert eigentlich gar nichts, außer dass immer noch wieder eine neue Zeitschleife eingezogen wird«, so der Minister.

Womöglich habe sich Trump mit seinem Ansatz verkalkuliert, mutmaßte Pistorius. »Ich glaube, er hat einfach die Verhandlungssituation mit Wladimir Putin nicht richtig eingeschätzt oder seine Wirkmacht als amerikanischer Präsident.«

Ein Sprecher der Bundesregierung bemühte sich am Mittwoch derweil laut der Nachrichtenagentur Reuters, den Eindruck einer geschlossenen westlichen Allianz aufrechtzuerhalten. Man stehe auch mit den USA weiter über neue Russlandsanktionen im Austausch. »Ich kann diese internen amerikanischen Debatten nicht kommentieren, aber seien Sie versichert, dass Europa und die Bundesregierung auch mit allen Akteuren in den USA im Gespräch sind.«

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